Handball:Jenseits aller Ziele

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Nur kurz in Schieflage: Brucks Spielgestalter Christian Haller muss in Rodgau zwar eine Niederlage hinnehmen, die Saison aber läuft perfekt. (Foto: Günther Reger)

Martin Wild, Drittliga-Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer, will sich über das 26:27 in Rodgau nicht ärgern. Ein Platz im DHB-Pokal ist bereits sicher - und eine Rückkehr von Wunschspieler Johannes Stumpf deutet sich an

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

In der dritten Handballliga gibt es nach dem Spiel Pressekonferenzen, meist im Foyer der jeweiligen Halle. Diese bieten kurz nach den Spielen oft interessante Einblicke in die Trainerseelen. Vor Wochenfrist etwa war dem isländischen Coach von Tabellenführer TV Hüttenberg, der am Wochenende die Rückkehr in die zweite Bundesliga perfekt gemacht hat, im Vorraum der Wittelsbacher Halle zu Fürstenfeldbruck wunderbar anzumerken, dass er so gar nicht mit einem Punktverlust beim Verfolger gerechnet hatte. Nun also war es an Martin Wild, in der Sporthalle Nieder-Roden ein Negativerlebnis zu moderieren, sein Team hatte die Partie beim Tabellensechsten mit 26:27 knapp und unglücklich verloren. Wild machte aber einen aufgeräumten Eindruck, als er sagte: Es sei ja bisweilen schwer, so kurz nach einem Spiel fundierte Analysen von sich zu geben, aber "ich bin schon sehr klar im Kopf".

Seine Mannschaft habe "Ordentliches geleistet", weshalb sie keine Vorwürfe verdiene. Sicher, die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit bezeichnete der TuS-Trainer als "Katastrophe", aber eingedenk "der vielen Verletzten bin ich absolut zufrieden", so Wild, was im Übrigen nicht nur für dieses Spiel gelte. Fürstenfeldbrucks Trainer zog im Hessischen also schon mal ein kleines Saisonfazit, vielleicht auch deshalb, weil der Moderator in der Rodgauer Halle den TuS mehrmals als das Überraschungsteam dieser Spielzeit bezeichnet hatte.

Besonders überraschend kommen die Leistungen der TuS-Handballer schon seit geraumer Zeit nicht mehr daher, auch in Rodgau bestätigten sie ihre herausragende Rolle. Und das, obwohl in den Haupttorschützen Sebastian Meinzer, Maximilian Lentner und Frederik Hartz erneut eine komplette Rückraumreihe fehlte. Das Verletzungspech indes nimmt kein Ende, zwar haben Lentner und Hartz das Training wieder aufgenommen, was leise Hoffnungen auf einen Einsatz in den verbleibenden vier Spielen nährt. Dafür hat sich der gerade erst von einem Mittelfußbruch genesene Andreas Knorr an derselben Stelle im Montagstraining wieder wehgetan - die genaue Diagnose steht noch aus.

Allein deshalb muss Wild ständig improvisieren: Gegen Rodgau ließ er das Talent Alexander Leindl die komplette zweite Halbzeit im Rückraum spielen, der 18-Jährige dankte es mit drei Treffern und der berechtigten Hoffnung, dass der nächste Nachwuchsspieler bereit steht. Auch über die Schlussphase, in der die Brucker beim 26:24 drei Minuten vor dem Ende in Überzahl schon wie der sichere Sieger aussahen, wollte sich Wild nicht lange ärgern. Korbinian Lex, Marcus Hoffmann und Knorr hatten den Sieg in der Hand - und vergaben ihn. Der TuS ist nun hinter Elbflorenz auf Rang drei zurückgefallen, auch das ficht Wild nicht an: "Wir haben unsere Saisonziele alle erreicht, jetzt schon."

Und die wurden mehrmals nach oben korrigiert: Ursprünglich ging es um den Klassenerhalt, das war bald erledigt. Dann sollte es der sechste Platz sein, der einen Startplatz in der Hauptrunde des DHB-Pokals sichert. Das ist den Bruckern vier Spieltage vor Saisonende bereits nicht mehr zu nehmen. Schon jetzt sind sie also mehr als im Soll. Auch weil Wild die Zusage hat, dass nahezu alle Spieler bleiben.

Und Wild hat noch einen Grund zur Freude: Er habe den Kontakt zu Johannes Stumpf, der vor der Saison zum Bundesligisten Balingen-Weilstetten gewechselt ist, stets gepflegt. Stumpfs Saison in Württemberg war von Verletzungen geprägt, Einsätze bekam er nur in der zweiten Mannschaft, auch das Training mit den Profis hielt sich in sehr engen Grenzen. Wild sagt, Stumpf sei sein Wunschspieler, mehr gebe es noch nicht zu sagen. Nach SZ-Informationen stehen einer Rückkehr des Rückraumspielers nur noch Details im Weg. Auch scheint sich zu verdichten, dass die Brucker kommende Saison wieder in der Süd- statt in der Ost-Staffel antreten müssen. Wild, daraus macht er keinen Hehl, fühlt sich wohl im Osten. Die Fahrten sind zwar weiter, die Gegner aber liegen dem TuS augenscheinlich besser. Er sagt: "Wir können es sowieso nicht ändern."

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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