Frauenfußball:Verspielt verloren

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„Es ist nicht zu erklären, wie man so zuhause auftreten kann“: Jovana Damnjanovics Miene spricht Bände. (Foto: Sven Leifer/imago)

FC Bayern unterliegt in der Bundesliga überraschend im Grünwalder Stadion 1:2 gegen Leverkusen.

Von Marie Schneider, München

Die 10:1- und 8:0-Siege der vergangenen Saison schwebten den Frauen des FC Bayern bestimmt noch vor Augen. Doch von so einem eindeutigen Ergebnis waren sie am Sonntag weit entfernt. Nach zwei Siegen in Serie in der Bundesliga sowie zwei Erfolgen im DFB-Pokal und in der Champions League erhoffte sich die Heimmannschaft im Grünwalder Stadion den fünften Sieg der Saison. Doch der rückte schon nach dem 1:2-Halbzeitstand in weite Ferne. Der vermeintlich schwächere Gegner Bayer Leverkusen setzte sich gegen den Favoriten durch und präsentierte sich wie bei seinem Überraschungserfolg gegen den SC Freiburg stärker als in der vergangenen Saison. Zwar hatten die Gastgeber in der zweiten Halbzeit viele gute Möglichkeiten, doch änderten sie das Ergebnis nicht mehr. "Es ist nicht zu erklären, wie man so zuhause auftreten kann", sagte Bayern-Trainer Jens Scheuer ernüchtert.

"Wir waren von der ersten Minute an nicht am Platz", kritisiert Trainer Scheuer sein Team

In den ersten Minuten versuchten beide Teams, ordentlich Druck zu machen und durch starkes Pressing zu Ballgewinnen zu kommen. So verlief das Spiel in der Anfangsphase ausgeglichen, doch ohne wirkliche Torszenen. Die ersten Chancen hatten dann die Bayern. Mit einem langen Pass schickte Kapitänin Melanie Leupolz ihre Teamkollegin Giulia Gwinn in der sechsten Minute auf der rechten Seite Richtung Tor. Mit einem schnellen Antritt bewegte Gwinn sich an ihrer Gegenspielerin vorbei, konnte ihre gute Schussmöglichkeit jedoch nicht verwerten. Nur zwei Minuten später vereitelte Leverkusens Torhüterin Anna Klink die nächste Bayern-Chance nach einer Ecke. Danach passierte lange Zeit kaum etwas.

Erst Leverkusens Henrietta Csiszar machte das Spiel in der 32. Minute wieder sehenswerter: Nach einem Doppelpass mit Ivana Rudelic schlug sie den Ball mit einem kräftigen Volleyschuss von der linken Seite ins Netz. "Wir dürfen die Gegner nicht leichtfertig zu solchen Toren einladen", kritisierte Scheuer die Verteidigung seines Teams. Nach einigen Ungenauigkeiten, wie Fehlpässen, die im Aus landen, schafften die Bayern knapp zehn Minuten nach dem 0:1 den Ausgleichtreffer durch Kathrin Hendrich. Eher zufällig kam sie nach einer Ecke von Nationalspielerin Lina Magull im Getümmel wenige Meter vor dem Tor an den Ball und drückte ihn über die Linie. Die Bayern schienen noch im Freudentaumel über ihr Tor, als im Gegenzug Milena Nikolic die Flanke von Lena Uebach zur erneuten Führung für Leverkusen verwandelte. Auch hier zeigten sich die Probleme in der Bayern-Verteidigung, die die Hereingabe viel zu leicht zuließ und die Torschützin nicht stoppen konnte.

"Wir haben sehr leichte Gegentore kassiert, wir müssen konstanter verteidigen und auch nach vorne zielstrebiger sein", sagte Scheuer. Er meinte damit auch die zahlreichen guten Chancen in der zweiten Halbzeit, die die Bayern nicht verwandeln konnten. Einmal sahen die Fans den Ball sogar im Netz und fingen schon an zu jubeln - doch die Fahne der Linienrichterin war oben. Die Gäste kamen kaum noch in die gegnerische Hälfte, konnten den Ausgleichstreffer der Münchnerinnen aber stets verhindern. "Leverkusen hat das gut verteidigt", lobte Scheuer den Gegner. Sein Team habe zu oft die komplizierten statt einfachen Pässe gespielt und sei "zu verspielt" gewesen. So stand die eingewechselte Simone Laudehr gegen Ende der Partie mehrfach in guter Position vor dem Tor, kam aber nie ideal an den Ball und schob ihn beispielsweise in der 84. Minute knapp neben den Pfosten ins Aus. Hendrich scheiterte noch an Leverkusens Torhüterin. "Wir waren von der ersten Minute an nicht am Platz und haben in keinster Weise umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten", zeterte Scheuer, der selbst mit den Chancen und der Überlegenheit seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit nicht zufrieden schien.

Umso mehr freuten sich die Leverkusenerinnen, dass sie drei Punkte aus diesem Spiel mitnehmen konnten. Einige Spielerinnen lagen noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen - die Erschöpfung war ihnen anzusehen. "Meine Mannschaft hat am absoluten Maximum gespielt, mehr war nicht drin", konstatierte Leverkusens Trainer Achim Feifel. Er lobte den Kampfgeist und die Laufbereitschaft seiner Spielerinnen, mit der richtigen Mentalität könne sein Team auch Topmannschaften schlagen. Der unzufriedene Bayerntrainer flüchtete sich hingegen in einen Allgemeinplatz: "Rückschläge gehören dazu", sagte Scheuer.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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