FC Ismaning:Hausaufgabe nicht gemacht

Lesezeit: 3 min

Aus dem Rudel geflogen: Schwabmünchens Tim Uhde wird von Manuel Ring und Dominik Hofmann (von links) aus dem Gleichgewicht gebracht. (Foto: Claus Schunk)

Stijepic-Elf unterliegt Schwabmünchen und bestreitet Relegationsspiele gegen Feucht.

Von Gerhard Fischer, Ismaning

Zum Beispiel José Luis Chilavert. Der kräftige Nationaltorwart aus Paraguay schoss mehr als 60 Tore. Oder Rugério Ceni. Der Tormann aus Brasilien brachte es auf 131 Treffer für seinen Klub FC São Paulo; einmal, 2008 gegen Vasco da Gama, gelang ihm sogar ein Doppelpack. Chilavert und Ceni erzielten ihre Tore mit Elfmetern und Freistößen.

Sebastian Fritz steht beim Bayernligisten FC Ismaning im Tor. Eigentlich steht er dort bloß selten, denn Fritz begreift sich als mitspielender Torhüter - ständig anspielbar bei Rückpässen der Kollegen, häufig zur Stelle, um lange Bälle des Gegners abzupassen, und immer bereit, mit dem Fuß eigene Angriffe einzuleiten. Am Samstag, bei der Partie gegen den TSV Schwabmünchen, legte sich Fritz in der 94. Minute den Ball zurecht, um einen Freistoß zu schießen. Der Keeper trieb sich ohnehin seit Minuten im Angriff herum, um mitzuhelfen, den 2:3-Rückstand umzubiegen. Fritz also lief an, schoss - und der Ball prallte von der Mauer ins Niemandsland des Fußballfeldes. Dann pfiff Schiedsrichter Michael Hofbauer, von dem noch die Rede sein wird, das letzte Spiel der Bayernliga-Runde ab. Ismaning spielt nun in der Relegation gegen den SC Feucht (siehe rechts).

"Es ist megaärgerlich, dass wir unsere Hausaufgabe nicht gemacht haben", sagte FCI-Trainer Mijo Stijepic, als er erfuhr, dass der Kontrahent Sonthofen in Vilzing verloren hatte. Ismaning hätte - wegen Sonthofens Misserfolg - ein Sieg gegen Schwabmünchen gereicht, um über den Strich in die sichere Tabellenregion zu hüpfen. Aber die Gastgeber hatten keinen guten Tag erwischt. "Sie haben - vor allem in der ersten Halbzeit - zu wenig gezeigt für eine Mannschaft, bei der es um alles geht", sagte Stijepic. "Wir hatten im Mittelfeld keine gute Staffelung, und das Pressing, das wir uns vorgenommen hatten, war schwach: Es war ein Pressingchen."

Und dann kam dazu, dass die Schiedsrichter auf dem Feld und an der Linie eher einen schlechten, die Gäste aber einen guten Tag erwischt hatten.

Die Stadionsprecherin hatte sich vor dem Anpfiff noch etwas anderes erhofft. Sie begrüßte die 150 Zuschauer zu einem "an Spannung kaum zu überbietenden Spiel" und formulierte folgenden Gedanken, dessen Vater vermutlich der Wunsch gewesen ist. Der TSV Schwabmünchen, sagte sie, sei ja gesicherter Zehnter und könne es deshalb in Ismaning "eigentlich ruhig angehen lassen".

Von wegen. Schon nach acht Minuten stand es 0:1.

Tim Uhde rannte der aufgerückten Ismaninger Abwehr davon und passte am Ende seines beachtlichen Sprints von rechts zur Mitte, wo der frei stehende Jeton Abazi den Ball ins linke Eck bugsierte.

Das Tor, besser: dessen Entstehungsgeschichte, löste während des Spiels heftige Reaktionen (vulgo: Beschimpfungen) aus und lieferte danach Gesprächsstoff. Ismaninger Spieler und Fans kritisierten den Schiedsrichter und dessen Assistenten, die, wie die Aufgebrachten glaubten, eine Abseitsstellung des rasenden Uhde übersehen hatten. Auch Stijepic sagte nach dem Abpfiff, es sei ein "klares Abseits" gewesen. Dennoch wolle er den Schiri nicht für die Niederlage verantwortlich machen; das Spiel habe man schon selbst vergeigt, sagte er mit einer Ruhe und Fairness, die an Niko Kovac erinnerte.

Nach 25 Minuten spielten die Gastgeber endlich über die Flügel, die erste Hereingabe köpfelte Maxi Siebald drüber, die zweite Flanke köpfelte Hugo da Silva Lopes an die Latte (und den Abpraller schoss Dominik Hofmann, der in Rücklage geriet, über das Tor). Man konnte meinen, Ismaning sei jetzt in der Spur. Aber dann fiel das 0:2, Serhat Örnek traf mit einem Freistoß. Weil es so leicht aussah, wie Örnek den Ball ins Tor schoss, ist der Verdacht zulässig, der ansonsten gute Tormann Fritz habe sich oder die Mauer falsch postiert. Oder er habe sich verspekuliert.

Angelo Hauk verkürzte in der 39. Minute mit einem Flachschuss auf 1:2, und in der Pause hörte man aus den Lautsprechern Paul Simons Song "Mrs. Robinson". Dort heißt es in einer Zeile, man solle sich selbst helfen. Passte irgendwie zum FC Ismaning.

Blöd nur, dass Dominik Hofmann nach 56 Minuten nicht mehr mithelfen konnte. Er sah Rot, genauso wie Schwabmünchens Uhde, der das Ganze ausgelöst hatte: Uhde hatte Bastian Fischer böse gefoult, woraufhin Fischers Kamerad Manuel Ring den Täter zu Boden schubste. Nach Rudelbildung und folgender Beruhigung der Lage stellte Hofbauer Uhde und Hofmann vom Feld. Hatte der Schiedsrichter Hofmann und Ring verwechselt, obwohl der eine eher groß, der andere eher klein ist? Oder war Hofmann bei der Rudelbildung zu aggressiv gewesen?

Ismaning schöpfte noch einmal Hoffnung, als Robin Volland eine Hereingabe von Hauk ins Tor lenkte (76.). Doch dann traf Örnek zum 2:3 (92.), und Fritz war nicht Chilavert (94.).

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: