Fußball-Landesliga:Fast im Gleichschritt

Lesezeit: 3 min

Sie spielen in verschiedenen Staffeln, Ost und West, und doch gibt es erstaunliche Parallelen: Wie sich FC Moosinning und TuS Geretsried neu ausrichten.

Von Andreas Liebmann, Geretsried/Moosinning

Es war ein Luxusproblem, natürlich. Aber auch Luxusprobleme sind Probleme. "Die Leute haben schon gelacht", erzählt Karl Thumbs, der Vorsitzende des FC Moosinning. Im Laufe der Vorrunde habe sein Landesliga-Team manchmal mehr Fußballer auf der Auswechselbank gehabt als auf dem Platz. "Zehn bis zwölf Leute sind da draußen gesessen", erinnert sich Thumbs. Die Kaderplanung sei wohl ein bisschen schief gelaufen im Sommer, findet er. Es war hektisch damals, nach der Relegation habe man nur gut eine Woche Pause gehabt. "Aber wenn im Training 26, 27 Spieler rumturnen, sind automatisch immer zehn unzufrieden und laufen zum Vorstand." Weil selbiger in diesem und ein paar anderen Punkten nicht ganz der gleichen Meinung gewesen sei wie der Aufstiegstrainer Xhevat Muriqi, hat sich der Verein dann vor knapp drei Wochen von dem 44-Jährigen getrennt.

Für Muriqi, der sich im Anschluss über fehlende Rückendeckung beschwerte, heißt das nun vor allem: Er ist gerade recht interessant für jene Klubs, die einen neuen Trainer suchen. Beim Ligarivalen VfB Hallbergmoos zum Beispiel zählt er zum engeren Kandidatenkreis. Für den Rest der Liga heißt es: Aufgepasst, hier sind Spieler zu haben! Vorzugsweise für solche Vereine, bei denen auf der Bank zuletzt mehr Trainer und Masseure saßen als Fußballer. Thumbs nennt das Ziel, den Kader im Winter auf "18, 19 Leute" zu schrumpfen, und das schließe nicht mal aus, "dass wir vielleicht den einen oder anderen dazu holen". Nils Ehret, der während der Hinrunde aus Ismaning kam, werde sicher gehen, ebenso Michael Ott. Der Verbleib von Kerim Cetinkaya sei ungewiss. "Mit einigen werden wir in den nächsten Tagen reden." Gut möglich also, dass beim FC Moosinning nun ähnliches passiert wie beim SV Kirchanschöring, der zurzeit die Bayernliga aufwirbelt: Neun Weggänge hat er für die Winterpause vermeldet, großteils ohne konkretes Ziel. Das erinnert an einen Winterbasar.

Moosinning verfällt aber keineswegs in wilden Aktionismus. Thumbs hatte schon vor der Saison einen "zähen Abstiegskampf" erwartet, die sportliche Situation mit Tabellenplatz 16 sei daher gar nicht der Grund gewesen, zu handeln. Es seien vielmehr vor allem "die Einheimischen" im Kader, die unzufrieden waren, erklärt er, "und die sind uns wichtig". Denn externe Zugänge seien schnell weg, wenn es mal eine Liga nach unten gehe; diejenigen, die seit Jahren treu sind, müsse man wertschätzen. In Helmut Luksch glaubt er, dass der Verein den richtigen Nachfolger für Muriqi gefunden hat. "Er sieht alles sehr realistisch", ist Thumbs' Eindruck. Luksch, 49, hat gerade die U19 des TSV 1860 München verlassen, einst hatte er die U19 der SpVgg Unterhaching in der Bundesliga gecoacht und zuletzt jene des FC Deisenhofen beinahe in die Bundesliga gebracht.

Es ist übrigens kurios, in welchem Gleichschritt die Landesligisten Moosinning im Südosten und TuS Geretsried in der Gruppe Südwest unterwegs sind. Auch die Geretsrieder sind Sechzehnte; auch sie haben die Abstiegsrelegation zu fürchten, nicht aber den Direktabstieg, weil in ihrer Gruppe der SC Oberweikertshofen ähnlich abgeschlagen am Tabellenende steht wie im Südosten der TSV Neuried; und auch sie haben vor der Winterpause den Trainer gewechselt: Auf Florian Beham (der die Rückendeckung des Vereins vermisste) folgte Martin Grelics. Der Unterschied: Beham, der in Geretsried zu den Einheimischen zählte, trat selbst zurück, drei Tage vor Muriqis Rauswurf in Moosinning. Nachfolger Grelics (der dann zwei Tage vor Luksch feststand) ist 32 und kommt ebenfalls aus dem Jugendfußball. Er hat bis zum Winter die U17 der SpVgg Unterhaching in der Bayernliga trainiert, hat Erfahrungen als Trainer in Tansania und als Scout in China. Auch hier stand für Abteilungsleiter Ibro Filan im Vordergrund, dass der Neue gut mit den vorhandenen Spielern klarkommt, was in Geretsried vor allem heißt: Grelics muss junge Spieler fördern. Denn der TuS setzt traditionell auf die eigene Jugend. Dass die Geretsrieder im Winter ihren Kader runderneuern werden, ist also nicht zu erwarten. Von wegen Basar: Bislang, sagt Filan, zeichne sich kein Wechsel ab. Und zwölf Auswechselspieler wird es hier so bald auch nicht geben.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: