Fußball-Landesliga:Gescheitert am Zaun

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Hat mal wieder das Nachsehen: Gilchings Torjäger Ramon Adofo geht gegen Mehring leer aus. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gilching missglückt gegen Mering der erhoffte Befreiungsschlag

Von Christoph Leischwitz, Gilching

Zwei Mal, erzählt Abteilungsleiter Stefan Schwartling, habe jemand aus dem Stadion laufen müssen, um draußen auf der Straße den Ball zu holen. Der SV Mering habe eben sehr konsequent verteidigt, findet der Spartenchef des TSV Gilching-Argelsried - und das habe am Samstag auch den Unterschied gemacht. Seine Landesliga-Mannschaft nämlich tat mehrmals das, was man als das Gegenteil von den-Ball-über-den-Zaun-Hauen bezeichnen kann: Einmal verdribbelte man sich in guter Position, zweimal spielte man den Ball dem Gegner direkt in die Beine. Deshalb war die so wichtige Partie im Abstiegskampf der Landesliga Südwest nach einer guten halben Stunde bereits entschieden. Nach Schüssen auf die Straße hieß es am Ende 2:0 für Mering, nach Toren 3:0.

Mering ist in vielerlei Beziehung ein schwer einzuschätzender Gegner. Erstens wegen der lauten Fans, die kürzlich beim Gastspiel in Oberweikertshofen (1:2) unrühmlich auffielen: Ein Schiedsrichter-Assistent wurde damals mit einem Bierbecher beworfen. Vermutlich die gleiche Gruppe musste in Gilching übrigens die erste Halbzeit durch den Zaun beobachten, wegen des mitgebrachten Bierträgers wurde ihr der Einlass verwehrt. Zur zweiten Halbzeit war der Kasten offenbar geleert - Tore bekamen diese Fans dann aber nicht mehr zu sehen. Zweitens steckt Mering mit seinem prominenten Trainer Sascha Mölders (aktiver Spieler beim TSV 1860 München) überraschend im Abstiegskampf, obwohl es einige Spieler wie Christian Rodenwald im Kader hat, die jahrelange, höherklassige Erfahrung mitbringen. Die Verunsicherung war den Gästen diesmal allerdings nicht anzumerken, "weil wir sie zum Toreschießen eingeladen haben", ärgerte sich Schwartling. Dabei hätten einige auch noch gegen "klare Absprachen" verstoßen. Der Plan sei gewesen, auf Konter zu lauern und in der Abwehr kein Risiko einzugehen, klare Bälle zu spielen, zur Not auch klare Bälle ganz weit weg. Stattdessen begann Abwehrspieler Quirin Wiedemann gleich in der sechsten Spielminute mit einem Dribbling am eigenen Fünfmeterraum, bei dem er prompt den Ball verlor - Dominik Schön sagte Danke. In der 31. Minute erzielte Maximilian Obermeyer den zweiten Treffer für die Gäste, nachdem ein Befreiungsschlag komplett misslang. Den dritten groben Patzer nutzte Routinier Manuel Müller für seinen zehnten Saisontreffer (35.). Die eine oder andere gute Tormöglichkeit, die sich in der zweiten Halbzeit ergab, blieb ungenutzt, viele wurden es allerdings auch nicht. Auch dem gefährlichen Ramon Adofo, der im Hinspiel in Mering fünf Mal getroffen hatte, fehlten diesmal die von ihm so begehrten Kontergelegenheiten.

Nach dem etwas überraschenden 3:2-Erfolg über den SC Oberweikertshofen eine Woche zuvor ist der zarte Aufwärtstrend vorüber. Doch Schwartling macht den vielen jungen Spielern keinen Vorwurf. "Es ist ein Lernprozess, wir sind zum ersten Mal in der Landesliga", sagte er. Zwei Dinge stimmen ihn zuversichtlich, dass die aktuell auf dem obersten Relegationsplatz stehende Mannschaft die Klasse halten kann: In Sebastian Bootz (Schambeinentzündung) und Dardan Gashi (Kreuzbandriss) kehren zwei Leistungsträger bald zurück. Außerdem habe man gegen Oberweikertshofen und gegen Mering, trotz des 0:3, ja tatsächlich den direkten Vergleich gewonnen. "Das könnte noch wichtig werden zum Saisonende", schwant Schwartling, denn allzu viele andere Mannschaften werden womöglich nicht mehr in den Abstiegsstrudel rutschen. Wohl auch nicht der SC Olching, Derby-Gegner am kommenden Samstagnachmittag, - ein Spiel vor womöglich recht vielen Zuschauern, das den Lernprozess dann noch einmal vorantreiben dürfte.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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