Frauen-Basketball:Jahn Münchens Abschlussfest samt "Fast-Endlos-Büffet"

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Studentin auf Weltreise: Jahn-Wackelkandidatin Nadine Walsh (Mitte). (Foto: Johannes Simon)

Jahn Münchens Zweitliga-Basketballerinnen ziehen vor dem Saisonfinale gegen Speyer enttäuscht Bilanz - und sehnen sich nach Geld und Zugängen.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Es soll eine Feier geben, wenn die Basketballerinnen von Jahn München am Samstag (17.30 Uhr) gegen Speyer-Schifferstadt in ihr finales Saisonspiel gehen. Helfer, Fans und Sponsoren sind im "Weltenburger Dome", wie Manager Armin Sperber die eigene Vereinsturnhalle ganz unbescheiden tituliert, zu einem Abschlussfest samt "Fast-Endlos-Büffet" eingeladen.

Auf Platz sieben oder acht wird Jahn die Zweitliga-Saison beenden. Mehr war wohl wieder nicht drin, was auch Kapitänin Magdalena von Geyr nicht zufrieden stellt. Ihre Ansprüche sind andere. "Beim nächsten Mal will ich um die Playoff-Plätze, also Platz eins bis vier, mitspielen", hat die Jahn-Topscorerin im ersten Perspektivgespräch dem Verein mitgeteilt.

Besonders die Vorrunde ging mit einer Niederlagenserie und zwischenzeitlich Platz elf völlig daneben. Auch im Jahr davor war es kaum anders gewesen. Von Geyr macht sich dafür stark, dass ein, zwei Spielerinnen von Format zum Kader stoßen. "Eine große Centerin brauchen wir unbedingt", sagt sie, und noch eine Akteurin, die eine Spielerin aus der ersten Fünf adäquat ersetzen kann. Der jetzige Kader ist zu dünn. "Gut, dass niemand krank wurde", sagt von Geyr, die selbst noch nicht definitiv zugesagt hat für die kommende Saison. "Die Tendenz ist aber positiv", sagt die Kommunikationswissenschaftlerin.

Von Geyr schätzt die Stimmung in der Mannschaft, die auch nach vielen Niederlagen zusammenhielt und keine Grüppchenbildung aufkommen ließ. Bereits verständigt haben sich Verein, Mannschaft und Trainer darüber, dass die Saisonvorbereitung im Sommer anders laufen soll als früher. Bisher war Coach Rüdiger Wichote in den Sommermonaten als Assistenztrainer mit dem Frauen-Nationalteam unterwegs gewesen, die gezielte Vorbereitung auf den Saisonstart fand für Jahn München erst Anfang September statt.

"Wir werden dieses Jahr aber schon im Mai mit lockerem Training beginnen", verspricht Wichote, der auch für die Basketballer des FC Bayern München tätig ist und für die Profis Videoanalysen der Ligagegner und der Kontrahenten in der Euroleague macht. Seine Arbeit beim Jahn will er fortsetzen. Eine bessere Ausdauerbasis soll frühzeitig gelegt werden, mehr Testspiele sollen stattfinden.

Erst einmal ist es eine gute Nachricht, dass Jahn München weiter entschlossen ist, in der zweiten Liga zu spielen. Die Landeshauptstadt hat ja kaum Teams auf Spitzenniveau. Zu den Jahn-Heimspielen kommen allerdings kaum mehr als hundert Besucher. Als nachhaltige Einnahmequelle, zieht man die Schiedsrichterkosten ab, ist das zu vernachlässigen. Im vergangenen Jahr hatte Jahn mit einer Crowdfunding-Aktion, bei der 70 Lose für jeweils 250 Euro verkauft wurden, erst die finanzielle Basis für den Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse gelegt. Damals hatte ein Reisebüro mit nur einem Los Glück, wurde in den Vereinsnamen aufgenommen und grüßte als Trikotsponsor.

Studentin auf Weltreise: Jahn-Wackelkandidatin Nadine Walsh (Mitte). (Foto: Johannes Simon)

Noch ist nicht ganz klar, ob dieser Kraftakt wiederholt werden muss. Deshalb hofiert der Verein beim Fest am Samstag auch seine etwa 25 Kleinsponsoren, die sich an der Los-Aktion beteiligt hatten. Sie sollen, so wünscht sich das der Klub, wieder einsteigen, wenn es im kommenden September in eine erneute Bundesligarunde geht. "Ich hoffe, sie bleiben bei der Stange", sagt Sperber. Positive Signale gebe es, aber sicher ist noch nichts. Der Manager hatte sich gewünscht, dass schon jetzt jemand kommt und sagt: "Ich übernehme alles." Auch das ist noch nicht passiert.

Natürlich hätten Wichote und Manager Sperber genauso wie von Geyr auch gerne neue gute Spielerinnen. Doch die sind in München rar gesät oder wandern zu den Bundesligaklubs nach Wasserburg oder Bad Aibling ab. Für eine oder gar zwei Profispielerinnen aus Nordamerika, die bei fast allen anderen Vereinen in der Liga zum Standard gehören, fehlt das Geld. Allein Bad Aibling konnte bisher mit 250 000 Euro kalkulieren, in der nächsten Saison soll der Etat noch wachsen.

Jahn kommt, wenn alles gut läuft, auf circa 50 000 Euro und setzt deshalb auf seine vorbildliche Nachwuchsarbeit bei den Mädchen. Wieder ist der Klub in vier Altersklassen Meister geworden. Doch in den vergangenen vier Jahren konnte sich kein Talent in der zweiten Liga richtig durchsetzen. Zudem sind Nadine Walsh, die als Studentin auf Weltreise geht, wie Sperber mitteilte, und Jella Molz, die noch keinen Studienplatz in München hat, unsichere Kandidatinnen für die nächste Spielzeit.

© SZ vom 21.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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