FC Bayern Basketball:Schluss mit lustig

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Playoff-Viertelfinale: Meister FC Bayern will die Serie vorentscheiden, Braunschweig äußert zarte Zuversicht.

Von Felix Haselsteiner und Ralf Tögel, München

Dejan Radonjic, 49 Jahre alt, aus Podgorica, Montenegro, ehemals Titograd, Jugoslawien, Chefcoach des FC Bayern München, beschäftigte sich am Mittwochvormittag erst einmal ein wenig mit den feinen Unterschieden zwischen ähnlich klingenden Worten in der englischen Sprache. Die Situation, in der sich sein Team zwischen der ersten und zweiten Playoff-Viertelfinalpartie gegen Braunschweig befinde, sei nicht difficult, sondern different, also nicht schwierig, sondern anders. Radonjic war augenfällig gut gelaunt, wovon nicht nur sein kleiner Exkurs in die Feinheiten der englischen Sprache zeugte, deren er stetig steigend habhaft wird. Eigentlich wäre ja ein nicht ganz unbedeutendes Spiel angestanden, doch weil die Braunschweiger Halle während der Woche belegt ist, wurde die zweite Partie des Playoff-Viertelfinales mit Zustimmung des FCB auf Freitagabend verlegt. Radonjic bat stattdessen zum Üben und fand am Rande des Trainings Zeit für eine Plauderei. Die Spielverlegung sei grundsätzlich absolut in Ordnung, fand er: "Wir können darüber diskutieren, aber wir haben ohnehin unseren Plan."

Die Münchner haben neben ihrem Plan erst mal eine erstaunlich lange Pause zwischen zwei Spielen, was in der Saison selten der Fall war, blickt man auf die Doppelbelastung aus Euroleague und Bundesliga zurück. "Spiele, Reisen, Spiele, Reisen, so läuft die Hauptsaison. Gegen Ende ist dann immer mehr Zeit für Training, daran müssen sich die Spieler gewöhnen", erklärte der Trainer. Diesem ungewohnten Rhythmuswechsel könnte auch die mäßige Leistung aus dem ersten Spiel geschuldet sein, Nihad Djedovic etwa hatte erzählt, dass ihm die enge und lange praktizierte Abfolge lieber sei. Radonjic hatte vor den Playoffs knüppelhart trainieren lassen, mancher Akteur wirkte etwas müde. Jedenfalls reduzierte der Trainer das Training nun auf eine Einheit pro Tag. Dann erinnerte der Montenegriner noch an die Heimstärke des Gegners, der 14 seiner insgesamt 17 Siege auf eigenem Parkett eingefahren und dabei ein paar Promis wie Bamberg oder Berlin düpiert hat. Die Bayern freilich nicht, die hielten Braunschweig im Oktober mit 87:61 nieder. Über seinen Plan, wie nun erneut ein Sieg gelingen soll, wollte Radonjic natürlich nichts verraten, nur so viel: Auswärts sei es "a different game", ein anderes Spiel halt.

Frank Menz, 55 Jahre alt, aus Berlin, Deutschland, Cheftrainer der Löwen Braunschweig, hat sich offenbar auch ein bisschen mit seinen Worten beschäftigt. Nach der Niederlage im Audi Dome, bei dem sein Team dem turmhohen Favoriten doch überraschend nahe auf den Pelz gerückt war, sei er zunächst einmal froh gewesen, beim deutschen Meister "ein knappes Spiel gemacht zu haben". Bei jenem Team nämlich, dessen Fan er sei. Menz habe alle Euroleague-Partien verfolgt, um sich am hohen FCB-Spielniveau zu erfreuen. Mit Blick auf Spiel zwei hoffte Menz, dass man die Hochgelobten mit dem unerwartet hohen Widerstand nicht zu sehr gereizt habe. "Wir werden wieder reinhauen, was geht, um uns nicht fertig machen zu lassen." Ein paar Tage danach klingt der Braunschweiger Coach schon weniger devot, Menz erinnert nun an die "defensive Meisterleistung" aus Spiel eins, weshalb der Titelverteidiger "offensiv keinen Rhythmus" gefunden habe. Und dann macht der ehemalige Bundestrainer eine geradezu verwegene Ankündigung: "Wir wollen unseren Heimvorteil nutzen", ja: Man kann das als Kampfansage begreifen.

Sein Plan sieht jedenfalls vor, dem Gegner erneut mittels enervierender Deckungsarbeit den Spaß am Spiel zu nehmen, selbst dann noch im Angriff "etwas lockerer" zu agieren und mit der Unterstützung der erwarteten 5000 Zuschauer in der Volkswagen Halle das scheinbar Unmögliche zu schaffen: die Bayern tatsächlich zu besiegen.

Die ficht der unerwartete Wagemut wenig an, die Sache mit dem Spaßverderben ist nach Ansicht von Münchens Routinier Vladimir Lucic sowieso überbewertet: "Es ist ein Playoff-Spiel. Wir müssen seriös auftreten, gewinnen und in die nächste Runde kommen. Spaß ist dabei Nebensache, den können wir im Allstar-Game haben", sagte er trocken. Auch dem ungewohnten Rhythmus kann er wie Kollege Djedovic wenig Erfreuliches abgewinnen, die Spielverschiebung sei einfach nervig: "Ehrlich gesagt freue ich mich schon wieder, dass wir nach dem Spiel am Freitag wieder den Rhythmus mit mehreren Spielen in der Woche haben." Außerdem, so fügt Lucic noch an, sei es "am Anfang der Playoffs normal, dass man etwas nervös ist. Aber wir haben gewonnen und das Spiel kontrolliert."

Und nur das zählt. Einen Sieg in Braunschweig vorausgesetzt, könnten die Münchner am Sonntag (18 Uhr) im Audi Dome die Viertelfinalserie nicht einmal 48 Stunden später bereits beenden. Dann aber wäre wieder Pause bis zum Wochenende. Kann man in Kauf nehmen, wie Münchens Spielgestalter Maodo Lo findet, der im ersten Spiel einer von wenigen Münchnern in Nähe der Normalform war. Er sieht in der hinzugewonnenen Zeit sogar Vorteile: "Immerhin können wir uns so noch gezielter auf die Gegner vorbereiten." Gegen Braunschweig sei eine Konstanz im Spiel vonnöten, die ihm und seinen Kollegen im ersten Vergleich am Samstag nach der schnellen und hohen Führung abhanden gekommen sei. "Sobald wir ihnen eine Aufholjagd anbieten, haben sie mehr Energie, dann werden sie gefährlich", erklärt Lo, was eben kürzlich passiert sei. Und Derrick Williams, vergangenen Samstag trotz ungewohnter Fehler bester Bayern-Akteur, spricht Klartext: "Wir werden jetzt am Freitag ganz anders auftreten."

© SZ vom 24.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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