Handball 3. Liga:Schwache Leistung

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Der HCD Gröbenzell ist gegen Tabellenführer Nürtingen chancenlos

Von Florence Niemann, Gröbenzell

Dumpf schepperte es in der Gröbenzeller Sporthalle, als die massive Holzbank auf dem Hallenboden aufschlug. Hendrik Pleines, Trainer der ortsansässigen Drittliga-Handballerinnen, musste Dampf ablassen. Diese Bank erschien ihm als geeigneter Sündenbock, mit beiden Händen wuchtete er eine der beiden Auswechselbänke ein Stück in die Höhe und ließ sie wieder zu Boden krachen - glücklicher Weise saßen die Wechselspielerinnen auf der anderen. Gerade hatte Torhüterin Lisa Sagert den zweiten Fehlpass hintereinander gespielt. Das war nicht spielentscheidend, passte aber ins Bild, das sich den 200 Zuschauern am Samstagabend bei der Niederlage des HCD Gröbenzell gegen Tabellenführer TG Nürtingen bot.

In einer hitzigen Partie unterlag der HCD dem Aufstiegsfavoriten mit 24:30 (7:13) Toren, vor allem in der ersten Halbzeit machte den HCD-Frauen ihre eigene Fehlerquote stark zu schaffen. Die Gastgeberinnen starteten unkonzentriert, oft verloren sie leichte Bälle oder spielten ihn ihren Gegnerinnen direkt in die Hände, sodass Nürtingen durch einfache Konter mit 3:0 in Führung ging. Dabei machten die Gäste ihrem Ruf als ungeschlagener Tabellenführer alle Ehre. Es dauerte, bis der HCD sich auf das Tempospiel der Nürtingerinnen eingestellt hatte. Pleines verzweifelte in dieser Phase regelrecht, seine "extra auf Nürtingen abgestimmte Defensive" blieb gegen deren Dynamik zunächst machtlos. Sina Fischer ersetzte die von Pleines gerne als "Abwehrchefin" betitelte Katharina Wohlrab auf der linken Abwehrseite. Stattdessen deckte Wohlrab zusammen mit Vera Balk im Mittelblock. "Vielleicht wäre es besser gewesen, mit der routinierten Konstellation zu beginnen", kritisierte der Trainer seine Entscheidung hinterher selbst.

Dabei hätte wohl auch die eingespielte Abwehrformation gegen den wurfgewaltigen Nürtinger Rückraum kaum etwas ausrichten können. Mittelfrau Julia Bauer überzeugte mit breiter Spielübersicht und brachte ihre Mitspielerinnen Verena Breidert und Nadine Hofmann gekonnt in Wurfposition. Die beiden Rückraumschützinnen erzielten zusammen 16 Tore. Linkshänderin Breidert, die jahrelang für Frischauf Göppingen in der Bundesliga auflief, zeigte den von Pleines gefürchteten "Handball der Extraklasse". Die 35-Jährige warf neun Tore und zeigte mit ihren Sprung-, Stemm- und Trickwürfen ein eindrucksvolles Repertoire.

Sieben Treffer von Vera Balk sind Gröbenzells Bestwert, aber zu wenig gegen den Tabellenführer. (Foto: Johannes Simon)

In Nürtingens Deckung spielte die ehemalige Göppinger Bundesligaspielerin Frances Günthel eine Klassepartie. Sie gab Anschauungsunterricht, wie man eine Abwehr kompakt zusammenhält: mit Aggressivität und Provokation. 45 Minutenlang, dann musste die robuste Abwehrspezialistin mit der dritten Zeitstrafe und der resultierenden rote Karte vom Feld. "Nürtingen hat den Vorteil, dass sie so einen breiten, erfahrenen Kader haben. So eine rote Karte schmerzt da nicht so sehr", zeigte Pleines dann doch ein bisschen Verständnis für den Spielverlauf. Zumal er verletzungsbedingt auf die beiden Linkshänderinnen Stephanie Kilias und Christine Königsmann verzichten musste. Kilias laboriert an einer Bänderverletzung aus der Partie gegen Bietigheim, Königsmann hatte sich im Training die Schulter ausgekugelt. Zudem fehlte Zugang Jessica Schulz berufsbedingt.

"Heute durfte man verlieren. Aber nicht auf diese Art und Weise", resümierte Pleines sichtlich genervt. Er sieht die körperliche Verfassung seiner Spielerinnen als Grund für die deutliche Niederlage. Über die Winterpause nimmt er sein Team in die Pflicht, an der eigenen Fitness zu arbeiten. Denn im Januar wartet mit dem ESV Regensburg bereits das nächste Heimspiel auf die Gröbenzeller Handballerinnen, das er als richtungsweisend betrachtet. "Bis dahin müssen alle wieder fit sein, sonst werden wir in der Rückrunde nicht mehr so viele Erfolge feiern."

© SZ vom 15.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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