Süddeutsche Zeitung

FC Bayern München:Probelauf für die Playoffs

Die spielfreien Tage nach dem Aus in der Euroleague haben die Basketballer des FCB für intensives Training genutzt. Nun treffen sie binnen 48 Stunden auf Berlin und Bamberg. Ein Reifetest.

Von Joachim Mölter

Wie viele Spiele es noch sind bis zu den Playoffs in der Basketball-Bundesliga (BBL)? Danilo Barthel weiß es nicht. Den Kapitän des FC Bayern München interessiert auch nicht, wann genau es ernst wird mit der Mission Titelverteidigung, obwohl die Mannschaft als Tabellenführer schon seit Wochen für die K.-o.- Runde qualifiziert ist. "Wir sind in der ganzen Saison gut damit gefahren, nur von Spiel zu Spiel zu schauen, weil es so viele Spiele sind", erklärt der 27-Jährige.

Nur so zur Kenntnisnahme: Es sind noch fünf Partien, ehe die Münchner am 18. oder 19. Mai in die Playoffs starten dürfen, mit einem Heimspiel gegen einen noch zu ermittelnden Gegner. Und zu Barthels Entschuldigung sei gesagt: Die Basketballer des FC Bayern haben in dieser Saison bereits 61 Pflichtspiele hinter sich, in der Euroleague, in der Bundesliga, im Pokal. Da tut man tatsächlich gut daran, bloß an die nächste Partie zu denken.

Das nächste Pflichtspiel, das 62. dann, bestreiten die Münchner am Sonntag bei Alba Berlin, dem Finalgegner vom vorigen Jahr, der es seinerseits auch schon auf 56 Auftritte bringt. Doch während die Münchner nach dem Aus in der Euroleague zuletzt etwas Zeit zum Erholen und in den vergangenen zwei Wochen nur zwei Spiele hatten, gehen die Berliner arg strapaziert ins Gipfeltreffen: Weil sie im zweitrangigen Eurocup bis in die (letztlich verlorene) Finalserie gegen Valencia BC vordrangen, haben sie in diesem Monat schon neun Mal auflaufen müssen. Die jüngsten vier Partien absolvierten sie innerhalb von sieben Tagen, zuletzt schien ihnen die Kraft auszugehen. Am Donnerstag verloren sie in Bayreuth nach einer 15-Punkte-Führung noch 79:80.

"Wir haben die ganze Saison in diesem Rhythmus gespielt", erinnert Danilo Barthel an die Belastung der Bayern, mit Doppelspieltagen im internationalen Wettbewerb unter der Woche und den BBL-Paarungen an den Wochenenden davor und danach: "Ich weiß nicht, ob man darüber reden kann, wer jetzt ausgeruhter ist und mehr Energie im Tank hat und für wen das ein Vorteil ist." Barthel mag den fordernden Terminplan nicht als Ausrede für irgendwas gelten lassen, schließlich habe Alba beim Sieg im Pokal-Halbfinale im Dezember ja auch davon profitiert, "dass wir da extrem toughe Wochen hatten". Berlin gelang der 78:70-Auswärtserfolg damals jedenfalls, als die Münchner nach einer Woche mit vier Einsätzen sichtlich mit den Kräften am Ende waren.

Nun haben die Münchner gerade einen ungewohnt geruhsamen Spielbetrieb hinter sich, "wir haben die Tage zur Regeneration genutzt", sagt Trainer Dejan Radonjic, der bis auf Robin Amaize (Eingriff am Knie) auf alle Profis zurückgreifen kann. Barthel präzisiert: "Es war eine andere Belastung - wir haben mehr trainiert, intensiver trainiert." Nach den verpassten Euroleague-Playoffs sei es "nicht einfach" gewesen, "in den Bundesliga-Alltag zurückzukehren", gibt der Flügelspieler zu; in den folgenden Partien habe jedenfalls "ein bisschen die Intensität gefehlt".

Restprogramm bis zur K.-o.-Runde

30. Spieltag: Alba Berlin (A) So., 18.00

31. Spieltag: Brose Bamberg (H) Di., 30.4., 20.30

32. Spieltag: Giessen 46ers (A) So., 5.5., 15.00

33. Spieltag: Ratioph. Ulm (H) Fr., 10.5., 20.30

34. Spieltag: TB Bonn (A) So., 12.5., 18.00

1. Playoff-Heimspiel: Samstag, 18. Mai

Aktuelle Tabellenspitze

1 FC Bayern 29 27 2 2557:2159 54:4

2 Oldenburg 29 24 5 2660:2328 48:10

3 Alba Berlin 28 22 6 2564:2230 44:12

4 Vechta 29 21 8 2505:2351 42:16

5 Bamberg 29 19 10 2566:2470 38:20

6 Ulm 29 17 12 2562:2480 34:24

7 Bonn 28 15 13 2412:2423 30:26

8 Braunschweig 29 15 14 2440:2422 30:28

In den verbleibenden fünf Partien bis zur K.-o.-Runde geht es für die FC-Bayern-Basketballer nun in erster Linie darum, die Intensität wieder hochzufahren und in den gewohnten Spiel-Rhythmus zu finden. Insofern seien die nächsten Partien am Sonntag beim Eurocup-Finalisten in Berlin und am kommenden Dienstag zu Hause gegen den Pokalsieger Brose Bamberg "ein guter Test für die Playoffs, um schon mal die richtige Einstellung zu bekommen", findet Barthel. Er glaubt ja: "Das sind mit die härtesten Konkurrenten für uns", im Kampf um die Meisterschaft.

Für den FC Bayern sind die Tests innerhalb von 48 Stunden gegen die beiden größten Rivalen der jüngeren Vergangenheit also schon so etwas wie die letzten Klausuren vor den Abiturprüfungen, die für Bayerns Schülerinnen und Schüler ja bereits in der nächsten Woche beginnen. Münchens Basketballer streben für ihr abschließendes Reifezeugnis im Juni erst mal eine glatte "1" in der Hauptrunden-Tabelle an. "Unser Ziel ist es, Erster zu werden und damit einen guten Ausgangspunkt zu haben für die Playoffs", bekräftigt Barthel. Ähnlich formuliert auch sein Coach Radonjic die Erwartungen vor dem Treffen mit Alba: "Es ist ein wichtiges Spiel - aber es ist nicht das wichtigste." Das wollen sich die Bayern-Basketballer noch für die Finalserie aufheben.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2019
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