Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Kratzen und beißen

Die Tölzer Löwen deklassieren die Löwen Frankfurt 7:3 und festigen den zweiten Platz in der DEL2

Von Christian Bernhard, Bad Tölz

Franz-David Fritzmeier bedankte sich artig für die warmen Begrüßungsworte zu seiner Rückkehr, danach hatte er aber nicht mehr viel zu sagen. Nur das: Für das soeben Geschehene müsse man sich "bei den Löwen-Fans in aller Form entschuldigen". Fritzmeier hat in Bad Tölz gespielt, er kennt den Klub gut. Als Trainer der Löwen Frankfurt hatte er am Dienstagabend allerdings keine Freude: 7:3 schlugen die Löwen aus Tölz jene aus Frankfurt, nachdem sie bereits in Minute 32 mit 6:0 vorne lagen. Mit dem dritten souveränen Sieg in Folge festigte Bad Tölz Platz zwei in der zweithöchsten deutschen Eishockeyliga (DEL2).

Grundlage dafür war ein fulminantes Startdrittel, welches dazu führte, dass der Arbeitstag von Frankfurts Torhüter Bastian Kucis bereits nach knapp 15 Spielminuten beendet war. Die Tölzer führten da schon mit 3:0, da Lubor Dibelka hatte das frühe 1:0 von Oliver Ott (2.) vorbereitet und dann zweimal selbst in Überzahl getroffen (13., 15.). "Wir wussten, wenn wir in Führung gehen, ist es ein ganz einfaches Spiel für uns", sagte Tölz-Trainer Kevin Gaudet. Er behielt Recht, denn sein Team machte nach dem 3:0 einfach so weiter. Reid Gardiner (19.), Manuel Edfelder (25., Unterzahl) und Tyler McNeely (32., Überzahl) schraubten das Ergebnis zügig auf 6:0. McNeelys Treffer, vorbereitet von Dibelka, war der 200. in dieser Saison - absoluter Liga-Spitzenwert.

Obwohl Knipser Max French angeschlagen pausiert, zünden die Tölzer abermals ein Offensiv-Feuerwerk

"Bei allem Respekt vor der Leistung von Bad Tölz, aber so wie wir bis zum 0:6 aufgetreten sind, das geht überhaupt nicht", sagte Fritzmeier. "Darüber wird zu reden sein." Geredet wurde auch auf Tölzer Seite - und zwar schon während des Spiels. Der verkabelte Dibelka merkte schon früh im Spiel an: "Die Löwen sind hungrig, wir kratzen, wir beißen." Gaudet freute sich nach Spielende über einen "sehr großen Sieg für uns", sein Team habe "sehr zielstrebig" agiert und über 60 Minuten ein "sehr starkes" Spiel gezeigt. Frankfurts drei Tore nach dem 0:6 konterte Reid Gardiner in Minute 56 mit dem siebten Treffer, der Kanadier verbuchte so wie Dibelka zwei Tore und zwei Vorlagen. Das beeindruckende am Löwen-Auftritt: Das abermalige Offensiv-Feuerwerk wurde ohne den 42-Saisontore-Mann Max French gezündet, der wie Sturm-Kollege Thomas Merl angeschlagen kurzfristig ausfiel. Deshalb standen Gaudet nur zwölf Feldspieler zur Verfügung, Edfelder pendelte zwischen Angriff und Sturm. Die Tölzer Angriffs-Maschine lief aber auch ohne ihren Knipser wie geschmiert.

Am Donnerstag erwartet die Tölzer Löwen ein emotionales Duell: Um 19.30 Uhr treten sie zum Derby beim EV Landshut an. Sportlicher Leiter der Landshuter ist der gebürtige Bad Tölzer Axel Kammerer, der nicht nur viele Jahre für Tölz gespielt, sondern den Verein auch sechs Jahre trainiert und 2017 in die DEL2 geführt hat. Zuletzt setzte er seine Kontakte dafür ein, die beiden Tölzer Leistungsträger Marco Pfleger und Andreas Schwarz für die kommende Saison nach Landshut zu lotsen: "Beide haben eine absolute Gewinnermentalität, das wird uns enorm weiterhelfen." Am Donnerstag wird seinem Team aber wohl nur eine sehr aufmerksame Defensivleistung helfen.

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