Süddeutsche Zeitung

Glosse:Endlich süße Nachrichten!

Im Tierpark Hellabrunn haben 14 Kune-Kune-Ferkelchen die Welt erblickt. Sie senden ein positives Zeichen in die Welt - und könnten auch für die Amateur- und Profiklubs aus der Region ein Segen sein.

Von Sebastian Winter, München

So niedlich, diese Ferkelchen: Lilly und Frieda haben sie kürzlich zur Welt gebracht im Tierpark Hellabrunn, 14 an der Zahl. Und jetzt wetzen die Mini-Schweinchen - zehn Mädels und vier Jungs - in Isarnähe durch ihre neue Heimat. "Großer Wurf im Mühlendorf", schrieb der Münchner Zoo treffend am Freitag. Der Tierpark durfte die U-100-Inzidenz zuletzt ja nutzen, um wieder Besucher an seinen Pforten zu begrüßen. Und die wirklich putzigen Kunekune-Ferkel, manche rosa-braun gescheckt, andere mit schwarzen Punkten im Fell, wieder andere komplett braun mit schwarzen Knopfaugen, sollen die Menschenkinder nun verzaubern während des wohl wieder überschaubaren Öffnungs-Zeitfensters. Hat am Wochenende schon mal gut geklappt: Alle Zoo-Tickets waren vergriffen.

Kunekune gelten ja als freundliche, ruhige, Weideschweine, und weil sie fast ausschließlich Gras fressen, sind sie außerdem sehr pflegeleicht. Man könnte nun als Amateurfußball-Verein auf die Idee kommen, so ein Schweinchen bald auf das in der Frühlingssonne sprießende Gras loszulassen, das wegen des Sportverbots mangels Spielern, die es mit ihren Stollen vertikutieren, eine perfekte Weide wäre. Doch so einfach ist es nicht. Denn die Kunekune, deren Name in der Sprache der Maori, der indigenen Bevölkerung ihrer Heimat Neuseeland, "fett und rund" bedeutet, sind besonders wertvoll. Um 1970 herum galten sie fast als ausgestorben, nur ein Zuchtprogramm mit 18 Schweinen ermöglichte ihr Überleben.

Schweinchen als Besuchermagnet in Post-Pandemiezeiten: Warum nicht in einer Ecke des Rasenplatzes grasen lassen?

Man sollte als Münchner Sportklub, ganz gleich ob nun Amateure oder Profis, sofort darüber nachdenken, diese Tiere als neues Maskottchen aus der Taufe zu heben! Eine Patenschaft zu übernehmen! Die Schweinchen dauerhaft in einer Ecke ihres Rasenplatzes grasen zu lassen, auch als Magnet für Post-Pandemiezeiten. Der Wühltrieb geht ihnen ohnehin ziemlich ab. Und der Zoo zeigt ja, welch Besuchermagnet die Ferkelchen sind. Es geht ja auch darum, ein Zeichen zu setzen, ein bisschen was Positives in die so frühjahrsmüde Welt zu senden, in der es selbst auf lokaler Ebene und auch abseits der Pandemie nur noch schlechte Nachrichten gibt:

Die strampelnde SpVgg Unterhaching steht weiter kurz vor dem Drittliga-Abstieg; Fürstenfeldbrucks Handball-Panther gewinnen zwar gegen die Spitzenteams, sind aber dennoch auf dem Weg zurück in Liga drei; Herrschings Volleyballer mal wieder nicht im Audi Dome, und vor lauter Nervenflattern auch nicht im Pokalfinale und Playoff-Halbfinale, beides wären Premieren gewesen. Jene, bei denen es sportlich super läuft, haben an anderer Stelle Sorgen. Bei den Tölzer Löwen (Platz zwei in der DEL 2 vor Playoff-Start) ist der Hauptsponsor im Zahlungsverzug, Grafings Volleyballer (Platz eins in der zweiten Liga kurz vor Saisonschluss) haben nicht mal einen, der ins Schlingern geraten könnte, aufsteigen ist für sie aber ohnehin verboten. Es könnte ihnen dort ja so gehen wie einst Lohhofs Frauen, die in der Saison 2009/10 als Aufsteiger am letzten Spieltag ihr einziges Spiel gewannen - Bilanz: 2:50 Punkte. Schwabhausens Tischtennis-Ass Sabine Winter schaffte es im Playoff-Viertelfinale gegen Weil, ihrer bisherigen 16:0-Bilanz gleich drei Niederlagen hinzuzufügen, Weil zog ins Halbfinale ein. Und die FC-Bayern-Fußballer? Hatten absolut kein Schwein in der Champions League gegen Paris, schon gar kein Kunekune. Für die neue Saison sollten sie sich schnellstens ein paar dieser Wesen reservieren. Die neuen Sauen sind schließlich schon in acht Monaten geschlechtsreif.

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