Fußball:Campus der Träume

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Eine Arena en miniature: Die U17 des FC Bayern eröffnet den Spielbetrieb in der neuen Nachwuchs-Akademie im Münchner Norden mit einem 4:1-Sieg gegen den SC Freiburg.

Von Raphael Weiss, München

Seit der FC Barcelona im Jahr 2006 dank der Spieler aus seinem Jugendzentrum La Masia die Champions League gewonnen hat, gibt jeder Verein, der etwas auf sich hält, das Credo aus: Unsere Jugendmannschaften müssen von klein auf unseren Spielstil verinnerlichen - damit sie sich nicht erst auf das Spiel der Profimannschaft einstellen müssen, sollte eines Tages der ersehnte Sprung gelingen. Und da der FC Bayern besonders viel von sich hält, hat er seiner Jugend zur Eingewöhnung gleich eine Mini-Arena gebaut.

Samstag, halb elf. Auf dem Platz wärmen sich die U-17-Teams des FC Bayern und des SC Freiburg auf. Noch 30 Minuten bis zum ersten offiziellen Pfiff im neuen Stadion. Die Jungs in Rot spielen lässig im Kreis, seit Guardiolas Zeit in München "Rondo" genannt. Die 400 Zuschauer, die auf den aus Fröttmaning bekannten, grauen Plastikschalen sitzen, scheinen sie nicht zu beeindrucken. Genauso wenig wie der Rest des neuen Stadions, das alles hat, was die Arena draußen vor der Stadt auch hat: Eckfahnen mit dem Bayern-Wappen, eine Pressetribüne, einen riesigen Stehplatzbereich und unverfängliche Popmusik aus den Lautsprechern: "One day, Baby, we'll be old." Nur die Kioske im Stadion, das 2500 Zuschauer fasst, sind noch geschlossen - dafür schneidet Alfons Schuhbeck in der Kantine des FCB-Campus den Gästen persönlich die Leberkässemmeln auf.

Bayerns Talente gegen die des SC Freiburg: Das würde es nach der Reform noch geben. (Foto: Robert Haas)

Das Stadion mit der türkisfarbenen Glasfassade und den roten Streifen ist das Erste, was man sieht, sobald man an der Bushaltestelle "FC Bayern Campus" ankommt. Es ist das Aushängeschild des neuen Nachwuchsleistungszentrums im Norden Münchens. Künftig werden hier alle Jugendmannschaften - von der U 9 bis zur U 19 - trainieren und ihre Spiele austragen. Auf dem Gelände der Akademie gibt es unter anderem acht Fußballplätze, Beachfußball- und Beachvolleyballanlagen sowie einen Trainingshügel. Die Gebäude sind eckig und flach mit großen Glasfassaden. Nur die Sporthalle, in der künftig die Abteilungen Basketball, Handball und Tischtennis unterkommen, fällt mit ihrer Plattenbauoptik aus dem modernen Schema.

Die U 17 dominiert, wie es sich für den FC Bayern gehört, den Saisonauftakt in der Bundesliga Süd/Südwest gegen Freiburg. Daran können auch die wütenden Schreie des Freiburger Trainers, die unentwegt durch das Stadion hallen, nichts ändern. In der 23. Minute spielt Freiburgs Torhüter den Ball direkt in die Füße von Marvin Cuni. "Tor für den FC Bayern München!", ruft der Stadionsprecher, der künftig nur in der Youth League zum Einsatz kommen wird - 1:0. Der überragend aufspielende Oliver Batista Meier erhöht in der 26. Minute auf 2:0, bevor er einen Freistoß zum 3:0 in den rechten Winkel hämmert (60.) und schließlich zum 4:1-Endstand trifft (77.). "Das Freistoßtor kann er auf jeden Fall beim BFV einschicken", sagt Trainer Holger Seitz nach dem Spiel sichtlich gut gelaunt. "Es war geil, die Zuschauer sind richtig mitgegangen. Wir müssen dieses tolle Stadion ab jetzt mit Willen und Leben füllen", so Seitz.

Das Tor zur großen Profikarriere? Eingang zur neuen FC-Bayern-Akademie (Foto: Robert Haas)

Die Premiere in der Mini-Arena ist geglückt. Während sich das Stadion allmählich leert, machen die Jungs von der U 17 noch Laufübungen. Aus den Boxen dröhnt "Stern des Südens". Wenn sie ihren Blick auf das Stadiontor im Osten richten, können sie in weiter Ferne die Umrisse eines weißen Schlauchboots sehen: die echte Arena, den Traum aller FC-Bayern-Nachwuchsakademiker.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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