Fußball:Müde Attraktion

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Vor fast 1200 Zuschauern trennen sich Bayernliga-Meister SV Pullach und der abgestürzte TSV 1860 München im Testspiel torlos.

Von Stefan Galler, Pullach

Rammelvoll war der Fußballplatz an der Gistlstraße am Mittwochabend. Knapp 1200 Leute hatten sich an der Sportanlage des SV Pullach eingefunden, schließlich gab es eine Attraktion zu sehen: Drei Wochen nach ihrem spektakulären Absturz aus der zweiten in die vierte Liga gastierten die Löwen im Isartal beim Meister der Bayernliga. Dessen Trainer Frank Schmöller musste aufgrund des Zuschauerandrangs schmunzeln: "Da haben wir doch gezeigt, dass unser Stadion regionalligatauglich ist", sagte er mit Verweis darauf, dass der Sportverein mangels einer adäquaten Spielstätte auf einen Aufstieg in die Regionalliga Bayern verzichten musste, obwohl man sportlich die Voraussetzungen erfüllt hätte.

Am Ende des ausgeglichenen Testspiels hieß es 0:0, womit man beiderseits gut leben konnte. "Wir haben ohne Rücksicht auf dieses Spiel voll trainiert", sagte 1860-Coach Daniel Bierofka und attestierte seiner völlig neuformierten Mannschaft eine gute Leistung: "Bis ins letzte Drittel haben wir ganz gut kombiniert, dann allerdings hat uns die nötige Frische gefehlt, um die richtige Entscheidung zu treffen." Die Treffsicherheit komme aber mit der Frische sicherlich wieder zurück. Mit der Defensive war der 38 Jahre alte Übungsleiter voll zufrieden: "Pullach hat eine gute Mannschaft, das ist bekannt. Wir sind wieder ohne Gegentor geblieben, obwohl wir sehr müde waren."

Pullachs Coach Schmöller wollte es nicht auf sich sitzen lassen, dass das Spiel angeblich nur wegen des strammen Trainingsprogramms der Sechziger keinen Sieger hatte. "Mag ja sein, dass die Löwen müde vom Training waren, aber wir haben seit dem Trainingsstart auch nicht vier Tage lang in der Nase gebohrt", sagte er. "Wir haben uns wirklich gut verkauft."

Auch Bierofkas Aufgabe, eine völlig neue Mannschaft aufbauen zu müssen, ist jener, die Schmöller lösen muss, nicht unähnlich: Im Testspiel gegen die Blauen kamen alle sechs bisher verpflichteten Pullacher Zugänge zum Einsatz: Torhüter Marijan Krasnic vom SV Heimstetten, der vom SV Aubing geholte Stürmer Ludwig Reischl, 21, Mittelfeldspieler Max Zander, 26, vom VfB Forstinning, die Außenverteidiger Justin Gaigl, 18, von der U 19 der SpVgg Unterhaching und Leon Schlegel, 19, aus der A-Jugend von Viktoria Aschaffenburg, sowie Mittelfeldspieler David Riepen, der zuletzt für die U 19 von Eintracht Braunschweig gekickt hatte und davor beim FC Deisenhofen. Abgesehen von Krasnic kommen sie alle entweder von unterklassigen Teams oder aus dem Nachwuchsbereich, dennoch sieht Schmöller in jedem Einzelnen viel Potenzial: "Sie sind alle ausgebildet, haben Fußballverständnis. Jeder wurde mit Sinn geholt und jetzt geht es darum, ihre Fähigkeiten so einzusetzen, dass sie uns weiterhelfen." Was die Weggänge angeht, so seien vor allem Keeper Michael Hofmann (Karriereende), Kapitän Peter Beierkuhnlein (Heimstetten) und Stürmer Tim Sulmer (Burghausen) schmerzlich, so Schmöller, der gemeinsam mit Manager Theo Liedl weiterhin die Augen nach potenziellen Neuen offenhält.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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