Eishockey:Perspektive mit Puck

Eishockey, Frauen, DFEL, Saison 2020-2021, ERC Ingolstadt - ESC Planegg-Würmtal, 07.03.2021 Torjubel nach dem 1:2 bei J

Jubel bei Julia Zorn (li.) und Justine Reyes: Mit einem 3:2 gegen den ERC Ingolstadt im Rücken fahren die Spielerinnen des ESC Planegg zum Final-Four-Turnier nach Füssen.

(Foto: Johannes Traub/Imago)

Der ESC Planegg spielt beim Final-Four-Turnier um den Titel in der Eishockey-Bundesliga der Frauen. Die Spielerinnen hoffen zugleich auf die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum präsentieren zu dürfen.

Von Celine Chorus, Planegg

Nur ein Sieg fehlte dem ESC Planegg zum achten Meistertitel in der Eishockey-Bundesliga, als die Saison im März letzten Jahres wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde. Seitdem liegen viele Monate voller Herausforderungen hinter den Spielerinnen, die die Saison beim Final-Four-Turnier in Füssen am kommenden Wochenende zu einem guten Ende führen und die erneute Chance, dem ECDC Memmingen den Titel zu entreißen, nutzen wollen. "Dann hätten wir die Saison für die aktuellen Gegebenheiten sehr gut hinbekommen", findet der Erste Vorsitzende des Vereins, Michael Lehmann. Dafür muss Planegg im Halbfinale am Samstag (19 Uhr) jedoch zunächst den Meister von 2019 schlagen, im Finale am Sonntag (15 Uhr) würden die Eisbären Juniors Berlin oder der ERC Ingolstadt warten.

Dass in dieser Saison überhaupt ein Meister ermittelt werden kann, war aufgrund des Lockdowns lange nicht sicher. Nur durch die Einschätzung des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), wonach die Frauen-Bundesliga zum Profi- und nicht zum Amateurbereich gehöre, konnte die im November zwischenzeitlich ausgesetzte Saison fortgesetzt werden. "Es ist ein Privileg, dass wir, im Gegensatz zu vielen anderen, unserem Sport nachgehen dürfen", betont Lehmann. Denn als deutscher Rekordmeister hat der ESC Planegg auch viele Nationalspielerinnen im Kader, die bei einem erneuten Saisonabbruch nicht die erforderliche Spielpraxis gehabt hätten, um bei der Eishockey-WM im Mai eine gute Rolle zu spielen. Dabei seien solche Turniere eine Chance, dass "viele Menschen auf die Sportart schauen, die sonst nicht damit in Berührung kommen", sagt Lehmann.

Frauen-Eishockey ringt um mehr Beachtung: "Dann wäre sehr viel möglich."

Trotz Jahren der Entwicklung ist das Frauen-Eishockey in Deutschland noch immer eine kaum beachtete Nische: "In der öffentlichen Wahrnehmung liegen die Frauen sehr weit hinter den Männern", sagt Interims-Bundestrainerin Franziska Busch, "aber beim DEB sind wir in den letzten Jahren einen guten Schritt vorangekommen und stehen den Männern vom Aufwand her in kaum etwas nach." Außerdem fördert der DEB das Frauen-Eishockey mit dem Stufenplan "Powerplay 2026" und hat das Ziel, dort bei internationalen Turnieren künftig um Medaillen mitzuspielen. Dafür wurde auch der Nachwuchsbereich umstrukturiert: Um die Spielerinnen, die aus der U18 kommen und nicht sofort den Anschluss im Seniorenbereich schaffen, weiterhin zu begleiten, hat der DEB ein Perspektivteam geschaffen.

Auch für das Final-Four-Turnier am Wochenende macht der Verband seit Tagen in den sozialen Medien Werbung, um dem Frauen-Eishockey zum Abschluss einer ungewöhnlichen Saison eine möglichst große Bühne zu geben.

"Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass sich in den letzten Jahren nichts verändert hat", betont auch die Kapitänin der DEB-Frauen, Julia Zorn. Dennoch können nur wenige Spielerinnen von ihrem Sport leben: Vereine wie der ESC Planegg finanzieren sich wegen ihrer geringen Einnahmen ausschließlich durch die Unterstützung von Sponsoren und der Gemeinde - und können deshalb auch ihren Spielerinnen kein Gehalt zahlen. Wer nicht wie Zorn zur Fördergruppe der Bundeswehr gehört, muss somit neben dem Eishockey einem Beruf nachgehen und ist meist auf zusätzliche Unterstützung durch die Sporthilfe angewiesen. "Indem wir die Trainingszeiten auf abends verlegt haben, lässt sich die Berufsausbildung aber sehr gut mit dem Eishockey vereinen", erklärt Lehmann.

Damit sich die Spielerinnen nur auf ihren Sport konzentrieren können, müssten die Strukturen in Deutschland professionalisiert werden. Zwar würde sich Zorn freuen, wenn das Frauen-Eishockey noch mehr Aufmerksamkeit bekäme, für sie geht es aber in erster Linie um mehr Akzeptanz für ihren Sport. "Man sollte nicht zu viel Energie in Sachen stecken, die man ohnehin nicht verändern kann, aber man darf auch nicht zu gleichgültig sein", betont die Stürmerin des ESC Planegg: "Wenn Vereine sehen würden, welche Möglichkeiten ihnen der Frauensport eröffnet, wäre sehr viel möglich." Auch abseits des Meistertitels.

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