TSV 1865 Dachau:Schockierte Leitung

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Am Boden: Onur Korkmaz und seine Dachauer Kollegen wurden im Heimspiel vom TSV Schwabmünchen böse abgewatscht. (Foto: Toni Heigl)

Aufgefressen vom Gegner: Der TSV 1865 Dachau enttäuscht beim 1:5 im Heimspiel gegen Schwabmünchen auf ganzer Linie. Trainer Richter beklagt "zu viel Standfußball".

Die zweite Halbzeit war erst 20 Minuten alt, da flüchtete sich Konrad Kirschberger bereits in Galgenhumor. Er könne nur hoffen, dass die kubanische Nacht in der Gaststätte an der Jahnstraße mehr Schwung auf die Anlage bringen werde, sagte der Zweite Abteilungsleiter des TSV 1865 Dachau, in seiner Nebenfunktion als Stadionsprecher. 1865 hatte da gegen den TSV Schwabmünchen gerade den vierten Gegentreffer kassiert, doch dabei blieb es nicht. Wenige Minuten später schlug es erneut im Dachauer Kasten ein, am Ende stand eine 1:5-Heimpleite zu Buche.

Fabian Lamotte setzte sich direkt nach dem Schlusspfiff auf eine Holzbank und nuckelte an einer Wasserflasche. Es war die einzige Bewegung, die er zustande brachte - der Dachauer Spielertrainer musste die Klatsche erst einmal sacken lassen. Dann sagte er: "Individuelle Fehler haben uns das Genick gebrochen." Bis zur Pause fand er den Auftritt seiner Mannschaft eigentlich nicht so schlecht, "aber darüber noch zu reden, ist jetzt auch müßig". Als sich Lamotte in die Kabine zurückgezogen hatte, saß Marcel Richter als einziger des TSV-Teams auf der Ersatzbank. Seine Analyse war um einiges härter. Die Niederlage habe ihn "überrascht und geschockt", sagte der Sportliche Leiter. Richter sprach von einem "Offenbarungseid", man dürfe im ersten Heimspiel der Saison nicht fünf Gegentore kassieren. "Offensiv nix machen und hinten offen stehen", das funktioniere nicht, erklärte er.

"Schwabmünchen hat uns gerade im Zentrum aufgefressen", konstatiert Trainer Richter

1865 Dachau hat vor der Saison einen Umbruch im Kader vollzogen, zahlreiche junge Liga-Neulinge wurden geholt. Unerfahrenheit oder fehlende Eingespieltheit gingen am Samstag allerdings nicht als Ausreden durch, denn in Rechtsverteidiger Nikolaus Grotz und Linksaußen Nickoy Ricter standen nur zwei Neue in der Startelf. Den großen Rest bildeten erfahrene Bayernligarecken, die Lamottes System kennen. Es sei klar, dass die neuen Spieler etwas Zeit brauchen würden, sagte Richter, "aber gerade in der Phase muss von unseren arrivierten Bayernliga-Spielern mehr kommen". Richter beklagte sich über "zu viel Standfußball", mangelndes Engagement im Spiel gegen den Ball und fehlende Laufwege in der Offensive. "Da muss man mehr Gas geben", betonte er.

Zu Beginn des Spiels hatte es aus 1865-Sicht noch einigermaßen gepasst, Stück für Stück schoben die Hausherren das Spielgeschehen Richtung Gäste-Strafraum. Zwingende Torchancen blieben allerdings aus. Schwabmünchen dagegen nutzte gleich die erste, Turgay Karvar traf laut Richter "aus dem Nichts heraus, weil wir ungeordnet waren" zum 1:0 (14.). Es sollte der Auftakt zur großen Show des 21-jährigen Schwabmünchners sein. 1865 hielt vor der Pause noch dagegen, Christian Doll und Onur Korkmaz ließen in der 38. Minute aber zwei große Möglichkeiten liegen. Die Quittung dafür gab es nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff. Grotz leitete mit einem zu kurzen Rückpass das 0:2 von Philipp Schmid ein, vorbereitet wurde es von Karvar. Dann ging es dahin: Gabriel Marane verwandelte einen von Dachaus Kapitän Dominik Schäffer verursachten Foulelfmeter (55.); Karvar (65.) und Serhat Örnek (69.), der nach einem Alexander-Weis-Schnitzer von Karvar auf die Reise geschickt worden war, erhöhten auf 5:0 für die Gäste. Auf der Tribüne fragten sich die Schwabmünchen-Anhänger schmunzelnd, ob es trotz der sieben Kirchanschöring-Tore im Parallelspiel gegen Holzkirchen doch noch zur Tabellenführung reichen würde. "Schwabmünchen hat uns gerade im Zentrum aufgefressen", konstatierte Richter.

Als der ausgewechselte Karvar seinen Oberschenkel kühlend, aber lächelnd in die Kabine schlurfte, bescherte Lamotte dem TSV per Kopf den Ehrentreffer zum 1:5 (82.). Der Gäste-Sieg sei auch in dieser Höhe verdient gewesen, sagte Lamotte später. "Wir wussten, dass es schwer wird - das hat gleich das erste Spiel verdeutlicht", erklärte der TSV-Spielertrainer, der mit seinem Team am Mittwoch bei Schwaben Augsburg gastiert. Dort wird es kaum leichter werden.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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