Fußball:Graue Haare und ein Kreuzbandriss

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SpVgg Unterhaching empfängt Rot-Weiß Erfurt - ohne Sascha Bigalke

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Manfred Schwabl fährt auf dem Parkplatz ein, vor dem Eingang der Geschäftsstelle warten schon mehrere Personen auf ihn, das nächste Meeting beginnt in wenigen Minuten. Es ist nicht so, dass der Präsident der SpVgg Unterhaching nur in seinem Büro sitzt und mit dem Schicksal hadert, im Gegenteil, eigentlich führt er das Leben eines Managers, nur dass er dafür nicht bezahlt wird. Der 48-Jährige hat zuletzt viele graue Haare bekommen, das betont er zurzeit selbst immer wieder. "Es ist ähnlich wie letztes Jahr", sagt er dann zur finanziellen Situation des Fußball-Drittligisten. Wenig später fügt er an: "Naja, man kann schon sagen, es ist sicher nicht besser als letztes Jahr." Also: wohl noch schlimmer. Dass zwei Stunden zuvor im Training ein Spieler eine Scheibe des VIP-Hauses zerschossen hat, weiß er da noch nicht einmal. Ein Hauptsponsor mit viel Geld, danach dürfte sich Schwabl in sehr vielen Momenten sehnen.

Am vergangenen Montag hatte sich Schwabl zum ersten Mal ein wenig frustriert angehört. Im Interview mit München TV hatte er gesagt, dass er es sich vorstellen könne, eine andere Funktion im Verein zu übernehmen, wenn es bei den Vorstandswahlen im kommenden Jahr einen Gegenkandidaten gäbe. Dazu sagt Schwabl nun: "Das ist völlig ohne Hintergedanken. Ich will nur das machen, was dem Verein gut tut. Und ein neuer Kandidat sollte freilich dasselbe Grundkonzept verfolgen." Dieses lautet: Auch aus Kostengründen bildet die Jugendarbeit den Schwerpunkt, die jeweils besten Spieler werden verkauft. Denn die wirtschaftliche Gesundung des Vereins steht nach wie vor über dem sportlichen Erfolg. Nein, er kenne im Moment keinen möglichen Gegenkandidaten, sagt Schwabl. Doch er hört sich allmählich auch nicht mehr so an, als ob er selbst zu einer wirtschaftlichen Gesundung beitragen könnte.

Er soll Stabilität bringen: Benjamin Schwarz, 28, einer der routiniertesten Hachinger. Trainer Ziege nennt ihn "den Philipp Lahm der Spielvereinigung" (Foto: Claus Schunk)

In der Zwischenzeit versucht die Mannschaft, sich sportlich in der Liga zu halten, drei Punkte Vorsprung sind es auf die Abstiegsränge. Am Samstag empfängt das Team Rot-Weiß Erfurt (14 Uhr, Sportpark), den aktuellen Spitzenreiter in der Auswärtstabelle. Haching erscheint zurzeit unberechenbar, nach einem fulminanten 3:0-Heimsieg gegen Dynamo Dresden und einem enttäuschenden Auftritt bei Preußen Münster (0:2). Stabilität sollen dabei Spieler wie Benjamin Schwarz garantieren, die wenig kosten und trotzdem recht viel Erfahrung mitbringen. "Ich bin ja schon froh, dass ich überhaupt noch Fußball spielen kann", sagt der 28-Jährige, er hat sieben Knie-OPs überstanden. "Er ist unheimlich wichtig. Ich habe ihn schon mal den Philipp Lahm der Spielvereinigung genannt", sagt Trainer Christian Ziege über die Tatsache, dass Schwarz in der Abwehr wie im Mittelfeld einsetzbar ist.

Im offensiven Mittelfeld wird Ziege ab sofort auf einen Spieler verzichten müssen, der zuletzt zwar nicht oft zum Einsatz kam, aber als potenzieller Leistungsträger galt: Sascha Bigalke. Schon im Spiel in Münster habe er "einen blöden Schritt" gemacht, berichtet Ziege, gestern folgte die Diagnose: Kreuzbandriss. Die selbe Verletzung, im übrigen im selben Knie, hatte letztlich zur Auflösung von Bigalkes Vertrag beim 1. FC Köln im vergangenen August beigetragen, weil sich der 24-Jährige nicht mehr in den Kader zurückkämpfen konnte. Für den Rückkehrer dürfte nun auch die aktuelle Drittliga-Saison gelaufen sein.

© SZ vom 28.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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