Süddeutsche Zeitung

EHC München:Von Spiel zu Spiel

Mit einer konzentrierten Leistung in Straubing wetzt der deutsche Meister die Heimniederlage gegen Schwenningen aus und holt sich Mut für das Champions-League-Halbfinale gegen Salzburg.

Von Christian Bernhard, Straubing/München

Yasin Ehliz hatte keinen einfachen Start in München. Erst beschäftigte ihn die mit Emotionen überfrachtete öffentliche Diskussion um seinen Wechsel via Nordamerika aus Nürnberg, dann brauchte der Nationalspieler einige Zeit, um sportlich beim Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) Fuß zu fassen. Das anspruchsvolle Spielsystem von Trainer Don Jackson und seine fehlende Spielpraxis bereiteten dem 26-Jährigen mehr Probleme, als ihm lieb waren.

Nun scheint er aber in München angekommen zu sein. Am Sonntag verbuchte der Stürmer beim Münchner 3:1-Sieg in Straubing ein Tor und eine Vorlage, wodurch er seinen persönlichen Aufwärtstrend fortsetzte: Der letztlich spielentscheidende Treffer zum 2:1 war sein dritter in den vergangenen vier Spielen. Durch den Derby-Sieg am 37. Spieltag verteidigte der EHC Tabellenplatz zwei, die Mannheimer Adler liegen weiterhin neun Zähler voraus. "Das war eine unserer besten Leistungen über 60 Minuten in dieser Saison", sagte Ryan Button. Nun gilt die Münchner Aufmerksamkeit dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions Hockey League (CHL). Dort wartet am Dienstag der EC RB Salzburg.

In Straubing stand Danny aus den Birken zwischen den Münchner Pfosten. Der Nationaltorhüter hatte am Freitag eine Pause bekommen. Zudem kehrte Jakob Mayenschein in den Kader zurück, der Angreifer war zuletzt beim Kooperationspartner SC Riessersee im Einsatz. Straubings Jeremy Williams zeigte bereits in der zweiten Minute, warum er der beste Torschütze der Liga ist: Sein Schuss von rechts strich nur knapp am Pfosten vorbei. Die Münchner reagierten mit einem Rückhandversuch aus kurzer Distanz von Verteidiger Daryl Boyle.

Straubing stand defensiv kompakt, das Umschaltspiel der Tigers funktionierte erneut sehr gut. Diese disziplinierte Spielweise hatte den Niederbayern zuletzt in elf Spielen acht Siege beschert. Am Freitag gewannen sie nach Penaltyschießen 1:0 in Berlin, der Matchwinner war Torhüter Jeffrey Zatkoff, der 41 Schüsse abwehrte und auch im Shootout nicht zu bezwingen war. "In Straubing wird es sicherlich nicht einfach", warnte Maximilian Kastner.

Damit hatte er recht, obwohl der EHC im Startdrittel einiges richtig machte. Münchens Topscorer John Mitchell (16.) und erneut Boyle (18.) scheiterten aber aus guter Position an Zatkoff. "Die Münchner machen schon sehr viel Druck", sagte Straubings Verteidiger Stephan Daschner."

Don Jackson hatte für das Derby die Angriffsreihen umgestellt. Er fügte das lange Zeit sehr erfolgreiche Trio Voakes-Mauer-Kastner wieder zusammen und stellte Ehliz in die Reihe zu Kapitän Michael Wolf und Patrick Hager, der gegen Schwenningen sein Comeback nach Verletzungspause gefeiert hatte. Zwei aus dieser Reihe bescherten dem EHC ein nahezu perfektes Mitteldrittel. Für die Führung sorgte Wolf, als er Zatkoff im Powerplay mit einem Flachschuss überwand (26.). Die Gäste ließen defensiv kaum noch etwas zu und erhöhten nach einem schnellen Angriff auf 2:0: Ehliz verwertete den Abpraller, nachdem Zatkoff noch gegen Andrew Bodnarchuk gerettet hatte (34.). "Das war super", sagte Ehliz über den Mittelabschnitt. "Wir haben die Straubinger gut von unserem Tor weg gehalten."

Am Freitagabend waren die Münchner noch "etwas geschockt" gewesen, wie Don Jackson sagte. Kein Wunder, hatten sie doch ihr Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Schwenningen trotz 1:0-Führung und 42 Schüssen nach Penaltyschießen noch 1:2 verloren. Der Anfang vom Ende war ein Scheibenverlust in Minute 46 "in einer Zone, in der es nicht hätte passieren sollen", wie Jackson betonte. Daraus resultierte ein Alleingang von Rihards Bukarts, der Kevin Reich zum 1:1 überwand. Im Penaltyschießen sorgte Istvan Bartalis für die Entscheidung. Kastner nahm die zweite Niederlage nacheinander gegen den Tabellenletzten fatalistisch. "Wenn man die Dinger nicht macht, kriegt man es hinten und verliert das Spiel", sagte er. "Wir sind selber schuld." Eine gehörige Portion Mitschuld hatte aber auch Schwenningens Torhüter Dustin Strahlmeier. Kastner sagte zwar, dass die Münchner ihn bei der ein oder anderen Chance "gut ausschauen" ließen, gestand aber auch ein, dass Strahlmeier nach ein paar Paraden "ein bisschen in unseren Köpfen drin" war.

In Straubing musste der EHC im Schlussdrittel viel Unterzahl-Arbeit verrichten. Gegen Antoine Laganière misslang das. Der Straubinger Stürmer verkürzte in Minute 45 auf 1:2 und leitete so eine heiße Schlussphase ein. Konrad Abeltshauser beruhigte diese mit seinem Treffer ins leere Tor (59.). Was dann begann, hatte der Nationalspieler bereits vor dem Derby angedeutet. Am Montag und Dienstag werde sich der EHC "genug Zeit" nehmen, über das CHL-Halbfinale nachzudenken.

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SZ vom 07.01.2019
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