Eishockey:Ende der Durststrecke

Lesezeit: 3 min

Immer eine Schlittschuhlänge voraus: Mathew Maione (li. im Duell mit Patrick Buzas) beim 6:1-Erfolg des EHC München gegen die Düsseldorfer EG. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/Imago)

Der EHC München schlägt nach Iserlohn auch Düsseldorf und zeigt sich vor dem Playoff-Viertelfinal-Start am Dienstag gegen Ingolstadt gefestigt. Das liegt auch an seiner stark verbesserten Defensive.

Von Christian Bernhard, München

Eine der Eishockey-Weisheiten schlechthin lautet: "Hockey is a game of mistakes", ein Spiel der Fehler also. Wer weniger davon macht, so heißt es, gewinnt am Ende. Don Jackson, Trainer des EHC Red Bull München, bemühte diesen Satz am vergangenen Wochenende, welches die Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) abschloss. Die Münchner beendeten sie mit einem 6:1-Heimsieg gegen die Düsseldorfer EG, am Freitag hatte es einen 4:2-Heimsieg gegen die Iserlohn Roosters gegeben.

Als Tabellenzweiter der Süd-Gruppe bekommt es der EHC ab Dienstag im Playoff-Viertelfinale mit dem ERC Ingolstadt (Südgruppen-Dritter) zu tun. Die Serie wird so wie alle anderen Playoffrunden auch Corona-bedingt im Modus "best of three" ausgetragen, zwei Siege reichen also zum Weiterkommen. Spiel eins findet am Dienstag in München statt (20.30 Uhr), Spiel zwei am Donnerstag in Ingolstadt (19.30 Uhr). Damit kommt es erstmals in der DEL-Geschichte zum oberbayerischen Derby in den Playoffs. Die Münchner verloren die ersten drei Hauptrundenduelle in dieser Saison, gewannen aber das letzte in Ingolstadt mit 5:2.

Der EHC geht dank einer überzeugenden Hauptrunden-Endphase, in der er elf seiner abschließenden zwölf Spiele gewann, mit einem sehr guten Gefühl in die Playoffs. "Wir sind sehr zufrieden mit allen Spielern und wie wir zuletzt gespielt haben", sagte Jackson. Die Serie von neun Siegen Ende März und Anfang April habe der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben, betonte er. Dieses hatte der Meister der Jahre 2016, 2017 und 2018 in der verkürzten Corona-Hauptrunde nicht immer. Mitte Februar sagte Angreifer Frank Mauer im SZ-Interview noch, es sei "generell ziemlich frustrierend" und man stehe sich beim EHC "gerade selbst auf den Füßen". Ungewohnte Defensivprobleme (viermal gab es sechs Gegentore oder mehr) und zahlreiche Niederlagen gegen die Adler Mannheim und Ingolstadt (am Ende der Süd-Gruppenspiele waren es sieben in acht Partien) ergaben in der Münchner Kabine einige Fragezeichen. "In den Jahren, seitdem ich hier bin ( seit Herbst 2015, d. Red.), habe ich das erste Mal das Gefühl, dass wir ein bisschen unsicher sind", sagte Mauer.

"Wir haben wir uns gut ausgesprochen und ziehen jetzt alle an einem Strang."

Die Münchner überwanden diese Unsicherheit, bis sie zu Beginn der Nord-Süd-Runde vor rund einem Monat eine heftige 3:8-Klatsche in Iserlohn kassierten. Darauf folgte eine interne Mannschafts-Aussprache, welche die überzeugende Hauptrunden-Endphase einleitete. "Wir hatten eine kleine Durststrecke. Da haben wir uns gut ausgesprochen und ziehen jetzt alle an einem Strang", sagte John-Jason Peterka, der gegen Iserlohn das 2000. DEL-Tor der Münchner erzielte.

Offensiv war der EHC die gesamte Hauptrunde über das Maß der Dinge in der Liga. 159 Tore in 38 Spielen sind mit großem Abstand DEL-Höchstwert, mehr als vier Tore pro Spiel ein beeindruckender Wert. Trevor Parkes kürte sich mit 23 Toren zum Hauptrunden-Torschützenkönig, sein Linienpartner Chris Bourque beendete die Hauptrunde mit 42 Punkten im Scorer-Spitzenfeld. Richtig heiß lief zuletzt Yasin Ehliz: Neun seiner 19 Tore (plus zehn Vorlagen) erzielte der deutsche Nationalspieler im April, die neu formierte Angriffsformation um Ehliz, Peterka und Maximilian Kastner funktionierte auf Anhieb sehr gut. Der 20-jährige Justin Schütz (elf Tore, neun Vorlagen) machte große Entwicklungsschritte und überzeugte auch auf der für ihn ungewohnten Mittelstürmer-Position. Die Rückkehr nach einem Jahr Verletzungspause von Derek Roy, der sich in einer Reihe mit den die komplette Hauptrunde über stark spielenden Mauer und Philip Gogulla sofort wohlfühlte, ist für die Münchner ein großer Qualitätszugewinn auf der Center-Position. Besonders jetzt, da Kapitän Patrick Hager die Playoffs aufgrund einer Knöcheloperation verpassen wird.

Die Grundlage für die Münchner Steigerung war die verbesserte Defensive. Der Ende Januar nachverpflichtete Ethan Prow entpuppte sich als kompletter Verteidiger, der sowohl defensiv als auch offensiv eine zentrale Rolle einnimmt. Nach der Rückkehr von Konrad Abeltshauser (verletzt) und Keith Aulie (private Gründe) stehen Jackson nun alle acht etablierten Verteidiger zur Verfügung. Davon profitierten auch die Torhüter Danny aus den Birken und Kevin Reich, die zuletzt mehrfach glänzten.

Mit dem Playoff-Start wird nun alles wieder auf Null gestellt. Jackson geht davon aus, dass er am Dienstag auch auf die angeschlagenen Mark Voakes, Justin Schütz und Andrew Ebbett zählen kann. Alle wissen: Ausrutscher können bei den kurzen Playoff-Serien große Folgen haben. Man könne sich "keinen schlechten Tag erlauben", sagte Schütz, "dann bist du direkt mal vor dem Aus." Die Zeit der Fehler sollte nun vorbei sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: