Handball:Fast wie Weihnachten

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Schwer zu bremsen: Johannes Stumpf , der in Hochdorf fünf Tore erzielte, und die Fürstenfeldbrucker Drittliga-Handballer lassen sich derzeit durch nichts aus dem Rhythmus bringen. (Foto: Günther Reger)

Wider alle Rückschläge gewinnen Brucks Handballer in Hochdorf und holen sich die Tabellenführung zurück.

Von Thomas Jensen, Fürstenfeldbruck

Auch das noch, die Grippe. Der ohnehin durch Verletzungen gebeutelte Kader der Brucker Handballer wurde weiter minimiert. Weder Spielmacher Falk Kolodziej noch Rechtsaußen Gianni Huber konnten während der vergangenen Woche auch nur einmal am Training teilnehmen. Dass Trainer Martin Wild am Samstag in Hochdorf würde improvisieren müssen, war ihm allerdings schon vor den beiden Erkrankungen klar, als sich am vergangenen Spieltag Yannick Engelmann und Sebastian Meinzer verletzten. Unter anderem aktivierte er das TuS-Urgestein Christian Haller, der seine Karriere in der ersten Mannschaft eigentlich schon beendet hat. Die Vorzeichen für die Auswärtsaufgabe beim Tabellenelften der dritten Liga waren also alles andere als vielversprechend, allerdings nicht wegen Haller, der nach der Meinung seines Trainers eine sehr ordentliche Leistung ablieferte.

Anders gestaltete sich die Situation bei den Gastgebern, die auf zwei wiedergenesene Größen bauen konnten. Marvin Gerdon im Rückraum und Tim Götz auf Rechtsaußen taten den Panthern besonders weh, "vor allem durch ihre Schnelligkeit, bei der wir uns in der Verteidigung schwertaten" wie Wild einräumte. Beide waren mit jeweils sechs Treffern die besten Schützen des Gastgebers.

Dieses kleine Manko blieb allerdings der einzige negative Punkt in Wilds Fazit, ansonsten war er ausnahmsweise rundum zufrieden, wie er nach dem 34:28-Erfolg angab: "Nicht nur die Art und Weise war heute beeindruckend, sondern auch die Souveränität. Das war im Stile einer Spitzenmannschaft." Taktgeber dieser Spitzenmannschaft war einmal mehr Kolodziej, der genau wie Gianni Huber auf den Punkt doch noch fit wurde.

Spätsymptome der Grippe waren ihm nicht anzumerken, Kopfschmerzen bereitete er höchstens dem Gegner, wie Wild diagnostizierte: "Wir haben auf alle defensiven Formationen des Gegners die richtige Antwort gefunden, gerade Falk hat das überragend gemacht."

Überragend agierte am Samstagabend ein weiterer Panther: Linksaußen Felix Kerst erzielte insgesamt 13 Tore. Nachdem sich die Brucker durch eine so gut aufgelegte Offensive und eine von Beginn an kompakt arbeitende Abwehr einen Vorsprung erarbeitet hatten, gaben sie diesen auch nicht mehr ab, nach der 22. Minute betrug er stets mindestens drei Tore, meistens sogar ein paar mehr. "Mit dem Selbstvertrauen läuft's halt dann", erklärte der Coach diese Leistung, der inzwischen nicht mehr wirklich überrascht von derartigen Auftritten scheint. Die sehr begrenzten Wechselmöglichkeiten waren dann auch kein so großes Problem mehr, da Wild keine großen Änderungen auf dem Parkett vornehmen musste. Allerdings forderte dieser Umstand seinen Spielern auch einiges an Energie ab, die ersten 50 Minuten hatten die Akteure in der Offensive nahezu keine Verschnaufpause.

Dass dieses System auch seine Risiken birgt, ist dem 40-Jährigen durchaus bewusst, vorerst wird er allerdings darauf zurückgreifen müssen. Auch am kommenden Samstag, beim vorgezogenen Spiel in Pforzheim. Der Tabellenzehnte hatte dem Tabellenführer die erste von bisher zwei Saisonniederlagen zugefügt, seitdem können sie die hohen Ambitionen an der Enz allerdings nicht mehr erfüllen. "Wir haben noch eine Rechnung offen und das Momentum ist aktuell klar auf unserer Seite", äußerte Wild sich selbstbewusst.

Das Hinspiel war das aus seiner Sicht bisher schlechteste Saisonspiel, auch weil Alexander Leindl und Johannes Stumpf verletzt fehlten. Solchen Widrigkeiten zu trotzen, bereitete dem TuS im weiteren Saisonverlauf allerdings keine gravierenden Schwierigkeiten mehr, ebenso wie der Spielplan. Am Samstag werden die Fürstenfeldbrucker zum 14. Spieltag ihre neunte Auswärtsreise antreten.

"Als wir uns vor der Saison den Spielplan angeschaut haben, war unser Ziel, bis Weihnachten einfach nur irgendwie an der Spitzengruppe dranzubleiben. Dass es so läuft, damit konnte keiner rechnen", ordnet Martin Wild den anhaltenden Höhenflug ein. Die daraus resultierende Spitzenposition in der Liga fühlt sich an der Amper dementsprechend wie eine vorgezogene Bescherung an.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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