FCB II gegen Garching:Belastet von Leicester

Lesezeit: 3 min

Fast noch vorbei gezogen wären die Garchinger (hier Lirim Kelmendi, links) am FC Bayern München II und Wooyeong Jeong. Die Gäste verkürzten in der zweiten Halbzeit von 0:3 auf 2:3. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Bayern München II besiegt den VfR Garching 3:2. Die abstiegsbedrohten Gäste verpassen in der Schlussphase zwar den Ausgleich, zeigen aber ihre vielleicht beste Saisonleistung.

Von Christoph Leischwitz, München

Nach dem Spiel lagen sich Holger Seitz und Daniel Weber in den Armen. Die beiden Trainer kennen sich aus gemeinsamen Tagen beim einstigen Bayernligisten SC Fürstenfeldbruck, man kennt und schätzt sich und die Arbeit des jeweils anderen. Zweitens war es am Sonntagmittag zwischen den beiden aber auch noch einmal ein bisschen hitzig geworden an der Seitenlinie, sodass es nach dem Abpfiff noch ein wenig zu bereinigen gab. Das lag auch daran, dass die Regionalliga-Partie nach einer 3:0-Führung des klaren Favoriten FC Bayern II tatsächlich noch einmal spannend geworden war, der abstiegsbedrohte VfR Garching hatte sich bis auf 2:3 herangekämpft. Am Schluss musste Garchings Coach Weber aber sagen: "Wir haben was verschenkt, wir hatten heute die Möglichkeit, hier einen Punkt zu entführen." Mit der vielleicht besten Saisonleistung bislang.

Bei der Analyse des Vorgefallenen holte Seitz fünf Tage weit aus. "Wir hatten ein Spiel, so etwas habe ich in seiner Intensität fast noch nie erlebt." Er sprach von der Reise nach Leicester zum Viertelfinale des Premier League International Cups, von 120 Minuten Kampf und den Sieg nach Elfmeterschießen. "Die Spieler, die dabei waren, haben am Mittwochabend noch 13 bis 15 Kilometer durchgezogen", sagte er. Nachts um halb eins seien sie im Hotel in die Betten gefallen, und um sechs klingelte schon wieder der Wecker - Heimreise. Seitz wusste, dass selbst seiner professionell durchtrainierten Mannschaft gegen Garching eventuell gegen Ende die Kraft fehlen würde. Und vor allem wusste Seitz, dass Weber das wusste. Der bestätigte das: "Wir wussten, dass sie völlig müde sein müssen. Und dann noch dieser Wetterumschwung von 15 Grad", so Weber.

Trotzdem sah es lange Zeit nach einem Routinesieg aus. Garching gelang es zwar schon in der ersten Hälft recht erfolgreich, die Bayern aus ihrem Strafraum fernzuhalten. Doch diese versuchten es dann konsequent mit Fernschüssen. Wooyeong Jeong hatte zunächst knapp verpasst (5.), Kwasi Wriedt traf dann aber doch noch mit einem für Maximilian Engl verdeckten Schuss (40.). "Wenn man den ersten so gut trifft, versucht man es eben gleich noch mal", sagte der Torschütze später. Prompt traf er mit einem sehenswerten Schlenzer nur drei Minuten später noch mal, diesmal aufgelegt von Joshua Zirkzee.

Wie gut die beiden Angreifer sich schon verstehen - der 18-jährige Zirkzee stand erst zum dritten Mal in der Regionalliga in der Startelf -, machten sie auch nach dem Spiel deutlich: "Otschie Wriedt, Otschie Wriedt", sang Zirkzee hernach im Kabinangang, als Wriedt über seine Tore sprach. "Jaja", sagte der, "das letzte Mal stand er hier, nach seinem Hattrick. Das nächste Mal vielleicht wir beide zusammen, wenn wir beide einen Doppelpack geschossen haben", hoffte der Top-Torjäger der Liga (17 Treffer). Zirkzee übrigens soll nun, entgegen früherer Pläne, in der U23 nun doch dauerhaft eingesetzt werden.

Das 3:0 wirkte dann schon wie der Deckel auf das Spiel, Jannik Rochelt traf mit einer Freistoßflanke, die unberührt im fernen Eck landete (53.). "Das 3:0 war das Thema", sagte Seitz später, und meinte damit tatsächlich: das Problem. Ein aus seiner Sicht auch verständliches. Man habe es geschafft, die "Spannung noch einmal hochzufahren", erklärt er, nach dem 3:0 denke dann aber jeder: "Jetzt haben wir sie. Und auf einmal fällt das 3:1. Das 3:2." Dann noch mal zurück in die Spur zu finden, das sei sehr schwer. Das erste Garchinger Tor fiel nach einem Steilpass durch die Mitte, Kapitän Dennis Niebauer scheiterte noch an Keeper Christian Früchtl, dann staubte Valentin Micheli ab (56.) - Bayerns Abwehrspieler Resul Türkkalesi sah bei der Klärungsaktion unglücklich aus. Nur fünf Minuten später hatte Simon Seferings seinen großen Auftritt, jener Garchinger Winterzugang, der an selber Stelle im Grünwalder Stadion knapp zehn Monate zuvor zum Aufstiegshelden für 1860 München geworden war: Er bediente Dennis Niebauer mit einem perfekten Chip am gegnerischen Fünfer, der Kapitän traf mit einem Drehschuss (61.). Brenzlige Situationen erspielten sich die Garchinger schon noch, klare Chancen nicht mehr.

Im Grunde sei so eine 3:0-Führung in einem Spiel zu vergleichen mit der nun noch komfortableren 15-Punkte-Führung in der Tabelle: Da sei noch nichts gewonnen, sagt Seitz, man müsse konzentriert bleiben und sich nicht in Sicherheit wiegen - eine Begründung dafür, dass man sich mit den Aufstiegsspielen erst dann befasst, wenn die Teilnahme rechnerisch feststeht.

Dank der Länderspielpause steht nun auch für Bayerns U23 Durchschnaufen auf dem Programm. Doch die Doppelbelastung bleibt bestehen. Aufgrund des großen Erfolges geht es Anfang April mindestens noch einmal auf die Insel, zunächst zum Halbfinale gegen den FC Reading. "Das sind ja auch tolle Spiele", schwärmt Seitz. Auch wenn das im Ligaalltag oft schwere Beine bedeutet.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: