Fußball-Regionalliga:Essen bei Freunden

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Intensives Duell ohne Sieger: Unterhachings Dominik Stahl (links) im Zweikampf mit Sechzigs Marin Pongracic. (Foto: Claus Schunk)

Unterhaching und 1860 II trennen sich 0:0. Die SpVgg beendet die Hinrunde ungeschlagen, Sechzig verpasst eine Chance

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Im VIP-Haus wurde eine wärmende Kartoffelsuppe angeboten, sie passte ja auch gut zum herbstlichen Wetter, das den Unterhachinger Sportpark eingewickelt hatte - irgendetwas zwischen Nebel und Regen. Claus Schromm meinte später nur: "Es fehlte das Salz in der Suppe." Der Trainer der SpVgg Unterhaching sagte das, bevor er hinüber ins VIP-Haus zum Büfett ging. Er meinte das Spiel.

Das Regionalliga-Derby der Hachinger gegen die U21 des TSV 1860 München war auch ein wenig daher gekommen wie eine Kartoffelsuppe deluxe: deftige Hausmannskost mit geschmackvollen Zutaten. "Es war ein Spiel mit hohem Tempo, mit sehr vielen taktischen Finessen auf beiden Seiten", fand Schromm. Nur hatten die Spieler eben vergessen, das eine oder andere Tor einzustreuen, und so endete die Partie bedauerlicherweise 0:0. Schromm gratulierte dem Gegner zu seiner Leistung und schien sich zu freuen. Darüber, dass endlich mal wieder jemand seine Mannschaft mit ihren 14 Punkten Vorsprung so richtig gefordert hatte. Die SpVgg ist nach der Hinrunde noch immer ungeschlagen.

Genau das war ja vor der Partie die Frage gewesen: Würden die Sechziger den Hachingern ein Spitzenspiel aufdrängen können - oder würden auch sie nur agieren wie ein Team, das 14 Punkte Rückstand hat? Danach stand die Erkenntnis, dass Unterhaching schon lange nicht mehr so knapp an einer Niederlage vorbeigeschrammt ist wie diesmal. Schon in der vierten Spielminute hätten die Gäste in Führung gehen können. Unterhachings provisorischer Innenverteidiger Maximilian Nicu war weggerutscht, Lukas Genkinger schnappte sich den Ball, legte im Strafraum quer auf Moritz Heinrich. Doch der stand so zögerlich vor Torwart Stefan Marinovic wie ein Koch, der bloß nicht zu viel Salz in die Suppe schütten möchte - sein Ball wurde noch rechtzeitig aus der Gefahrenzone gedroschen. In der ersten Halbzeit erspielten sich die Sechziger ein Chancenplus, auch dank eines aggressiven Angriffspressings. Hausmannskost - intensive, bisweilen harte Zweikämpfe - gab es auf dem gesamten Spielfeld zu sehen. Hachings Thomas Steinherr bekam dabei besonders viel ab. Schon nach fünf Minuten musste er seine zerrissene Hose tauschen, nach einer knappen halben Stunde minutenlang behandelt werden. Doch die übertriebene Härte hielt sich in Grenzen, wohl auch deshalb, weil es ein Derby unter Freunden war. "Da waren schon viele Bekannte auf dem Platz", sagte etwa der Unterhachinger Ulrich Taffertshofer, ebenso ein ehemaliger Löwe wie Dominik Stahl oder Stephan Hain. "Wenn man euch spielen lässt, hat man keine Chance mehr", sagte 1860-Coach Daniel Bierofka nach Abpfiff zu Hain, nachdem er diesen umarmt hatte.

Dass die Hachinger nicht ganz so gut ins Spiel kamen wie sonst, war auch dem Umstand geschuldet, dass Bierofka so viele Stärken und Schwächen des Gegners im Detail kennt. Über Hain zum Beispiel hatte er seinen Spielern verraten: nicht in den Schuss grätschen - Hain spekuliere gerne einmal auf einen Tunnel. Unterhaching kombinierte zwar gewohnt flüssig, doch viele Abschlüsse wurden durch lauffreudige Abwehrspieler erfolgreich geblockt. Darüber hinaus gelang Spielmacher Sascha Bigalke, der nach 78 Minuten ausgewechselt wurde, lange nicht so viel wie sonst.

Aufgrund der vergebenen Chancen ärgerte sich Bierofka fast ein wenig über einen verpassten Sieg, aber nur ganz kurz. "Ich bin hoch zufrieden", sagte er. Gegen Unterhaching zu null zu spielen, das sei schon eine große Leistung. Der 50-Tore-Sturm des Spitzenreiters blieb erst zum zweiten Mal in dieser Spielzeit ohne Erfolgserlebnis. Das Zu-null wurde außerdem noch dadurch aufgewertet, dass die jungen Löwen 18 Minuten in Unterzahl spielten: Felix Bachschmid sah nach einer Schwalbe, die er einräumte, die gelb-rote Karte. Bierofka fand die Schiedsrichter-Entscheidung trotzdem nicht in Ordnung: "Er kann mit so einer Entscheidung so ein Derby kaputt machen." Außerdem habe es sich bei der gelben Karte um ein "Allerweltsfoul" gehandelt, obendrein sei es Bachschmids erstes gewesen.

Bei einigen Hachinger Akteuren stellte sich hernach ein typisches 0:0-Gefühl ein, man wusste nicht so recht, was man von dem Remis halten sollte: "Die Stimmung ist jetzt auf jeden Fall nicht getrübt, aber wir hätten schon gerne unsere Heimserie fortgesetzt", sagte Taffertshofer. Die ungeschlagenen Hachinger hatten zum ersten Mal im eigenen Stadion nicht gewonnen. "Das war der beste Gegner der gesamten Hinrunde", schwärmte Schromm. Die Wettkampfhärte helfe, seine Mannschaft auf hohem Niveau zu halten.

Von dieser Wettkampfhärte könnten die Hachinger, sofern ihr großer Vorsprung nicht erschöpft ist, noch einmal profitieren: Ein gutes Spiel gegen 1860 II am letzten Spieltag, und dann steht die Relegation an.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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