Fußball-Regionalliga:Von Rasenlöchern und anderen Baustellen

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Heimstettens Fußballer warten schon seit neun Spielen auf einen Sieg. Trainer Vitomir Moskovic hadert mit seiner Mannschaft

Von Matthias Schmid, Kirchheim

Marco Bläser hatte viel Zeit. Es fehlte nur noch, dass ihm jemand einen Espresso gereicht hätte, dazu etwas Gebäck. Ausgiebig konnte sich der Ersatzspieler des SV Heimstetten am Samstag im Sportpark der Rasenpflege widmen. Während des Spiels, wohlgemerkt. Zehn Minuten waren absolviert, als Bläser in aller Ruhe ein herausgerissenes Grasbüschel wieder einsetzte. Zwei-, dreimal nachtreten, wie es der Greenkeeper vorschreibt, fertig war die Einlage vor seiner Ersatzbank.

Das alles geschah in der Hälfte der Ingolstädter. Die Heimmannschaft verbrachte ja die meiste Zeit gegen die zweite Mannschaft des Zweitligisten im eigenen Strafraum, sodass für Bläser keine Gefahr bestand, von einem herumfliegenden Ball getroffen zu werden. Bläsers Gärtnerarbeit sagte viel aus über die Offensivstärke des Regionalligisten an diesem Tag, nicht ein gefährlicher Torschuss. Dass Heimstetten am Ende nur 0:3 (0:1) verlor, lag vor allem daran, dass Ingolstadt II ein dankbarer Gegner war, recht genügsam: Die Gäste taten nicht mehr, als sie mussten, doch es genügte, um die Partie zu gewinnen, ohne Aufwand. "Wir haben unglaubliche Fehler gemacht und sind dafür bitter bestraft worden", sagte Trainer Vitomir Moskovic.

Läuft nicht: Heimstetten (hier Sebastian Paul) kommt nicht auf die Füße. (Foto: Claus Schunk)

Es war für den Nachfolger von Rainer Elfinger bereits die fünfte Niederlage im sechsten Spiel, insgesamt wartet Heimstetten nun schon seit neun Partien auf einen Sieg. "In jedem Spiel entdecke ich wieder neue Baustellen", bekannte Moskovic. Er klang ziemlich deprimiert, kraftlos, weil ihn neben der Niederlage noch eine fiebrige Grippe plagte. Er lag nach Spielende fast auf der Bank. Ratlos ist er aber nicht. Er wisse genau, woran es liege, dass seine Mannschaft keine Spiele mehr gewinnen kann, betont er. Konditionell seien die Spieler nicht auf dem Niveau, das die Regionalliga verlangt. Auch sei es keine Mannschaft, nur eine Ansammlung ganz begabter Einzelspieler. Er wolle aber nicht über die Vergangenheit reden, fügte er hinzu, nicht über Elfinger. Aber genau das tat er. Anders könne er sich diese Fehler nicht erklären, diese Blackouts seiner Spieler. Beim 0:1 reichte Ingolstadt ein einstudierter Spielzug mit einer Flanke von links auf Andreas Buchner, um in Führung zu gehen (16.). "Ich hatte das noch vor dem Spiel angesprochen", schimpfte Moskovic. Seinen Spielern fehlt das Selbstvertrauen, die Selbstverständlichkeit. Ihnen misslingt die Ballannahme, sie spielen einfache Pässe ins Aus statt zum Mitspieler, so etwas sieht man sogar in der F-Jugend selten. "Auf diesem Niveau darf das nicht passieren", klagte Moskovic. Er mag keine Ausreden, aber eine Erklärung wollte er trotzdem haben für dieses erstaunliche 0:2: Stefan Müller lief allein aufs Heimstettener Tor zu, nachdem ihm der Ball vom Gegenspieler per Hinterkopf perfekt in den Lauf gespielt worden war (62.). Dabei hatte es sieben Minuten zuvor eine Szene gegeben, die sich der Trainer so sehr gewünscht hatte. Ein positives Erlebnis. Endlich mal. SVH-Torwart Marjan Krasnic konnte den Elfmeter von Müller sogar festhalten, die Mitspieler zeigten Emotionen, manche ballten die Faust, das erste Mal in diesem Spiel. "Danach müssten wir fliegen", sagte Moskovic. Doch was folgte? Der nächste Fehler, das 0:3. Steffen Jainta lief alleine über den halben Platz, um den Ball schließlich lässig an Krasnic vorbeizuspielen (73). Teilnahmslos ließen die Heimstettener alles geschehen. "Wir haben den Körperkontakt in den Zweikämpfen gemieden", sagte Moskovic kopfschüttelnd. Die meisten der Zuschauer hatten den Sportpark da schon verlassen. Sie hatten keine Hoffnung mehr auf eine Wende.

Moskovic glaubt aber nach wie vor daran, die Mannschaft so formen zu können, dass sie auch wieder Spiele gewinnt. "Sie hat Potenzial", sagt er. Aber dafür müsse er vielleicht mit seiner Überzeugung brechen. "Uns mal mit elf Mann hinten rein stellen und vorne auf ein Tor hoffen", sagt der 47-Jährige. Gärtner Marco Bläser sieht es genauso: "Es muss endlich ein dreckiger 1:0-Sieg her."

© SZ vom 29.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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