Fußball:Selbst das Resümee endet unentschieden

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Gegen den Torschützen vom Dienst: Hier hat Hachings Jannik Bandowski (rechts) Lauterns Christian Kühlwetter im Griff. (Foto: imago images/Eibner)

Die SpVgg Unterhaching muss sich gegen Lautern erneut mit einem Remis begnügen.

Von Nico Horn, Unterhaching

Maximilian Krauß war kaum mehr einzuholen. Der Hachinger übersprintete seinen Gegenspieler und lief in der 93. Minute in Richtung Kaiserslauterner Tor. Und hätte er es geschafft, den Ball kurz vor dem Tor noch zu Moritz Heinrich zu passen, wahrscheinlich würde sein Trainer Claus Schromm vor der Weihnachtspause ein bisschen klarer sehen. Aber Hendrick Zuck foult Krauß im letzten Moment taktisch. Eine gute Entscheidung, denn Heinrich hätte in der Mitte nicht mehr viel für den 2:1-Siegtreffer tun müssen. Wahrscheinlich freute sich Zuck sogar über die gelbe Karte. Denn so sicherte er dem 1. FC Kaiserslautern das 1:1 bei der SpVgg Unterhaching.

Unentschieden, mal wieder, bereits das neunte für Unterhaching in dieser Saison. Wie also soll man diese Leistung Unterhachings gegen das aktuell formstärkste Team der dritten Liga bewerten? Niemand konnte diese Frage beantworten. "Wir tun uns schwer mit der Einschätzung", räumte Schromm nach dem Spiel ein. "Nicht nur wegen heute, sondern auch wegen Duisburg." Gegen Duisburg, den Tabellenersten, hatte Haching vor einer Woche ebenfalls unentschieden gespielt.

In den beiden letzten Partien dieses Jahres hielt die Spielvereinigung also mit den besten Mannschaften der Liga mit, gewinnen konnte sie aber nicht. Dabei wären Siege beide Male drin gewesen. Gegen Duisburg endete eine wilde, aber gute Partie 2:2, und gegen Kaiserslautern dominierte Schromms Team nach dem Führungstor die erste Halbzeit. Schon in der siebten Minute traf Christoph Greger nach einer Freistoßflanke seines Innenverteidiger-Kollegen Alexander Winkler. Es war bereits Winklers fünfte Vorlage - ein überragender Wert für einen, der meist in der Innenverteidigung aufläuft.

Danach kontrollierte Haching das Geschehen. "Wir haben gegen den Ball die Räume nicht eng gehalten", monierte FCK-Trainer Boris Schommers. In den Räumen vor den Seitenlinien hielten sie es noch eng, Greger oder Winkler passten den Ball im Spielaufbau meist dort hin. Sobald sich Unterhaching aber aus dieser Enge befreite, entstand irgendwo auf dem Feld sehr viel Freiraum. Die Flanken und Distanzschüsse waren aber zu unpräzise, weshalb Haching froh sein musste, dass Timmy Thiele bei dem einen Lauterer Konter der ersten Hälfte den Ball nicht richtig traf.

Ach ja, die Konter. Die müsse man nach Möglichkeit unterbinden, hatte Schromm vor dem Spiel gewarnt. "Das ist uns eigentlich sehr gut gelungen", urteilte er dann. Eigentlich. Uneigentlich passte Haching gleich zu Beginn der zweiten Hälfte "nicht richtig auf". Nach einem langen Ball von Steve Kroll, der den verletzten Nico Mantl im Tor vertrat, spielte Kaiserslautern schnell durch die Mitte. Florian Pick passte nach links zu Zuck, der flankte, und im Fünfmeterraum verwandelte Christian Kühlwetter. Wer sonst? Kühlwetter hat sechs Tore in seinen vorausgegangenen fünf Spielen geschossen. Schade für ihn, dass jetzt Weihnachten ist.

Nach dem Gegentor sei seine Mannschaft ein "bisschen gebeutelt" gewesen, sagte Schromm. Lautern wurde besser, hatte ein paar gute Chancen und kurz vor Schluss eine riesige. Aber Kroll lenkte den Schuss des Dauertorschützen Kühlwetter ans Außennetz. Die beste Hachinger Chance verhinderte Zuck in der Nachspielzeit mit eben jenem taktischen Foul an Krauß.

Auf der Pressekonferenz fragte ein Reporter Schommers, was er nach dem Schlusspfiff zu seinen Spielern gesagt habe. "Dass ich diese enttäuschten Gesichter nicht sehen will", antwortete Schommers. Sechzehn Punkte aus den letzten sechs Spielen: Das ist eine atemberaubende Bilanz. Schromm tat sich mit der Bewertung schwerer - obwohl Haching durch das Unentschieden weiter vier Punkte vor Kaiserslautern liegt. Er wisse nicht so genau, wofür die beiden Punkte gegen Duisburg und den FCK am Ende gut sind.

Darüber entscheidet die Rückrunde, zu der das Spiel gegen Kaiserslautern ja bereits gehörte. Rückrunde. Bei Unterhaching werden sie schon nervös, wenn nur einer dieses Wort sagt. Seit sechs Spielzeiten hat Haching in der zweiten Saisonhälfte weniger Punkte geholt als in der ersten. Vor einem Jahr sprachen sie im Winter forsch vom Aufstieg, nach nur 16 Punkten in der Rückrunde waren sie froh, dass sie nicht absteigen mussten. "Das erste halbe Jahr 2019 war krass", blickte Schromm zum Jahresabschluss noch einmal zurück. "Ich wusste ja, dass es bei einem Abstieg mit dem Börsengang nichts wird." Mit diesem durch den Börsengang erwirtschafteten Geld soll es ja bald mit dem Aufstieg in die zweite Liga klappen. Aber laut aussprechen wollte das vor Weihnachten keiner.

"Wir sind cleverer, erwachsener geworden", befand Schromm, weshalb man sich nun mit 33 Punkten nach 20 Spielen nicht wie im vergangenen Jahr selbst feiere. Aber irgendwann entfuhr es ihm doch: "Die Rückrunde, die wird heuer richtig gut!"

© SZ vom 23.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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