Süddeutsche Zeitung

Golf:Kleine Bühne, großer Sport

Beim GC Starnberg gastiert die dritte Liga des Golfsports, Daniel Wünsche überzeugt.

Von Felix Haselsteiner, München/Starnberg

Fast hätte Daniel Wünsche seinen Sieg noch verspielt. Sein letzter Putt aus etwas mehr als einem Meter musste fallen, sonst wäre die knappe Führung am letzten Loch doch noch dahin gewesen. Normalerweise ist so ein kurzer Putt keine große Herausforderung für einen Profi-Golfer, aber normal war die Situation, in der sich Wünsche am Samstagnachmittag auf dem Grün des 18. Lochs des Golfclubs Starnberg befand, auch nicht. "Ich habe während der letzten Runde immer wieder darüber nachgedacht, was der Sieg bedeuten würde, am Ende war ich daher einfach nur glücklich", sagte Wünsche später, als er gerade den kleinen Glaspokal für den Sieger der Starnberg Open gewonnen hatte, weil er den letzten Putt sicher verwandelt hatte.

Zum ersten Mal seit 2012 gewann der 33-Jährige vom Bodensee ein Turnier auf der Pro Golf Tour, der dritten Liga im europäischen Golfsport. Die Pro Golf Tour ist eine sogenannte Satellitentour, eine internationale Qualifikationsserie für die zweithöchste Tour, die Challenge Tour. Von dort aus können sich Golfer für die European Tour qualifizieren und für die großen Bühnen des Golfsports. Martin Kaymer zum Beispiel ist diesen Weg gegangen, er ist der erfolgreichste ehemalige Pro-Golf-Tour-Spieler, sein Weg führte aus Europa auch noch in die USA, zu den Majors, auf die bekanntesten Plätze und zum ganz großen Geld. Davon sind die Spieler der dritten Liga jedoch weit entfernt: In Starnberg werden 30 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet, der Sieger bekommt einen Scheck über 5000 Euro. Zum Vergleich: Der Sieger beim Nordea Masters, das gleichzeitig auf der European Tour stattfindet, erhält 250 000 Euro. Beim Wyndham Championship, das dieses Wochenende auf der PGA Tour in den USA stattfindet, verdient der Sieger mehr als eine Million US-Dollar.

Die Unterschiede zwischen PGA Tour und Pro Golf Tour sind riesig, wenn es um Preisgeld, und vergleichsweise gering, wenn es um die Qualität des Golfspiels geht. Wünsches Endergebnis von 14 Schlägen unter Par über drei Tage wäre auch für die besten Golfer der Welt eine Herausforderung. Die besten Spieler auf der Pro Golf Tour schlagen genauso weit wie die auf der PGA Tour, auch sie lochen Putts aus großer Distanz ein. Der Franzose Jean-Matthieu Houdayer egalisierte am Samstag den Starnberger Platzrekord von 61 Schlägen, viel besser könnte auch Tiger Woods nicht spielen. Die Unterschiede sind marginal und schwer messbar, die Konsequenzen nicht: Das tägliche Leben auf der Pro Golf Tour ist hart und immer nahe am finanziellen Limit, das weiß auch Wünsche. "Ich habe mich bereits zweimal für die Challenge Tour qualifizieren können, bin dann allerdings nicht weitergekommen - das ist dann sehr frustrierend", erzählt er: "Deshalb habe ich die letzten zwei Jahre nur sehr wenig Golf gespielt, ich musste aus dem Geschäft eine Zeit lang raus, mir haben Spaß und Motivation gefehlt". Erst seit April ist Wünsche wieder zurück und überraschte als Sieger in Starnberg.

Wie es jetzt weitergeht? Unter die besten fünf Spieler der Pro-Golf-Tour-Rangliste, die im nächsten Jahr aufrücken, wird Wünsche kaum noch kommen. "Ich bin froh, dass mir Golf wieder richtig Spaß macht", sagt er. Dazu tragen Turniere wie das in Starnberg bei. Nicht nur der Sieger lobte den Platz beim GC Starnberg, auch andere Profis sprachen davon, dass die perfekt hergerichteten Grüns und Fairways zu den Besten auf der Tour zählten. Das ist eine Auszeichnung für den Golfclub im Münchner Südwesten, wo man sich laut Klubpräsident Werner Proebstl freuen würde, die Open auch 2019 auszurichten: "Es ist uns wichtig, dass der Golfsport bei uns eine Bühne erhält", sagte Proebstl bei der Siegerehrung. Auf der Starnberger Bühne spielten Daniel Wünsche und seine Kontrahenten am Finaltag vor etwa 150 Zuschauern. Eine kleine, aber feine Kulisse für die dritte Liga.

Nur Vierte beim Final Four - Münchner Frauen in Köln unterlegen

Beim Final-Four-Turnier der Deutschen Golf Liga in Köln reichte es für die Damenmannschaft des Münchener Golf Clubs nicht für den ganz großen Wurf. Im Halbfinale am Samstag unterlagen die Straßlacherinnen nach einer guten Leistung im Einzelbewerb knapp mit 4:5 dem Hamburger GC. Im Spiel um Platz drei am Sonntag trafen die Zweitplatzierten der Bundesliga Süd auf die Frauen des GC St. Leon-Rot, die überraschend im Halbfinale gescheitert waren. Gegen die großen Favoritinnen aus Baden-Württemberg hatten die Münchnerinnen beim 2:7 kaum eine Chance. Felix Haselsteiner

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Quelle:
SZ vom 20.08.2018
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