Fußball-Bayernliga:Eiskalter Grummler

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SV Pullach zeigt gegen 1860 Rosenheim Charakter und feiert fünften Sieg in Serie

Von Stefan Galler, Pullach

Man könnte meinen, beim SV Pullach wären sie mittlerweile so erfolgsverwöhnt, dass ein relativ glanzloser 3:1 (2:1)-Sieg gegen den Bayernliga-Vorletzten 1860 Rosenheim ohne große Emotionen abgehakt wird. Doch Trainer Frank Schmöller wirkte nach der Partie geradezu euphorisiert - und zwar genau wegen der unaufgeregten Art, mit der sein Team die Punkte eingefahren hatte. "Dieser Sieg ist deshalb so wichtig für uns, weil wir ihn nicht durch unsere spielerische Überlegenheit errungen haben, sondern durch Charakter und Leidenschaft." Das sei bemerkenswert, weil man der technisch beschlagenen Pullacher Elf in der Vergangenheit oft vorwerfen musste, den inneren Schweinehund nur ungern zu überwinden und nur dann zu brillieren, wenn es ohnehin schon gut läuft. "Diesmal haben wir das Gegenteil bewiesen", sagte Schmöller.

Der Auftakt der Partie war nämlich alles andere als erbaulich gewesen, Rosenheims Raphael Obermair nutzte die Schläfrigkeit der Gastgeber in der Anfangsphase und traf zum 0:1 (12.). Doch die Isartaler zeigten fast postwendend die richtige Reaktion: Nach perfektem Pass von Christoph Dinkelbach durch die Schnittstelle der 1860-Abwehr marschierte Orhan Akkurt alleine aufs Tor zu. "Wenn er in eine solche Position läuft, kannst du schon die Anzeigetafel umstellen", sagte Schmöller, dessen unerschütterliches Vertrauen in seinen Mittelstürmer einmal mehr nicht enttäuscht wurde: Eiskalt schloss Akkurt zum 1:1 ab (15.), erzielte seinen 19. Treffer im 19. Saisonspiel. Und hatte hinterher genauso gute Laune wie die Kollegen, was vor Wochenfrist nach dem 4:1 gegen Bad Kötzting noch anders gewesen war: Da hatte der Torjäger keinen Treffer beigesteuert und hinterher missmutig vor sich hin gegrummelt. "Ich werde ihn in seinem Ehrgeiz nicht bremsen, solange er sich nicht gegen Mannschaftskameraden richtet", sagt der Trainer. "Aber wenn er sich über sich selbst ärgert, ist das doch absolut super."

"Wenn er in eine solche Position läuft, kannst du die Anzeigetafel umstellen": Pullachs Orhan Akkurt (re.) entwischt mal wieder seinem Gegner. (Foto: Claus Schunk)

Die Pullacher waren mit Akkurts Treffer zurück im Spiel, hatten aber mit den körperlich sehr präsenten Rosenheimern weiterhin ihre Probleme: "Das sind Mega-Kanten, sehr aggressiv in den Zweikämpfen", sagte Pullachs Trainer, der weiß, wovon er spricht: In seiner aktiven Zeit verschaffte er sich ebenfalls auch dank seiner imposanten Erscheinung Respekt.

Beim 2:1-Führungstreffer half den Pullachern allerdings weniger ihre Zweikampfstärke als der gute Instinkt von Mittelfeldspieler Andreas Roth: Einen Freistoß über die Mauer klatschte Rosenheims Torwart Patrick Schorpp an den eigenen Pfosten. Roth stand richtig und staubte ab, sein fünftes Saisontor (37.). "Für mich ein Torwartfehler", befand Schmöller, der den 1860-Keeper dagegen beim entscheidenden 3:1 seiner Elf von jeglicher Schuld freisprach: Standard-Spezialist Christoph Meißner zimmerte einen direkten Freistoß flach und hart in die Torwartecke (57.). "Trotzdem unhaltbar", sagte Schmöller.

Locker schaukelte der Sportverein den Sieg schließlich über die Zeit, obwohl etwa der frühere Profi Orkan Balkan nach seiner Einwechslung nicht wie vom Coach erhofft mehr Ruhe ins Spiel brachte. "Grundsätzlich ist Orkan eine Bereicherung für uns, aber da hätte ich mir mehr von ihm erwartet. Er hat sich zu viele unnötige Ballverluste geleistet und es nicht geschafft, die Hektik rauszunehmen", so Schmöller, dessen Grundstimmung angesichts von acht Partien in Serie ohne Niederlage und zuletzt fünf Siegen nacheinander blendend ist. Zu Jubelarien wie Manager Theo Liedl, der zuletzt bereits die Meisterschaft als klares Ziel ausgab, lässt er sich dennoch nicht hinreißen: "Dass Theo das tut, ist legitim, er ist eben genauso ehrgeizig wie unser Torjäger Orhan Akkurt."

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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