Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Ende eines Zweikampfs

Seit der Niederlage im Spitzenspiel gegen Mannheim läuft es nicht mehr beim EHC München. Nun kommen die Augsburger Panther

Von Christian Bernhard

Es ist noch nicht lange her, da schwärmte die deutsche Eishockeywelt vom Zweikampf der sportlichen und finanziellen Schwergewichte Mannheim und München an der Spitze der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Mit dem Selbstvertrauen von sieben Siegen in Serie war der EHC Mitte Dezember ins heiß ersehnte Duell mit den Adlern gegangen und hatte zusammen mit den Gästen eine große Show geboten, die die Mannheimer mit 5:2 für sich entschieden. Das Spiel, das viel knapper war, als es das Ergebnis vermuten lässt - die letzten beiden Tore erzielten die Adler in den letzten zwei Minuten ins leere Tor -, war Werbung für das deutsche Eishockey. Für die Beobachter schien danach klar: Diese beiden Teams werden die Liga auch in den kommenden Wochen dominieren.

Mannheim hat genau das getan. Für den EHC war die Niederlage der Beginn einer Krise. Der Münchner Motor ist in den vergangenen 18 Tagen regelrecht abgesoffen, mittlerweile sind die Adler 13 Punkte entfernt. Sogar Platz zwei ist futsch: Hamburg zog am Sonntag am EHC vorbei. Inklusive der Mannheim-Partie hat das Team von Trainer Don Jackson fünf der jüngsten sechs Spiele verloren. Nur gegen den Tabellenletzten Straubing gab es am vergangenen Freitag einen 5:4-Sieg - allerdings verschenkten die Münchner dabei einen 4:0-Vorsprung und gewannen erst in der Verlängerung. Kein Wunder, dass Jackson zuletzt immer wieder von "tough times", schweren Zeiten, sprach. Zum einen wegen der vielen fehlenden Spieler (neun sind es derzeit, davon sieben Verletzte), aber vor allem wegen der Leistungen auf dem Eis.

Beispiel Angriff: Trotz der vielen Ausfälle sind die Torchancen da und mit Spielern wie Kapitän Michael Wolf, Alex Barta, Mads Christensen oder Garrett Roe eigentlich auch genug Qualität. Aber "wir nutzen unsere Chancen nicht", fasst Stürmer Thomas Holzmann das EHC-Leid zusammen. Und auch hinten kriselt es. Nach dem Straubing-Spiel hatte Jackson erstmals explizit die Defensive kritisiert. Die Abwehr habe ihren Teil dazu beigetragen, "dass die Situation brenzlig wurde", sagte er und prangerte den komplizierten Spielaufbau an. Das 0:1 am Sonntag in Köln nach nur sieben Sekunden dürfte ihm da den Magen umgedreht haben. Florian Kettemer hatte nach dem Auftaktbully rückwärtsfahrend so lange den Pass verzögert, bis ihm die Kölner die Scheibe abgenommen und Ryan Jones diese im Netz untergebracht hatte.

Da auch das lange Zeit ligaweit beste Überzahlspiel kriselt - der EHC ist in dieser Kategorie mittlerweile auf Platz vier zurückgefallen -, verrichten derzeit eigentlich nur die Torhüter ihren Job so, wie sie sollten. "Zum Glück hatten wir Niklas", sagte Christensen nach der Straubing-Partie und meinte damit Niklas Treutle, der in den letzten vier Partien für den verletzten Florian Hardy im Münchner Tor stand und sein Team immer bis zum Schluss im Spiel hielt. Die Torhüter alleine sind allerdings zu wenig. Nach dem 1:2 in Köln blieb Jackson nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen, dass "wir eine bessere Mannschaft sind, als wir in letzter Zeit gezeigt haben".

Parallel zum Spielgeschehen bastelt der EHC derzeit an seiner Zukunft. Laut dem Südtiroler Sportportal Sportnews.bz hat der 19-jährige Italiener Joachim Ramoser einen ab der kommenden Saison geltenden Zwei-Jahres-Vertrag beim EHC unterschrieben. Ramoser, der dieses Jahr mit Italien sein A-WM-Debüt feierte, spielt derzeit mit Red Bull Salzburg in der russischen Nachwuchsliga MHL, wo er es in dieser Saison in 31 Spielen auf 30 Scorerpunkte (17 Tore, 13 Assists) brachte. Der Mannheimer Morgen berichtet, dass Adler-Angreifer Frank Mauer (fünf Tore, sechs Assists in dieser Spielzeit) kommende Saison wohl auch in München stürmt.

An diesem Dienstag steht beim EHC das Derby gegen Augsburg im Mittelpunkt (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle). Die Panther sind nach tollem Saisonstart auf Platz zwölf zurückgefallen, mit acht Zählern Rückstand auf den zehnten und letzten Playoff-Rang. Sie brauchen also dringend Punkte - und der EHC hat zuletzt mehr Geschenke verteilt, als ihm lieb war. Das Derby, betont Treutle daher vielsagend, "ist für uns alle ganz wichtig".

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Quelle:
SZ vom 30.12.2014
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