FC Ismaning:Auf der Autobahn zum Sieg

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Abstand hielten Nördlingens Verteidiger meistens zu Ismanings Stürmer, in dieser Situation zu Angelo Hauk (blaues Trikot). (Foto: Florian Peljak)

Ismaning gewinnt gegen Nördlingen 4:1, weil die Gäste streckenweise riesige Abwehrlücken offenbaren.

Von Gerhard Fischer, Ismaning

"Wenn der Holzmann Tempo aufnimmt, ist er schwer zu halten", sagte der Trainer des FC Ismaning, Mijo Stijepic, über den Rechtsaußen des TSV Nördlingen, Daniel Holzmann. In der 64. Minute stoppte Holzmann an der Seitenlinie den Ball, er stand etwa 15 Meter in der Hälfte der Ismaninger. Dann beschleunigte er, als befinde er sich auf dem Hockenheimring, er raste mit kurzen Schritten vorbei an Jonas Redl, seinen tapferen Bewacher, vorbei an anderen Blauen, die man nur schemenhaft wahrnahm, weil alles so schnell ging. Holzmann drang in den Strafraum ein, wo bloß noch Andreas Brandstetter stand, der letzte Verteidiger des FC Ismaning. Dann prallte Holzmanns rechter Fuß gegen Brandstetters rechten Fuß, es krachte, und es sah aus, als hätte der listige Angreifer beim Verteidiger eingefädelt, um einen Elfer heraus zu holen. Holzmann fiel, und Schiedsrichter Thomas Ehrnsperger fiel darauf herein.

Marco Haller legte den Ball auf den Elfmeterpunkt. Haller? Man kennt ihn aus höheren Ligen, er spielte beim VfR Aalen, bei den Würzburger Kickers und bei Schweinfurt 05. Jetzt ist er 35 und wieder bei seinem Jugendklub. Haller schoss den Elfer unten rechts ins Tor. Es stand bloß noch 2:1 für Ismaning, und Holzmann fragte den Schiri-Assistenten, was "der Tacho" spreche. Er wollte wissen, wie lange noch zu spielen sei. 25 Minuten. Zeit genug.

Nördlingen drängte auf den Ausgleich. "Diese Phase hat mich viele Nerven gekostet", sagte Stijepic hinterher. "Dabei war es so unnötig, wir hätten vorher das dritte Tor schießen müssen - so haben wir Nördlingen stark gemacht." Die Ismaninger erlösten ihren Trainer erst kurz vor Schluss, mit dem dritten und dem vierten Treffer.

Auf dem Bus, mit dem die Nördlinger angereist waren, stand selbstbewusst "Einfach riessig", eine Anspielung auf den Krater namens Ries, der vor 15 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Der Spruch passte vor dem Spiel weder für Nördlingen, das noch sieglos war (und dann auch blieb), noch für Ismaning, das drei Spiele in Serie verlor und bis dato kein Heimspiel gewann.

Trainer Stijepic hatte daher umgestellt. Maximilian Siebald blieb auf der Bank, den linken Flügel besetzte der vielseitige Clemens Kubina, der zuletzt Innenverteidiger gespielt hatte. "Mit Kubina, der defensiver ist als Siebald, und mit Redl wollten wir Holzmann doppeln", sagte der Trainer. Das gelang manchmal, häufig aber nicht. Ismaning war dennoch besser als zuletzt, vor allem aggressiver in der Balleroberung.

Aber zunächst plätscherte das Spiel 25 Minuten lang dahin. Dann missriet Ismanings Daniel Weber ein Zuspiel, er ärgerte sich so sehr darüber, dass er Felix Käser in die Beine sprang. Der arme Käser brüllte laut und lange, sein Knöchel schwoll an, er musste raus. Weber sah gelb und durfte sich damit glücklich schätzen.

Zwei Minuten später flankte Tobias Killer den Ball in den Nördlinger Strafraum, die Kugel flog und flog, und man dachte schon, sie würde am Tor vorbei segeln, da streckte Orhan Akkurt, dieses Prachtexemplar eines Torjägers, den Fuß heraus und lenkte sie ins Tor. Man könnte sagen, die Nördlinger standen noch unter dem Schock der Blessur ihres Kameraden Käser. Aber man könnte auch sagen, sie verteidigten einfach schlecht an diesem Samstagnachmittag. Für die zweite These sprach das 2:0 kurz vor der Pause. Wie lange wird schon Fußball gespielt? Nicht 15 Millionen Jahre, aber fast 150 Jahre, und selten hat man wohl ein größeres Loch in einer Deckung gesehen als jenes, das sich bei den Riesern auftat in Minute 40: breit wie eine dreispurige Autobahn, leer gefegt wie ein Boulevard ohne Menschen war der Zugang zu ihrem Strafraum. Sollte das für Ismaning "die Siegerstraße" sein, wie es im Fußball heißt? Taijiro Mori, Ismanings filigraner Aufbauspieler, bugsierte den Ball in die Nördlinger Leere, der alleine gelassene Akkurt schoss und die Kugel kullerte, nur unzureichend gebremst vom heraus stürzenden Tormann Daniel Martin, über die Kalklinie des Gästetores.

Ismaning hätte nach der Pause durch Markus Neuber (er scheiterte aus kurzer Distanz an Martin) und Bastian Fischer (er schoss, freistehend, Martin an den Fuß) das dritte Tor machen müssen, stattdessen strapazierte Hallers Elfer die Nerven des Mijo Stijepic. Nils Ehret, er traf nach einem Rückpass von Siebald (86.), und Killer mit einem Flachschuss ins lange Eck (90.) brachten Ismaning dann wirklich auf die Siegerstraße.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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