Eishockey:Druck auf den Gegner

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Gutes Gefühl: Dominik Kahun (links) gibt Haie-Torhüter Justin Peters das Nachsehen. Der Nationalspieler erzielte in Köln sieben Sekunden vor der ersten Drittelpause das 1:2 für München, Endstand 6:2. (Foto: Mika Volkmann/Imago)

Nach dem 6:2 in Köln muss der EHC München die soeben zurückeroberte Tabellenführung in der DEL bereits an diesem Dienstag wieder verteidigen - Gegner Mannheim plagen große Verletzungsprobleme.

Von Christian Bernhard, München

Das erste Zeichen hatte Moritz Müller gesetzt. Es blieb unbemerkt. Das zweite folgte am Tag danach - und das saß. Müller, Verteidiger der Kölner Haie, hatte sich am Sonntag Steve Pinizzotto geschnappt, um seiner Mannschaft mit einem Faustkampf neuen Mut einzuflößen. Der erhoffte Weckruf blieb aus, der EHC Red Bull München siegte in Köln 6:2. Das führte dazu, dass die Haie am Montag die Trennung von Trainer Cory Clouston bekannt gaben. Cloustons Karriere in Köln endete damit so, wie sie begonnen hatte: mit einer Niederlage gegen München.

Patrick Hager, der vor der Saison von Köln nach München gewechselt war, spielte noch unter Clouston für die Haie und musste mit ansehen, wie seine neue Mannschaft seinem vormaligen Team aufgrund zweier Fehler in der Offensivzone früh zwei Kontertore innerhalb von nur 31 Sekunden ermöglichte. Yannic Seidenberg sprach von "Sachen", die "wieder weg von der Scheibe" waren. "Das müssen wir verbessern", betonte Seidenberg, "das machen wir schon das ganze Jahr nicht gut." Anders als die beflügelten Schwenninger Wild Wings, die am Freitag in München nach fünf Minuten 3:0 geführt hatten, wussten die zahnlosen Haie ein 2:0 aber nicht zu nutzen.

Drei Münchner Treffer innerhalb von drei Minuten sind für die Haie zu viel

Das hatte auch mit der Angriffsreihe um Dominik Kahun, Frank Mauer und Maximilian Kastner zu tun, die nach der Wild-Wings-Heimpleite als einzige von Trainer Don Jackson gelobt worden war. Sie ging auch in der mit 14 411 Zuschauern gefüllten Kölner Arena voran. Kahun gab dem EHC mit seinem 1:2 sieben Sekunden vor der ersten Drittelpause ein gutes Gefühl mit in die Kabine, Mauer brachte ihn nach Vorarbeit von Kastner erstmals in Führung (36.). Mauers Tor war einer von drei Münchner Treffern innerhalb von drei Minuten, die den Haien den Rest gaben. "Vorne haben wir die Klasse, wenn wir Druck auf den Gegner ausüben", erklärte Seidenberg.

Nachdem Müllers Faustkampf die Kölner nicht wachgerüttelt hatte, sorgten Brooks Macek mit seinem zweiten Treffer des Spiels und Mads Christensen für den 6:2-Endstand. Beim letzten Münchner Tor applaudierten sogar die Kölner Fans höhnisch. "Wir hätten sogar ein, zwei mehr schießen können, weil Köln dann doch immer offener wurde", sagte Hager, der es aufgrund des für ihn "nicht unbedingt sehr freundlichen" Empfangs "umso schöner" fand, dass er zum 2:2 getroffen hatte.

Die Münchner, die in Köln erstmals in dieser Saison ohne Verteidiger Markus Lauridsen auskommen mussten, gingen Montagvormittag noch einmal in der Domstadt aufs Eis und fuhren dann nach Mannheim, wo sie am Dienstagabend (19.30 Uhr) ihre soeben wiedergewonnene Tabellenführung verteidigen können. Ohne Pinizzotto allerdings, der nach seiner dritten Disziplinarstrafe in dieser Saison gesperrt ist.

Mannheim hat die letzten fünf Heimspiele in Serie gegen den EHC verloren

Obwohl die Mannheimer das Wochenende so wie die Haie mit null Punkten beendeten, stehen sie nicht so schlecht da wie die Haie. Sorgen bereiten den Adlern allerdings die vielen Ausfälle. Neben einigen verletzten Stammspielern mussten sie beim 0:1 in Iserlohn krankheitsbedingt auf Devin Setoguchi, Niki Goc, Brent Raedeke und den ehemaligen Münchner John Rogl verzichten. Nun wird auch noch Marcel Goc verletzt fehlen. Der Nationalspieler fällt nach Angaben des Klubs "bei optimalem Heilungsverlauf" für vier Wochen aus. Das dürfe aber nicht als Ausrede gelten, findet Adler-Verteidiger Sinan Akdag: "Es liegt nicht an den Verletzten, es liegt nicht am Trainer. Es liegt an uns Spielern. Wir hatten drei Reihen, das muss reichen." Der Nationalspieler fordert ein anderes Auftreten: "Mit unserer Mannschaft musst du viel mehr Druck machen. Wir können nicht nur hinten drin stehen."

Wie wichtig das speziell gegen den EHC ist, illustrierte Moritz Müller. "Eine Mannschaft wie München, die vom Forecheck lebt, freut sich natürlich, wenn man die Scheibe selbst hinten rein spielt. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis Fehler im Aufbau gemacht werden. Und dann klingelt es." Die Mannheimer kennen dieses Gefühl. Sie haben ihre letzten fünf Heimspiele gegen den EHC verloren.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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