FC Pipinsried:Erster Dämpfer

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Sauwetter, und dann noch vorzeitig zum Duschen: Spielertrainer Fabian Hürzeler (Mitte, links Ünal Tosun) war nach dem 0:2 des FC Pipinsried "mega enttäuscht" - vor allem wegen seiner roten Karte. (Foto: Toni Heigl)

Die Regionalliga-Premiere gegen Schweinfurt geht verloren, die Euphorie bei Aufsteiger Pipinsried weicht sportlicher Ernüchterung.

Von Christoph Leischwitz, Altomünster

Vielleicht war es ja ganz gut, dass nicht mehr so viel Zeit zum Nachdenken blieb. Jedenfalls ging plötzlich alles ganz schnell mit dieser Regionalliga-Premiere. Einige Besucher hatten noch gar nicht Platz genommen in den neuen, blauen und gelben Sitzschalen auf der Haupttribüne. Die dunklen Wolken und das Fehlen einer Flutlichtanlage nötigten den Schiedsrichter, die erste Saison des FC Pipinsried in der vierten Liga sieben Minuten früher anzupfeifen als geplant. So gab es eben alles ein bisschen eher: den ersten Regionalliga-Einlauf-Applaus, den ersten Regionalliga-Anpfiff im Dachauer Hinterland, den ersten Regionalliga-Szenenapplaus (Ünal Tosun, 17.), den ersten Pipinsrieder Regionalliga-Torschuss (Emre Arik, 18.), die erste Regionalliga-Glanzparade von Torwart Thomas Reichlmayr (28.), den ersten Pipinsrieder Regionalliga-Eckball (32.), die erste richtig gute Pipinsrieder Regionalliga-Torchance (Müller, 48.). Und dann aber auch den ersten Regionalliga-Platzverweis für Spielertrainer Fabian Hürzeler (60.). Was fehlte, war das erste Regionalliga-Tor für den Aufsteiger. Pipinsried verlor etwas unglücklich gegen den hohen Meisterschaftsfavoriten FC Schweinfurt 0:2 (0:0).

"Ich bin jetzt erst mal mega enttäuscht", sagte Hürzeler hinterher bei seiner ersten Regionalliga-Pressekonferenz. Er meinte damit nicht die Leistung seiner Mannschaft. Klar, ein wenig Nervosität sei dabei gewesen. Die Kulisse hatte ihr übriges getan: 300 Zuschauer saßen auf der überdachten Tribüne, noch einmal rund 500 kauerten unter ihren Regenschirmen. Und auch, wenn man seiner Mannschaft bisweilen anmerkte, dass sie einer etwas reiferen Spielanlage wie jener des unterfränkischen Aufstiegsaspiranten bisher selten begegnet war, so schien das Team doch recht schnell an dieser Aufgabe zu wachsen. "Ich habe ihnen in der Halbzeit gesagt, sie sollen einfach mal Fußball spielen, wie im Training, Eier in der Hose haben", sagte Hürzeler. Sie hätten das dann "überragend gemacht". Das mit dem Fußball spielen, meinte er.

Die Pipinsrieder ließen sich auch nicht vom ersten Regionalliga-Gegentor aus dem Tritt bringen lassen, als Steffen Krautschneider mit einem präzisen Schuss aus rund 18 Metern die überraschende Führung für Schweinfurt erzielte (49.).

Manuel Müller, einer der Neuen in Pipinsried, machte im Angriff viel Betrieb, doch vor allem Kapitän Thomas Berger suchte unermüdlich Wege in den gegnerischen Strafraum, gerne auch mal unorthodoxe. Berger hatte großes Pech, als er nach einem Solo unmittelbar nach dem Rückstand mit einem Flachschuss beide Innenpfosten traf, ehe Schweinfurts Keeper Alexander Eiban sich den Ball schnappte (53.).

Präsident Höß wirft gleich mal die Frage auf, ob sich der Aufwand für den Stadionumbau gelohnt hat

Enttäuscht war Hürzeler, 24, aber zu einem großen Teil über sich selbst, wenngleich er sich ja "in den Dienst der Mannschaft" gestellt hatte in jener 60. Minute: Ein Ballverlust im Mittelfeld, ein schneller Konter, weil der junge Zugang Luis Grassow nicht hinterherkam, dann stellte der Spielertrainer seinen Körper in den Weg eines Schweinfurter Stürmers. Er hatte gerade erst die gelbe Karte gesehen und spekulierte auf Gelb-Rot. Dass es dann glatt Rot wurde, überraschte ihn. "Ich war selten so enttäuscht wie jetzt gerade", sagte Hürzeler. Auch deshalb, weil er nun im Duell der Aufsteiger am kommenden Samstag gegen den VfB Eichstätt fehlen wird. "Aber ich vertraue darauf, dass sie das ohne mich schaffen. Dafür sind sie reif genug." Gegen Schweinfurt hielten sie das Spiel selbst in Unterzahl bis in die Nachspielzeit spannend, ehe Adam Jabiri mit einem Heber über Reichlmayr zum 0:2 traf (90.+1).

Dass der Keeper so weit vor seinem Tor stand, erzürnte Pipinsrieds Präsidenten Konrad Höß - der sich mit den Leistungen einiger Spieler unzufrieden zeigte - derart, dass er nach diesem ersten Regionalliga-Spiel seines FC direkt die Frage aufwarf, ob sich der Umbau des Stadions für einen sechsstelligen Betrag wirklich gelohnt habe. Allerdings hatte Höß vom Spiel nicht viel gesehen. "Die ersten 45 Minuten war ich unten", am Spielfeld. Dann habe er die Partie im Vereinsheim vor dem Fernseher verfolgt, "im Videotext". Auf mehrmaliges Nachfragen gab Höß zu, auch ein bisschen aufgeregt gewesen zu sein. Es war ja auch für ihn eine Premiere. Zumindest hat er das erste Pipinsrieder Regionalliga-Tor nicht verpasst.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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