Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Wachsende Verunsicherung

Wieder eine knappe Niederlage: EHC verliert in Köln mit 1:2

Von Christian Bernhard

Es gibt Dinge, über die sich kein Sportler freut. Gegentore nach nur sieben Sekunden fallen definitiv in diese Kategorie - erst recht, wenn man ohnehin verunsichert in das Spiel gegangen ist. So gesehen war der Weg des EHC München am Sonntagnachmittag früh vorgezeichnet und das 1:2 bei den Kölner Haien fast schon die logische Konsequenz aus den ersten Sekunden, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Alexander Barta gewann vor 14 172 Zuschauern das Anfangs-Bully für die Münchner und passte die Scheibe nach hinten zu Florian Kettemer. Der Verteidiger wollte sie im eigenen Drittel durch zwei Kölner Stürmer hindurch nach vorne passen, der Puck blieb hängen und Ryan Jones bezwang EHC-Torhüter Niklas Treutle.

Ausgerechnet Jones, der zuletzt vier Spiele hatte zuschauen müssen, weil er im Derby gegen Düsseldorf Bernhard Ebner durch die Tür der Kölner Mannschaftsbank gecheckt hatte. Seinen Torhunger hatte er somit schon nach sieben Sekunden gestillt und nebenbei einen Rekord aufgestellt: Das schnellste Tor in der Kölner DEL-Geschichte. Der frühe Rückstand hemmte die verunsicherten Gäste zusätzlich, selbst das bis vor einigen Wochen noch beste Überzahlspiel der Liga enttäuschte einmal mehr: 100 Sekunden lang brachten die Münchner in ihrem ersten und einzigen Powerplay des Auftaktdrittels nicht einmal einen Schuss auf das von Danny aus den Birken gehütete Tor der Haie. In Unterzahl ging der EHC allerdings aufopferungsvoll zu Werke: Kettemer, der das 0:1 verschuldet hatte, warf sich in einen gefährlichen Schuss von Kölns Andreas Holmqvist (16.).

Die beste Münchner Chance im ersten Drittel vergab David Meckler, der mit einem flachen Schuss am Kölner Torhüter scheiterte, kurz nachdem Kapitän Michael Wolf von der Strafbank zurückgekehrt war (16.). Im Mitteldrittel hatte der EHC zunächst Glück, als Kölns James Johnson den Pfosten traf (28.), machte danach aber viel Druck. Aus den Birken, der alleine in den ersten zwei Dritteln 26 Schüsse entschärfte, war allerdings nicht zu bezwingen und konnte sich in Minute 36 über das 2:0 freuen, nachdem Haie-Topscorer Michael Iggulden aus kurzer Distanz getroffen hatte. Münchens Torhüter hielt seine Mannschaft im Schlussdrittel mit einigen starken Paraden im Spiel, als er dann in der Schlussphase zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis ging, traf Yannic Seidenberg 46 Sekunden vor Spielende zum 1:2. Kurz darauf war die fünfte Niederlage der Münchner in den vergangenen sechs Partien perfekt.

Und ein verkorkstes Wochenende dazu. Am Freitag hatten die Münchner, die auch in Köln auf neun Spieler verzichten mussten, zwar 5:4 nach Verlängerung gegen den Tabellenletzten Straubing gewonnen, der Sieg schlug EHC-Trainer Don Jackson allerdings schwer auf den Magen, da sein Team einen 4:0-Vorsprung hergeschenkt hatte. "Wir hatten nicht genügend Respekt vor dem Gegner und dem Spiel", schimpfte Jackson, die letzten fünf Minuten im zweiten Drittel seien schlicht "nicht zu fassen" gewesen. Siegtorschütze Daniel Sparre, der dem EHC eineinhalb Sekunden vor Ende der Verlängerung den Extrapunkt sicherte, fand das Verspielen der klaren Führung "komplett inakzeptabel", Mads Christensen sprach vom "vielleicht schlechtesten Spiel unserer Saison".

In Köln stimmten immerhin Einsatz und Wille: 41 Torschüsse gegen die Haie, die am Freitag bei Tabellenführer Mannheim gewonnen hatten und gegen den EHC den achten Sieg in den vergangenen neun Heimspielen einfuhren, zeigten die Bemühungen des EHC. Doch die Haie haben momentan das, was den Münchner fehlt: die Abgebrühtheit, enge Spiele für sich zu entscheiden. Während der EHC seine vergangenen vier Partien mit einem Tor Unterschied verlor, gewannen die Kölner zuletzt fünfmal in Serie mit genau diesem Vorsprung.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2014
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