Süddeutsche Zeitung

Euroleague:Ohne Belohnung

Die Basketballer des FC Bayern bringen den Favoriten Olimpia Mailand im entscheidenden fünften Spiel an den Rand einer Niederlage, verlieren aber unglücklich 89:92 und scheiden im Viertelfinale aus.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern sind in den Playoffs der Euroleague nach einer 89:92-Niederlage im fünften Spiel der Best-of-five-Serie gegen Olimpia Mailand ausgeschieden. Erneut lieferten die Münchner dem Favoriten einen großen Kampf und hatten in einer Schlussphase, die an Dramatik nicht zu überbieten war, nach zwei haarsträubenden Fehlern der Mailänder in den letzten Sekunden sogar die Chance zum Sieg. Doch der letzte Wurf von Paul Zipser ging daneben.

Es gab ja in den bisher vier Spielen dieses Viertelfinals schon alles zu sehen von der Münchner Mannschaft: die verschlafene Anfangsphase, den Blitzstart, die unglaubliche Aufholjagd, unerklärliche Schwächephasen, das unglückliche Ende oder den Last-Minute-Sieg. Im finalen Vergleich mit den Mailändern benötigten die Gäste keine Sekunde, um ins Spiel zu finden. Vor allem Jajuan Johnson (14 Punkte) war sofort auf Betriebstemperatur, die Münchner zogen auf 8:2 weg. Aber auch die Italiener hatten einen Akteur auf dem Feld, der sofort heiß lief: Shevon Shields (30) traf einen Wurf nach dem anderen, Mailand hatte die Bayern Mitte des ersten Viertels (14:14) eingeholt und lag nach den ersten zehn Minuten mit 24:22 knapp vorn.

Dann zeigte sich einmal mehr die enorme Tiefe im Kader der Lombarden, der sich nahezu ausnahmslos aus europäischen Topspielern speist und zusammengestellt wurde, um mindestens das Final-Four-Turnier zu erreichen. Mailand zog mit einem 12:0-Lauf weg, vor allem Malcolm Delaney und Sergio Rodriguez trafen nun. "Wir waren zu passiv", monierte FCB-Trainer Andrea Trinchieri die Abwehrleistung seiner Spieler im zweiten Viertel, "das hat uns zehn Punkte gekostet." Genau jene Zähler nämlich, die sein Team zur Pause (40:50) hinten lag.

In den letzten Sekunden überschlagen sich die Ereignisse

Allerdings hat diese Playoff-Serie gegen Mailand gelehrt, dass zehn Punkte Rückstand keinerlei Bedeutung haben, beide Teams waren in der Lage, größere Rückstände aufzuholen. Etwa in Spiel vier, als die Bayern mit exakt demselben Ergebnis aus der Kabine kamen und noch gewannen. Aber Mailand hatte seine Lehren gezogen, blieb giftig in der Defensive, aufmerksam unter dem Brett und traf weiter hochprozentig. Immer wenn die Münchner zu einem kleinen Lauf kamen, wie etwa zum 53:63-Anschluss, konterte ein anderer Spieler aus dem Olimpia-Edelkader. Topscorer Shields (34) war ohnehin nicht zu stoppen, auch Delaney (16) und Kyle Hines wussten zu punkten: Mailand zog vor dem letzten Viertel auf 72:58 weg.

Kämpferisch war den Bayern, bei denen neben Johnson noch Topscorer Jalen Reynolds (19), Wade Baldwin (17), D. J. Seeley (11), Paul Zipser (10) und zweistellig trafen, wie in keinem Spiel der Serie ein Vorwurf zu machen - und sie kämpften sich nochmals auf 77:83 heran. Gegen diese Mannschaft kann man sich nie sicher fühlen, das mussten die Mailänder erneut in einer turbulenten Schlussphase erfahren. Olimpia sah beim 91:79 wie der sichere Sieger aus, da nur noch 78 Sekunden zu spielen waren. Doch dann versenkte Center Reynolds, der kein ausgemachter Distanzschütze ist, einen Dreier. Anschließend verloren die Mailänder den Ball unter dem eigenen Korb und Baldwin traf zum 89:91. Dann beging Shields ein Offensivfoul unter dem eigenen Korb, den Münchnern blieben 14 Sekunden zum Sieg - aber weder Baldwin noch Zipser konnten die Chance zum Sieg nutzen.

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