Süddeutsche Zeitung

FC Bayern Basketball:Vorzeitige Rückkehr

Die Münchner Nationalspieler Lo, Barthel und Zipser werden nach der WM-Pleite wohl früher als geplant zum Team des deutschen Meisters stoßen. Das zeigt im Test gegen Shanghai schon ansprechende Form.

Von Ralf Tögel

Mit Maodo Lo kam neue Energie von der Bank. Schneller erster Schritt, explosiver Antritt, Zug zum Korb, den Ball sicher hineingelegt. Doch auch die guten Aktionen des Regisseurs des FC Bayern waren vergeblich. Derzeit spielt Lo indes nicht für den deutschen Basketball-Meister, sondern für das Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in China, wo die vermeintlich beste deutsche Auswahl der Geschichte am Dienstag ein Fiasko erlebte: Nach dem 68:70 gegen die Dominikanische Republik hat sie die Hauptrunde so gut wie verpasst.

Während FCB-Spielmacher Lo in mehr als 9000 Kilometern Entfernung in Shenzhen eine üble Enttäuschung erlebte, kamen die Kollegen zu Hause ebenfalls mit China in Kontakt. Der deutsche Meister testete gegen die Shanghai Sharks, eines der Topteams aus der prosperierenden chinesischen Profiliga CBA. Nationalspieler waren keine in den Reihen der weit gereisten Gäste, auch ihr NBA-erfahrener amerikanischer Guard James Nunnally fehlte, weshalb sich das Geschehen auf dem Parkett recht deutlich gestaltete.

Das letzte Mosaiksteinchen: Am Wochenende soll der neue Spielmacher präsentiert werden

Die Bayern gewannen am Montag problemlos 102:64 und bewiesen bereits ansprechende Form. Allen voran der prominenteste Zugang Greg Monroe, mit 23 Punkten und zwölf Rebounds bester Akteur. Vor allem die Physis des Centers mit 632 NBA-Einsätzen stellte die Chinesen vor unlösbare Probleme, in seinen 18 Minuten Spielzeit war der 2,11-Meter-Brocken von den körperlich unterlegen Gegnern nie zu kontrollieren. Der ungewöhnlich frühe Zeitpunkt von Monroes Wechsel macht sich bezahlt. Für gewöhnlich lassen sich Spieler aus der NBA mehr Zeit, um alle Optionen abzuwarten. Derrick Williams etwa kam im Vorjahr Ende September zum FCB, unmittelbar vor Saisonbeginn. Monroe dagegen zeigt sich schon gut akklimatisiert im Münchner Team, zudem sind dem 29-Jährigen wie schon Vorgänger Williams jedwede Allüren fremd. Geschäftsführer Marko Pesic übte sich dennoch in Zurückhaltung: "Es ist jetzt die Phase, in der am härtesten trainiert wird, die Beine sind schwer, die Spieler etwas langsamer, auch mental. Aber wir sind voll im Plan." Zumal ein weiterer Zugang bevorsteht. Bis zum Wochenende wollen die Bayern das letzte Mosaiksteinchen im Kader präsentieren, die Entscheidung in Sachen Spielgestalter steht unmittelbar bevor: "Dieser Spieler soll die Vorbereitungsreise nach Miami und Uruguay mitmachen", sagt Pesic.

Gegen Shanghai kamen erneut die Nachwuchstalente Sasha Grant, Matej Rudan, Erol Ersek und Jacob Knauf zum Einsatz, Coach Radonjic muss ja neben Lo auch auf dessen Nationalteamkollegen Danilo Barthel und Paul Zipser, den französischen Center-Zugang Mathias Lessort und den Serben Vladimir Lucic verzichten, die allesamt bei der WM aktiv sind. T.J. Bray, Zugang aus Vechta, fällt nach seiner Fuß-OP noch einige Wochen aus. Trotz dieses Aderlasses und der bekannt intensiven Vorbereitungsarbeit von Radonjic konnte der sich über einen flotten Auftritt seiner Mannschaft freuen, in der neben Monroe noch Nihad Djedovic (14), Routinier Alex King, Petteri Koponen (jeweils 10) und der zweiten NBA-Zugang Josh Huestis (11) zweistellig trafen. Was im Übrigen auch für Gastspieler Heiko Schaffartzik galt, der 14 Punkte erzielte und mit vier von sechs Dreiern seine Qualitäten beim Distanzwurf unter Beweis stellte.

Der Spielmacher des Meisterteams von 2014 hält sich bei seinem ehemaligen Arbeitgeber fit. Der 35-Jährige ist derzeit noch ohne Klub und angesichts der fehlenden Akteure ein gern gesehener Trainingsgast beim FCB. "Heiko ist kurzfristig auf uns zugekommen, ob er sich bei uns fit halten könnte, bis er sein neues sportliches Ziel kennt. Angesichts des Fehlens etwa von Maodo Lo in der Vorbereitung hat das jetzt für diese erste Trainingsphase gut zusammengepasst, zumal Heiko eben sehr erfahren und in einer guten Verfassung ist", erklärt Pesic. Schaffartzik spielte zuletzt für den französischen Europe-Cup-Sieger Nanterre, sein Wechsel zum spanischen Erstligisten Saragossa kam dagegen wegen einer Knieverletzung vor einem Jahr nicht zustande. Nun arbeitet Schaffartzik an seinem Comeback.

Nach einer weiteren trainingsintensiven Woche werden die Bayern zur "BayWa Basketball Tour 2019" nach Miami und Montevideo aufbrechen. In Florida wird getestet, in Uruguay nimmt der deutsche Meister an der stark besetzten "NBA G League International Challenge" (18. bis 22. September) teil. Nach der deutschen WM-Niederlage gegen die Dominikanische Republik darf Bayern-Coach Radonjic seine drei deutschen Nationalspieler wohl früher als geplant in der Heimat begrüßen, sie sollen bereits in Uruguay zum Team stoßen, sagt Pesic. Wenig Trost für Lo, Barthel und Zipser, aus Sicht der Münchner dagegen kein Nachteil. Eine Woche nach der Vorbereitungsreise beginnt eine fordernde Saison, in die der Titelverteidiger am 30. September (20.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Hamburg Towers startet. Nur drei Tage später (Donnerstag, 3. Oktober, 20.30 Uhr) erfolgt der Auftakt in die Euroleague mit der Heimpartie gegen Armani Mailand.

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Quelle:
SZ vom 04.09.2019
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