Süddeutsche Zeitung

Fußball-Regionalliga:Hachinger Beweislast

Vor dem Derby gegen den FC Bayern lässt die SpVgg erstmals Punkte

Von Stefan Galler, Unterhaching

So macht man das bei den Profis: Das Auswärtsspiel läuft nicht nach dem Geschmack des Trainers - also ab in den Mannschaftsbus und los geht die Fehleranalyse. Nun ist die SpVgg Unterhaching zwar nominell kein Profiverein mehr. Die Bedingungen, unter denen die Spieler, nun ja, arbeiten, sind mit denen der Klubs in den drei Profi-Ligen allerdings vergleichbar. Und so bekamen die Hachinger nach dem 0:0 am Freitagabend beim Aufsteiger SV Seligenporten auf der Heimfahrt von Coach Claus Schromm sofort den Videobeweis für ihre Unzulänglichkeiten vor Augen geführt. "Defensiv war es gut, aber in der Offensive fand ich die Leistung nicht zufriedenstellend", sagte Schromm. "Zu Beginn waren wir zu hektisch und danach wollten wir es dann erzwingen."

So kam es, dass die Oberpfälzer, deren Saisonstart mit sechs Niederlagen in Serie (darunter ein desaströses 0:12 gegen Augsburg) total in die Hose gegangen war, ihren Kasten gegen den souveränen Tabellenführer sauber hielten. "Sie haben sich in den vergangenen Wochen erheblich verbessert und jetzt schon fünf Spiele nicht verloren", sagte Schromm und zollte den Seligenportenern für ihre Leistung großen Respekt: "Der Gegner hat sich ordentlich reingehauen, alles gegeben und ist dabei immer fair geblieben."

Trotzdem hätte Haching seine Serie von neun Siegen zu Saisonbeginn durchaus ausbauen können, auch wenn es diesmal nicht wie in den vergangenen Wochen massenweise Chancen für die Rot-Blauen gab. Stephan Hain scheiterte in der 16. Minute glich zweimal, erst mit einer Direktabnahme und nach dem folgenden Eckball per Kopf; Sascha Bigalke setzte einen Schuss aus zwölf Metern neben den Kasten (45.+1) - das waren die Höhepunkte im ersten Durchgang. Nach dem Wechsel ließ Thomas Steinherr eine dicke Gelegenheit liegen, Stanislav Herzel schlug den Ball kurz vor der eigenen Torlinie aus der Gefahrenzone (47.). Mehr Großchancen sprangen nicht heraus für die SpVgg, die sogar froh sein musste, nicht in Rückstand zu geraten: Torwart Stefan Marinovic brachte Patrick Hobsch im Strafraum zu Fall, Elfmeter gab es jedoch nicht (50.). Dafür musste Hobsch in der Schlussphase wegen wiederholten Foulspiels vorzeitig vom Platz (78.). Doch auch die Überzahl konnte Haching nicht für sich nutzen.

Immerhin reichten die neun Siege in den ersten neun Partien, um einen neuen Startrekord in der Regionalliga Bayern aufzustellen. Für Schromm kein Thema: "Dafür kann sich keiner was kaufen", sagt der Trainer, der längst den Scheinwerfer auf das Derby am Dienstag (19 Uhr) beim FC Bayern II gerichtet hat. "Der Druck liegt tabellarisch beim Gegner", sagt er. Denn die Münchner liegen bereits sieben Punkte hinter den Vorstädtern, die in Bestbesetzung antreten können. "Wir werden versuchen, unser Spiel durchzubringen", verspricht Schromm. "Aber die Leistung vom Freitag gegen Seligenporten wird dazu nicht ausreichen." Das wissen auch seine Spieler, spätestens seit der Videoanalyse im Mannschaftsbus.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2016
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