Eishockey:Check!

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Hartes Ringen: EHC-Stürmer John Jason Peterka kämpft gegen Mannheims Jan-Mikael Järvinen (li.) um den Puck. Peterka musste in der Verlängerung auf die Strafbank, die Adler schossen in Überzahl den Siegtreffer. (Foto: Markus Fischer/imago)

München und Mannheim liefern sich ein intensives Duell. Der EHC verliert nach Verlängerung - und fürchtet am Dienstag gegen Stockholm auch das Champions-League-Aus.

Von Christian Bernhard, München

Anzahl der Schüsse, Eiszeit, Wechsel pro Spiel, ja sogar die Schussquote eines jeden Spielers: Das Statistik-Angebot der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist vielfältig und hat noch einiges mehr als diese Kategorien zu bieten. Die Checks werden allerdings noch nicht erfasst, was am vergangenen Sonntag sehr interessant gewesen wäre. Denn diese Statistik hätte mit Zahlen untermalt, wie intensiv das Spitzenspiel zwischen dem EHC Red Bull München und den Mannheimer Adlern war. Münchens Keith Aulie und Mannheims Thomas Larkin wären wohl als Gewinner dieser Kategorie hervorgegangen, die beiden Verteidiger checkten nahezu alles, was ihnen in die Quere kam. EHC-Kapitän Patrick Hager erklärte es so: "Da die Mannheimer wie wir so früh wie möglich die Scheibe gewinnen wollen und dementsprechend auch mit den Verteidigern vorne reinrumpeln, ist es natürlich klar, dass das nicht ohne Körperkontakt geht."

Ähnlich hoch wie die Intensität war die Spannung. Die Münchner Tabellenführer lagen gegen die mit sechs Siegen in Serie angereisten Mannheimer bis 112 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit mit 0:2 zurück. Als EHC-Trainer Don Jackson anstelle seines Torhüters einen zusätzlichen Feldspieler aufs Eis schickte, erzielte Trevor Parkes das 1:2 (59.). In der letzten Minute musste Mannheims Tommi Huhtala auf die Strafbank, der EHC spielte sechs gegen vier und Parkes glich acht Sekunden vor Ende zum 2:2 aus. "Eishockey spielt man 60 Minuten", sagte Mannheims Trainer Pavel Gross süffisant über den Münchner Schlussspurt. In der Verlängerung nahm EHC-Stürmer John Jason Peterka früh auf der Strafbank Platz - und Mannheims US-Amerikaner Ben Smith traf mit einem "höllenartigen" Schuss (EHC-Trainer Don Jackson) aus spitzestem Winkel zum 3:2-Sieg der Adler.

60 Minuten und 41 Sekunden untermauerten beide Klubs, warum sie seit vier Jahren die deutschen Meisterteams stellen - die Partie stach in Sachen Qualität, Intensität und Härte einmal mehr aus dem DEL-Alltag heraus. Die Einschätzung von Mannheims David Wolf ("Das sind jedes Jahr besondere Spiele") konnte EHC-Angreifer Maximilian Kastner nur teilen: "Solche Spiele machen definitiv Spaß."

Weniger angenehm ist für Tabellenführer München die personelle Situation, Jackson musste wie schon beim wilden 8:5-Sieg am Freitag in Krefeld auf acht Spieler verzichten. Das Münchner Tor hütete am Wochenende Daniel Fießinger, da nach Danny aus den Birken auch Kevin Reich verletzt ausfällt. Wie lange Reich fehlen wird, konnte Jackson am Sonntag nicht sagen ("Wir wissen es nicht"), die Verpflichtung eines weiteren Torhüters scheint derzeit aber kein Thema zu sein. "Fießinger ist unser Plan", erklärte Jackson.

Der 23-Jährige hielt am Sonntag gut, im Mitteldrittel vereitelte er gleich zwei Mannheimer Alleingänge, was ihm mehrfach Sprechchöre aus der Münchner Kurve einbrachte. "Wir müssen Fießinger echt Danke sagen", betonte Kastner, "er hat ein super Spiel abgeliefert." Hager erklärte, man habe gesehen, dass Fießinger "hinten richtig Stabilität reinbringen kann. Dass er heute so ein Spiel hatte, hat ihm richtig gut getan". In seinen ersten beiden DEL-Partien in Augsburg und Krefeld hatte Fießinger jeweils fünf Gegentore kassiert.

Vor Fießinger könnte sich aber schon bald etwas tun. Jackson ließ durchklingen, dass im Angriff wohl nachgebessert wird. "Wir schauen uns nach Spielern um, die Sinn ergeben", sagte er. Auch die Verpflichtung eines ausländischen Spielers ist laut Jackson eine Option: "Alles liegt auf dem Tisch." Die Münchner Personaldecke wird in den nächsten Tagen ja noch dünner, da sich Peterka, Justin Schütz, Dennis Lobach und Filip Varejcka zur U-20-Nationalmannschaft verabschieden, um sich auf die Ende des Jahres beginnende Weltmeisterschaft in Tschechien vorzubereiten.

Am Dienstag sind die jungen EHC-Spieler aber noch in München - und werden dringend gebraucht. Dann empfängt das Jackson-Team Djurgarden Stockholm zum Viertelfinal-Rückspiel in der Champions Hockey League. Die Ausgangslage ist nach der 1:5-Hinspielniederlage klar: Der EHC benötigt einen Vier-Tore-Sieg, um eine Verlängerung zu erzwingen. Mit fünf Treffern Vorsprung oder mehr würde er den Halbfinaleinzug bereits nach 60 Minuten klarmachen. Jedes andere Ergebnis bedeutet das Aus. Kapitän Hager wollte nicht von einem Wunder sprechen, das nötig sei. Er erinnerte aber an legendäre Champions-League-Aufholjagden von Liverpool und Barcelona. "Warum soll das im Eishockey nicht auch möglich sein? Es ist bestimmt nicht unmöglich." Sein Plan: "Vielleicht schießen wir früh das erste Tor und legen das zweite nach. Dann schauen wir, wie die Schweden reagieren." Ein paar Checks wie gegen Mannheim wären da sehr hilfreich.

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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