FC Pipinsried:Ein Punkt für ein Halleluja

Lesezeit: 3 min

Der Tabellenletzte sieht sich nach dem 1:1 in Memmingen für das Abstiegs-Duell gegen Heimstetten gerüstet, bleibt aber bescheiden.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Laut der Webseite kirchenundkapellen.de steht in Pipinsried schon seit bald 800 Jahren eine Kirche, dort, wo sich heute die Pfarrkirche St. Dionysius befindet. Und auch wenn im 21. Jahrhundert zum Regionalligisten FC Pipinsried, keine 200 Meter entfernt, oft mehr Besucher kommen, so konnte deren Manager Roman Plesche am Wochenende trotzdem bestätigen, dass die Kirche im Dorf bleibt, denn: "Wir haben am Freitag einfach Glück gehabt."

Am Freitagabend fand eine Art Fernduell statt zwischen dem FC Pipinsried und dem SV Heimstetten, die am kommenden Wochenende in Pipinsried zu einem Abstiegs-Krimi aufeinander treffen werden. Als die Partie der Pipinsrieder beim FC Memmingen angepfiffen wurde, stand es in Heimstetten bereits 0:4. Erst recht nach deren 0:10-Endergebnis hätte Plesche sagen können, welch psychologischen Vorteil man nun doch habe, nach einem 1:1, bei dem der Ausgleich in der 90. Minute fiel. Er hätte auch darauf hinweisen können, wie angeschlagen der Gegner im Abstiegskampf nun sein müsse. All das tat er nicht. "Letztendlich muss man hochzufrieden sein mit dem Unentschieden, die müssen das Spiel schon vorher entscheiden", so Plesche. Und nahm sogar die eigene Mannschaft noch mehr in die Pflicht: "Wenn wir am Samstag gegen Heimstetten verlieren, dann reicht es halt auch nicht für die Regionalliga."

Insgesamt sieht man sich in Pipinsried im sportlichen Aufwind, nach einem Sieg und einem Remis, Glück hin oder her. Pipinsried war recht defensiv in die Partie gestartet, auch deshalb, weil in Kasim Rabihic der wichtigste Offensivspieler gelb-rot-gesperrt war, Amar Cekic ersetzte ihn auf der Zehner-Position. Das 1:0 für die Gastgeber war zwar schon nach 20 Minuten durch Furkan Kircicek gefallen. Danach aber hatten die rund 600 Zuschauer eine ziemlich langweilige Partie über sich ergehen lassen müssen, in denen der FC Memmingen die Abwehrschnitzer der Pipinsrieder nicht bestrafte. Und dann nutzten sie eben die eine Chance, die sich ihnen bot: Der eingewechselte Fadhel Morou setzte sich am Flügel durch, passte nach innen, am hinteren Pfosten stand Oliver Wargalla bereit und drückte den Ball über die Linie (90.). "Aufgrund der Personalsituation muss man zufrieden sein", fand Plesche, der aber betonte, dass für das kommende Wochenende außer dem verletzten Marian Knecht wohl wieder alle Spieler zur Verfügung stehen. Und die Mannschaft ziehe jetzt auch mit, weil einige nun eben registriert hätten, dass es vielleicht doch nicht so schön ist, "einen Abstieg im Lebenslauf stehen zu haben." Er frage sich nur, warum diese Erkenntnis erst so spät gereift ist.

Die Personaldiskussionen, gab Plesche zu, hätten in den vergangenen Wochen Unruhe in den Verein getragen. Er blieb auch dabei, dass die Bekanntgabe des Weggangs von Kasim Rabihic zum künftigen Regionalligisten SV Türkgücü-Ataspor zu diesem Zeitpunkt höchst ungünstig gewesen sei.

Angesichts der vielen bereits bekannten Weggänge wartet beim FC Pipinsried aber womöglich noch ein zusätzlicher Charaktertest, der zeigen könnte, wie gut es wirklich um den Teamgeist bestellt ist. Sollte nämlich Zweitligist FC Ingolstadt nach der Saison in der Relegation antreten, müssen alle Regionalligisten auf den Tabellenplätzen 15 bis 17 warten, weil der FC Ingolstadt II im Falle eines Abstiegs der Profis automatisch auf den letzten Tabellenplatz gesetzt wird. Somit würden alle anderen Teams einen Platz aufrücken, und der 17. Platz, eigentlich ein direkter Abstiegsplatz, würde zur Relegation reichen. Nur: Sind Anfang Juni eigentlich noch alle Spieler im Land, genauer im Dachauer Hinterland, oder nicht vielleicht schon im Urlaub, oder mit Kopf und Körper schon bei ihrem neuen Verein? Plesche sagt, er wisse nur, dass alle einen Vertrag bis zum 30. Juni unterschrieben hätten.

Gut möglich, das der Katholizismus sogar noch die Pipinsrieder Regionalliga-Ära überdauert. Doch so ganz ließ Plesche die Kirche dann doch nicht im Dorf: Egal, in welcher Liga man kommende Saison spiele: Schon bald werde er namhafte Zugänge bekannt geben. Den Kader für die kommende Saison schätze er so oder so als mindestens so stark ein wie den aktuellen. Amen.

© SZ vom 06.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: