Süddeutsche Zeitung

Handball:Der Extraschluck für Platz eins

Der Männer-Drittligist Fürstenfeldbruck verhindert in Kornwestheim ein Déjà-vu, für die Frauen des ASV Dachau und des HCD Gröbenzell verläuft der Spieltag weniger wunschgemäß.

Von Marie Schneider und Ralf Tögel

TuS Fürstenfeldbruck

Martin Wild hatte viel Grund zur Freude an diesem Wochenende. Zunächst war da der 25:23-Sieg bei Salamander Kornwestheim, ein kleines Husarenstück, denn in der Vergangenheit wurde im Baden-Württembergischen stets verloren. Weil die Partie bereits am Freitagabend stattgefunden hatte, durften sich der Trainer der Fürstenfeldbrucker Drittliga-Handballer nebst Personal zudem über ein "freies Wiesn-Wochenende" freuen, am reservierten Tisch nahmen die TuS-Handballer zum Oktoberfestauftakt auch noch als Tabellenerster Platz. Und als am späten Abend die Kunde von der überraschenden 32:34-Niederlage der Reserve der Rhein-Neckar Löwen in Plochingen die Runde machte, da nahmen die Akteure dem Vernehmen nach einen klitzekleinen Extraschluck auf den Platz an der Sonne, der nunmehr bis zum kommenden Spieltag Bestand hat.

Dabei spielte sich die Partie in der Metropolregion Stuttgart nach bekanntem Muster ab. Der TuS zeigte eine famose Leistung in der ersten Halbzeit und spielte den ehemaligen Zweitligisten förmlich unter den Biertisch. Wild sah eine "fantastische Abwehr" vor dem einmal mehr überragenden Michael Luderschmid im Tor, dessen Einsatz am Donnerstag wegen einer Grippe noch äußerst fraglich war. Darüber hinaus ragten Johannes Stumpf (8 Tore) und Yannick Engelmann (7) im Angriff heraus, die zusammen 15 der 25 Brucker Tore erzielten und am 16:9-Halbzeitstand maßgeblichen Anteil hatten. Nach dem Wechsel "war Kornwestheim eine andere Mannschaft", so Wild, aggressiv in der Abwehr und zielstrebig im Abschluss, der Gastgeber kam heran. Auf 17:19 zunächst, doch der TuS bäumte sich vor der nun frenetischen Kulisse auf, legte einen Zwischenspurt zum 24:18 hin - um erneut zu schwächeln. 15 Fahrkarten produzierten die Gäste im zweiten Abschnitt, in dieser Phase habe Wild gedacht: "Nicht schon wieder!". Denn die vergangenen drei Partien in Kornwestheim waren stets nach diesem Muster abgelaufen: Der TuS dominierte, ließ sich aber auf der Zielgeraden abfangen. Eine Minute vor Schluss hatte der Gegner beim 23:24 den Ball, doch Falk Kolodziej provozierte mit all seiner Zweitligaerfahrung ein Stürmerfoul und Engelmann traf zum 25:23-Endstand. Acht Punkte aus den ersten sechs Spielen hatten sich die Brucker zum Ziel gesetzt, "die haben wir nach fünf Spielen", so Wild. Nun werde er neue Ziele definieren - "aber erst am Montag".

HCD Gröbenzell

Es schien, als wolle Konstantin Schlosser das Spiel einfach hinter sich lassen: "Wir können gerne jetzt sprechen, dann ist es erledigt", sagte der Trainer des HCD Gröbenzell am Samstagabend nach der 21:26-Heimniederlage seines Teams gegen den TSV Wolfschlugen. Ganz unzufrieden war er jedoch auch nicht. "Das war jetzt kein Rückschritt", sagte er im Vergleich zum ersten Saisonspiel in der dritten Liga gegen Allensbach, wo es für einen Sieg gereicht hatte. Die Gegner hätten einfach "eine Ecke mehr Glück" und eine sehr gute Torhüterin gehabt.

Doch zunächst dominierten die Frauen aus Gröbenzell die Partie. "Wir sind ganz gut gestartet und haben gut umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten", lobte Schlosser. So lag die Heimmannschaft nach gut drei Minuten schon 2:0 in Führung. Wolfschlugen fing dann jedoch auch an, Tore zu erzielen - die Partie blieb bis etwa zur Hälfte der ersten Halbzeit ausgeglichen. "Wir waren konstant in der Deckung", erläuterte Schlosser, wodurch sein Team einige Tore verhindern konnte und gleichzeitig durch Treffer von Jana Epple und Kirsten Walter weiterhin punktete. Die 9:5-Führung gaben die Gastgeber vor der Pause durch viele individuelle Fehler wieder her und starteten sogar mit einem 11:12-Rückstand in die zweite Hälfte.

Gegen die aggressive Deckung der Gäste fiel dem Team aus Gröbenzell wenig ein. In den ersten 13 Minuten der zweiten Halbzeit trafen sie lediglich zwei Mal, die Gegner hingegen neun Mal. Insbesondere Mara Seitzer aus Wolfschlungen überzeugte mit ihrem Offensivspiel und insgesamt acht Toren. Die Gastgeber kämpften sich noch einmal heran, schafften es aber nicht, die hohe Führung noch aufzuholen und verloren am Ende 21:26. "Wir hatten im Abschluss Pech", fasste Schlosser zusammen. Schwierig sei das Spiel auch aufgrund des Fehlens der Kreisläuferinnen Belen Gettwart (Zahn-Operation) und Verena Obermeier (Bänderverletzung) gewesen. "Wir mussten mit vielen Spielerinnen am Kreis spielen, die eigentlich eher Rückraumspielerinnen sind. Das ist eine schwierige Situation." Nun komme es darauf an, die Ballverluste zu reduzieren und die Chancen besser zu verwerten. Am besten schon im Derby gegen Haunstetten (Donnerstag, 3. Oktober, 17 Uhr).

ASV Dachau

Die letzten zehn Minuten - da zeigt sich dann eben doch oftmals der Unterschied zwischen einem Aufsteiger und einem erfahrenen Drittligisten. Auch wenn es das gesamte Spiel über anders aussah: Am Ende setzte sich der TSV Haunstetten gegen Aufsteiger ASV Dachau durch und gewann die Partie 27:25. "Wir haben eine sehr, sehr gute Leistung gezeigt, besser als letztes Wochenende. Und dann unglücklich verloren", fasste Dachaus Co-Trainer Stefan Weidinger das Spiel zusammen.

Bereits in den ersten sechs Minuten zeigte der Favorit mit einem 4:1-Lauf seine Überlegenheit. "Wir sind schlecht ins Spiel gestartet", erklärte Weidinger, aber nach und nach steigerten sich die Gäste aus Dachau und schafften den Ausgleich in der zwölften Minute. "Dann haben wir das Spiel auf unsere Seite gedrängt", so Weidinger. Durch aggressive Abwehrarbeit verhinderten die Dachauer weitere Gegentore und legten in der Offensive selbst nach. Sie schafften es jedoch nicht, die 12:8-Führung bis zur Pause zu halten. "In den letzten Minuten gab es noch einmal einen kleinen Bruch", so Weidinger. Mit zwischenzeitlich nur vier Spielerinnen aufgrund von zwei Zeitstrafen fiel es den Gästen schwer, im Spiel zu bleiben - führten aber zur Halbzeit dennoch mit einem Tor.

Nach der Pause gestaltete sich das Spiel sehr ausgeglichen, keine der Mannschaften setzte sich entscheidend ab. Acht Minuten vor Abpfiff führten dann die Gastgeber mit einem Tor, weil sich ihre "Routine und Abgeklärtheit" bemerkbar machte, so Weidinger. Die Schlussphase dominierte weiterhin Haunstetten, vier Minuten vor Ende führten sie mit drei Toren. "Die ein, zwei technischen Fehler zu viel wurden vom Gegner eiskalt bestraft", sagte der Co-Trainer. Man müsse in Zukunft cleverer und abgeklärter agieren, um solche Spiele zu gewinnen. Dann hätte der Aufsteiger auch gegen erfahrene Drittligisten eine Chance.

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SZ vom 23.09.2019
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