Fußball-Bayernliga:Der Tiger und die Zauberer

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Nicht nur taktisch beweist der BCF Wolfratshausen (rechts Anto Bonic) gegen Heimstetten Flexibilität. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der BCF Wolfratshausen hat aus seiner Auftaktniederlage gelernt: Mit defensiverer Taktik kommt er gegen Heimstetten zu zahlreichen Chancen. Er nutzt aber nur eine. Und der Gegner hat Orhan Akkurt.

Marco Stier war ein glücklicher Mann, als er am Samstagnachmittag in der prallen Wolfratshauser Sonne stand. Der Trainer des BCF Wolfratshausen war zufrieden mit der Art und Weise, wie seine Mannschaft aufgetreten war. Sein Zettel sei voller Torchancen seines Teams sagte er - und sprach von einem "schönen Wochenende". Nur eines passte aus seiner Sicht nicht: das Ergebnis.

Auch Christoph Schmitt hatte einen Zettel vollgeschrieben. Er genehmigte sich gerade eine Banane, als er vor die Kabine trat. Auch der Trainer des SV Heimstetten stand in der Sonne, und er lächelte. Sein Lächeln war aber bitter, Schmitt war enttäuscht. "Einfach vogelwild" sei die Spielweise seiner Mannschaft gewesen, sagte er, "all das, was wir uns in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, haben wir vermissen lassen." Die taktischen Dinge, die Art und Weise Fußball zu spielen, die ihm vorschwebt, habe "nicht stattgefunden".

Zwei Trainer, zwei Gemütszustände. Eines war für beide aber gleich: die Punkte-Ausbeute. Jeder nahm beim 1:1 (0:1) am zweiten Bayernliga-Spieltag einen Zähler mit. Damit sind beide Mannschaften noch sieglos. Jene, die diesen Zustand eher hätte beseitigen können, war die des BCF. Zur Halbzeit, sagte Stier, "müssen wir 3:1 führen". Auch Schmitt gestand ein, dass sich seine Mannschaft in jenem Fall nicht hätte beschweren dürfen. Die Ergebnistafel sagte aber etwas anderes: 1:0 für Heimstetten. Orhan Akkurt, wer sonst, hatte die Gäste nach einer Ecke von Sebastiano Nappo in Führung geköpfelt (18.), es war sein dritter Treffer in dieser Saison, außer ihm hat noch kein Heimstettener getroffen.

Davor und danach hatte sich der BCF Chance um Chance erspielt, alleine Stürmer Angelo Hauk, der regelmäßig mit viel Tempo in den Heimstettener Strafraum zog, vergab drei gute Möglichkeiten. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bewahrte Daniel Wellmann mit einer starken Grätsche gegen Anto Bonic sein Team vor dem Ausgleich, kurz darauf schoss Bonic an den Außenpfosten. Es war verständlich, dass Gäste-Torhüter Maximilian Riedmüller in jener Phase seine Wut laut hinaus brüllte, als er den Ball nach einer der gefährlichen BCF-Situationen hinter seinem Kasten holte. "Das Schlimme ist, dass uns selbst das Tor gar keine Sicherheit gegeben hat", betonte Schmitt. "Unglaublich" fand er das.

Stier hatte seine Mannschaft nach dem 1:4 zum Auftakt in Rain defensiver agieren lassen, er hatte erkannt, dass sie für den mit Pressing garnierten Offensiv-Fußball, den er eigentlich spielen lassen will, noch nicht fit genug ist. Er wollte die Gäste kommen lassen und dann zuschnappen, "wie ein Tiger im Käfig". Das habe sein Team "sensationell gemacht", fand er - abgesehen von der Chancenverwertung. "Das kennen wir ja schon", kommentierte Stier mit süffisantem Unterton.

Eine ideale Halbzeit-Konstellation für Schmitt. "Was gibt es Schöneres als zu kritisieren, wenn du trotz einer schlechten Leistung führst?", fragte er rhetorisch. Doch sein Team steigerte sich nur ein bisschen, verpasste es, das 2:0 zu machen - und kassierte dann den Ausgleich, als der 20-jährige Defensivspieler Chafi Gobitaka nach einer Flanke von Adam Puta ebenfalls per Kopf zur Stelle war. Ein "Sahnetor", fand Stier. Obwohl der eingewechselte Heimstettener Kazuki Date noch zwei gute Möglichkeiten hatte, war Wolfratshausen gegen Ende dem Sieg näher. Schmitts Erkenntnis: "Wir sind ein fragiles Gebilde. Wenn es nicht läuft, brechen wir schnell weg." Seine Mannschaft sei individuell mit mehr Qualität ausgestattet gewesen, doch der Gegner habe "Herz und Verstand" mit auf den Platz gebracht - "und das hat uns heute gefehlt". Stier wiederum zog aus der Partie die Zuversicht, dass sein Team der Abstiegszone durchaus entrinnen könne, "wenn wir so auftreten". An diesem Mittwoch können die BCF-Kicker beim TSV Landsberg (18.30 Uhr) an diese Leistung anknüpfen. Heimstetten empfängt um 19.30 Uhr Aufsteiger Traunstein, der noch ungeschlagen ist und vier Punkte auf seinem Konto hat. Schmitt erwartet einen "kompakten, sehr robusten" Gegner. "Gerade für unsere Zauberer" könne diese Aufgabe noch schwieriger werden.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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