Frauenfußball-Bundesliga:Der Turm in der Münchner Brandung

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Durchsetzungskräftig wie vor ihrer Verletzungspause: Melanie Behringer (re.) weiß sich auch in der Luft zu behaupten. (Foto: imago/foto2press)

Beim 2:0-Erfolg des FC Bayern gegen Köln ist Kapitänin Melanie Behringer prägend.

Von Raphael Weiss, München

Es dauerte ein wenig, bis Melanie Behringer, die Kapitänin des FC Bayern München, ins Spiel fand. Die ersten vier Pässe, die sie bei ihrem ersten Startelfeinsatz nach ihrer Verletzungspause spielte, landeten entweder im Aus oder beim Gegner. "Man hat gemerkt, dass noch etwas Sand bei ihr im Getriebe war", sagte ihr Trainer Thomas Wörle später. "Aber sobald sie auf dem Platz ist, gibt uns das Selbstvertrauen. Sie ist unser Turm in der Brandung." Was genau das bedeutet, konnte man 80 Minuten lang beim 2:0 gegen den 1. FC Köln beobachten.

Sobald die Bayern-Spielerinnen die Mittellinie überquerten, suchten sie Behringer. An jedem gefährlichen Angriff in der ersten Hälfte war die Mittelfeldspielerin beteiligt. Den ersten gab es in der siebten Minute, als Mandy Islacker, Nicole Rosler und Behringer in den Kölner Strafraum eindrangen und sich in Überzahl umständlich den Ball hin und her schoben, bis Behringer ihn stark bedrängt über das Tor setzte.

Wie zu erwarten war, dominierten die Münchner das Spiel gegen den Aufsteiger über 90 Minuten, standen die meiste Zeit mit allen Feldspielerinnen in der gegnerischen Hälfte und kamen immer wieder zu guten Chancen. So wie in der 15. Minute, als Leonie Maier mit einem präzisen Steilpass Behringer im Strafraum freispielte.

Die Kölnerinnen konnten sich bei ihrer Torhüterin bedanken - das taten sie bereits zur Pause

Die 31-Jährige zögerte kurz, ob sie aus guter Position einschieben oder eine der noch besser postierten Kolleginnen bedienen sollte - und schlenzte den Ball über das Tor von Anne-Kathrin Kremer. Die Bayern kombinierten gut und direkt. Vor allen Dingen im letzten Angriffsdrittel zeigten die Münchnerinnen immer wieder sehenswerte Spielzüge, doch die letzte Aktion wollte einfach nicht gelingen. Sie scheiterten entweder am eigenen Unvermögen oder an den Paraden von Kremer. "Wir haben unsere Chancen einfach nicht genutzt. In der ersten Halbzeit kann es locker 3:0 stehen", resümierte Wörle nach dem Spiel.

Auch die Kölner Ersatzspielerinnen wussten, bei wem sie sich für das Unentschieden zur Halbzeit bedanken mussten: Kurz nach dem Pausenpfiff stürmten fünf von ihnen auf ihre Torhüterin zu, umarmten und feierten sie. Und auch der zweite Durchgang begann so, wie der erste aufgehört hatte. Schöne Kombinationen, gefährliche Ansätze, doch der Abschluss wollte einfach nicht gelingen. Eine Standardsituation brachte schließlich die Erlösung. Nach einem Freistoß nahe der Grundlinie köpfelte Simone Laudehr aus fünf Metern unhaltbar für Kremer ins lange Eck (51.). Vorlage: Behringer.

"Wir müssen weiter Geduld haben", sagt Trainer Wörle. Bald geht es zu den Chelsea Ladies

Wer nach dem Treffer auf offensivere Kölner gehofft hatte, wurde schnell enttäuscht. Die Dynamik des Spiels blieb unverändert. Köln igelte sich hinten ein, Bayern drückte und vergab Chance um Chance. Zehn Minuten vor Schluss wurde Behringer ausgewechselt. "Es hat Spaß gemacht, wieder von Anfang an zu spielen. Wir haben richtig gut gespielt, auch wenn wir zum Schluss Glück haben, dass wir nicht den Ausgleich kassieren", sagte die Spielführerin, die von der Auswechselbank sah, wie der 1. FC Köln in der 88. Minute einen Freistoß in den Münchner Strafraum verlängerte und Amber Hearn den Ball aus fünf Metern über die Linie drückte. Da die Neuseeländerin im Abseits stand, blieb es bei einem Schreck für Bayern. Als Lineth Beerensteyn bei ihrem Pflichtspieldebüt frei vor dem Kölner Tor auftauchte und aus kurzer Distanz zum 2:0 einschob, war das Spiel entschieden.

Bayern-Trainer Wörle weiß, dass in den kommenden Wochen viel Arbeit auf ihn zukommen wird, um die Titelambitionen zu bestätigen: "Wir müssen weiter Geduld haben. Wir haben viele neue Spielerinnen und sind noch nicht in dem Rhythmus, den wir brauchen." Die nächsten Mannschaften werden die Bayern vor deutlich größere Aufgaben stellen, als es dem Aufsteiger aus Köln gelungen ist. In der Bundesliga geht es am Sonntag nach Hoffenheim, bevor es für die Münchner zum Champions-League-Kracher gegen die Chelsea Ladies nach London geht. "Das wird auf jeden Fall ein komplett anderes Spiel", sagte Behringer. "Da kommen absolute Maschinen auf uns zu. Die sind athletisch und spielerisch super." Spätestens in London also sollte der Sand aus ihrem Getriebe verschwunden sein.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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