Fußball:"Ich bin jetzt überhaupt nicht panisch"

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Sieben Punkte vor dem Fest: Hachings Spieler jubeln über ihre erfolgreiche englische Woche. (Foto: Eduard Martin/imago images/Jan Huebner)

Die Drittligisten aus der Region blicken dem Ende der kurzen Weihnachtspause am 9. Januar optimistisch entgegen - bis auf Türkgücü München, dessen Investor Hasan Kivran aussteigen will. Die Hachinger sind entspannt, Sechzig und Bayern II freuen sich auf das Derby.

Von Christoph Leischwitz, München

Das alte Jahr ist noch nicht vorbei, da ist schon wieder Trainingsstart bei den Fußball-Drittligisten aus der Region. Wäre auch fatal, die Fußballer bis nach Silvester in der Weihnachtspause zu lassen, bei diesem prall gefüllten Kalender, der schon jetzt gespickt mit Nachholspielen ist. Am 9. Januar geht es wieder los, zumindest für 1860 München und den FC Bayern II, die sich dann gleich zum Derby treffen. Unterhaching und Türkgücü haben noch etwas mehr Zeit, was vor allem für Türkgücü, das in argen Turbulenzen steckt, nicht schlecht sein dürfte. Ein Ausblick.

Türkgücü München (Platz 8)

KGaA statt GmbH: Türkgücü-Präsident Hasan Kivran. (Foto: Klaus Rainer Krieger/imago)

Es gilt in dieser Lage, jeden Anflug von Panik zu vermeiden. Also sagt Alexander Schmidt: "Ich bin jetzt überhaupt nicht panisch, und die Spieler sind es auch nicht. Ich versuche, mich auf das Sportliche zu fokussieren." Der Trainer von Türkgücü München hat es natürlich nicht leicht. Seit bekannt wurde, dass Investor und Präsident Hasan Kivran seine Anteile am Verein schnellstmöglich loswerden möchte, ist die Deckung der laufenden Kosten ab dem 1. Januar ungewiss - und so ist sogar von betriebsbedingten Kündigungen die Rede.

Bezüglich der Verhandlungen mit potentiellen Nachfolgern hält sich der Verein auf Anfrage derzeit noch bedeckt. Stand jetzt kann Schmidt zumindest noch sagen: "Es gab bisher noch kein Zeichen, dass mir irgendjemand nicht zur Verfügung steht, und ich habe auch von keinem gehört, dass er gehen will." Etwas Zeit haben sie noch, sich zu sammeln. Wegen des Nachholspiels am 23. Dezember, das Türkgücü 4:1 in Meppen gewann, wird erst beim Laktattest am 2. Januar durchgezählt, einen Tag später findet das erste Training statt.

Auf die, die dann noch da sein werden, warte ein "knallhartes" Programm (Schmidt): Nach einem Testspiel gegen den SSV Ulm muss Türkgücü im Januar zu sechs Pflichtspielen innerhalb von 19 Tagen antreten. Schmidt versucht auch hier, dem Ganzen Positives abzugewinnen: "Unsere Trainingsbedingungen im Winter sind natürlich nicht besonders gut", sagt der 52-Jährige über die Vereinsheimat auf der Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße. So habe man wenigstens gar nicht so viel Zeit, zu trainieren.

Unterdessen hat der Verein begonnen, für das Heimspiel gegen Dynamo Dresden am Montag in einer Woche Geistertickets zu verkaufen, um so an dringend benötigtes Geld zu kommen. Man kann über die Vereins-Homepage ein "Supporter Ticket" für fünf, 15 oder 50 Euro kaufen, bei der "VIP"-Variante erhält man eine "von der Mannschaft unterschriebene Dankeskarte". Bleibt die Frage, wer von den aktuell 35 Spielern dann noch alles unterschreiben wird.

FC Bayern München II (Platz 16)

Der Kapitän ist wieder fit: Der FC Bayern II freut sich auf die Rückkehr von Maximilian Welzmüller. (Foto: Fotostand / van der Velden/Imago)

Die U23 des FC Bayern stieg am Mittwochvormittag wieder ins Mannschaftstraining ein, und auffällig war daran vor allem eines: Der Kader ist völlig unverändert. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Meister der vorigen Saison noch personelle Verstärkung einplant. Und auch, wenn das Transferfenster erst Anfang des neuen Jahres öffnet, so war man dem Vernehmen nach in den vergangenen Wochen bereits in Gesprächen gewesen.

Am meisten sucht man nach einem Strafraumstürmer, zumal die Mannschaft in der vorigen Saison nach 15 Partien immerhin acht Tore mehr erzielt hatte als jetzt (28 statt 20). Doch gerade im Angriff ergeben sich dadurch Chancen für jene, die schon da sind, sich zu beweisen. Beim jungen Angreifer Lenn Jastremski, 19, hat man am Campus eine positive Entwicklung festgestellt, er kann auf unerwartete Einsatzzeiten hoffen, wenn die Bayern in den kommenden Tagen weiter nicht fündig werden - und für den 9. Januar ist ja auch das prestigeträchtige "Grünwalder Derby" gegen 1860 München angesetzt.

Umgekehrt ist Trainer Holger Seitz nun froh, dass schon sehr bald ein Routinier ins Mannschaftstraining zurückkehrt: Maximilian Welzmüller, einer der wenigen Ü23-Spieler im Team, wird nach seinem Bänderriss im Knie bald schon wieder zur Verfügung stehen, um das defensive Mittelfeld zu stabilisieren - auch wenn das Derby, einen Tag vor seinem 31. Geburtstag, für ihn möglicherweise noch zu früh kommt.

SpVgg Unterhaching (Platz 12)

Die spektakulärste Nachricht aus dem Unterhachinger Sportpark in den vergangenen Tagen war fraglos die Ankündigung der monströsen Schnitzelplatte aus der Küche des vereinseigenen Gasthauses. Zum Abholen, natürlich. Die Platte sieht so aus, als müsse man gegen sämtliche Corona-Auflagen verstoßen, um sie zu verputzen, weil das selbst zwei Haushalte auf einmal nicht bewerkstelligen können. Die Spieler haben offenkundig nicht zugeschlagen, angeblich haben sich alle ohne Gewichtszunahme am Montag wieder im Training eingefunden. Welches übrigens zurzeit oft im Stadion abgehalten wird, der Rasenheizung sei dank.

Die insgesamt sieben Punkte aus der englischen Woche vor Weihnachten haben offenkundig dazu beigetragen, dass tatsächlich eine stade Zeit angebrochen war in der Vorstadt. Es ist auch nichts davon zu hören, dass noch Spieler kommen oder gehen sollen, man ist froh, dass zuletzt das Potenzial abgerufen sowie die lange Sieglos-Flaute beendet wurde, weil gleich mehrere Spieler aufsteigende Form zeigen. Im Prinzip steht die Mannschaft auch gar nicht so schlecht da, wenn man bedenkt, dass wegen der Langzeitverletzten Marc Endres, Dominik Stahl und Stephan Hain in jedem Mannschaftsteil ein Leistungsträger fehlt, und das schon seit dem Saisonstart. Die Mannschaft von Arie van Lent startet allerdings am 9. Januar mit einem schweren Auswärtsspiel beim Aufstiegsaspiranten Hansa Rostock, im Januar stehen auch beide Nachholpartien gegen Verl und Türkgücü an.

TSV 1860 München (Platz 3)

Unersetzlich in der Kapelle des TSV 1860 München: Stürmer Sascha Mölders. (Foto: Fotostand / Wagner/Imago)

Er hoffe, dass nach der Pause auch wieder "die volle Kapelle" zur Verfügung stehe, hatte Michael Köllner vor Weihnachten gesagt. Nach einigen Einheiten in Kleingruppen kamen am Dienstag wieder alle zusammen beim TSV 1860 München, und der Dirigent konnte sich durchaus freuen, denn die Pauke Sascha Mölders oder auch der quirlige Flötist Richard Neudecker hatten sich gut erholt. Allein der filigrane Violinspieler Stefan Lex fehlte immer noch, er trägt schon seit längerem muskuläre Probleme mit sich herum. Andererseits konnte Köllner ein neues Mitglied begrüßen.

In Merveille Biankadi hatten die Verantwortlichen, quasi mit der Bescherung an Heiligabend, genau jenen Spieler auf den Gabentisch gezaubert, den man zur Verstärkung noch gebraucht hatte. Biankadi ist ein wuchtiger Stürmer vom 1. FC Heidenheim, der über eine Menge Drittliga- und sogar ein bisschen Zweitliga-Erfahrung verfügt. Außerdem ist er ein Münchner, der möglicherweise seinen ersten Einsatz für die Löwen ausgerechnet gegen seinen Ausbilder-Klub haben wird: die U23 des FC Bayern. Ob hingegen Lex am 9. Januar schon wieder spielen kann, ist noch offen.

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