E-Sport:Nahe Zukunft

Lesezeit: 2 min

Licht und Spiele: In London wurde der FIFA eClub World Cup, die Klub-Weltmeisterschaft an der Konsole, ausgespielt (Foto: Clive Rose/Getty Images)

Die einen bezeichnen es als Daddeln, für die anderen, wie den FC Bayern und 1860 München, ist es das nächste große Ding: E-Sport. Nur der Deutsche Olympische Sportbund spielt noch nicht mit.

Von Moritz von Laer, München

"Worauf müssen wir uns einstellen?" Diese Frage wird sich nicht nur die Münchner Stadträtin Verena Dietl von der SPD stellen, wenn es um die rasante Entwicklung des elektronischen Sports, kurz: E-Sport, geht. In einer Anfrage an die Stadtverwaltung bat die SPD-Stadtratsfraktion um die Beantwortung dieser und weiterer grundlegender Fragen zum Thema E-Sport.

Mit E-Sport ist das Spielen von Videospielen unter Wettbewerbsbedingungen gemeint. Er spielt vor allem bei jungen Menschen eine große Rolle. Immer mehr Vereine wittern die Chance und steigen in den E-Sport ein. So war der FC Bayern einer der ersten Klubs in Deutschland, der ein Team für die Basketball-Simulation "NBA2k" aufgestellt hat. Seit April 2018 gibt es die "Bayern Ballers Gaming", die inzwischen zu den besten virtuellen Basketballmannschaften der Welt gehören, in Europa sind sie die Nummer eins. Auch der TSV 1860 München hat zu Beginn dieses Jahres ein Team für das Fantasyspiel "League of Legends" unter Vertrag genommen. Der Bayerische Fußballverband (BFV) hat für die Fußball-Simulation "Fifa" einen eigenen Wettbewerb ins Leben gerufen. Beim "BFV E-Sports Cup" können Profis zeigen, was sie können.

In Bayern gibt es drei beim E-Sport-Bund Deutschland (ESBD) eingetragene Vereine: "Euronics Gaming" aus Schweinfurt, "Semper Fidelis" aus Nürnberg und den "Gamer Verein e.V. Regensburg". Im Münchner Osten, in Baldham, wurde zwar der E-Sport Club München (ESCM) gegründet, der ist allerdings nicht beim ESBD eingetragen. "Der ESCM sollte ursprünglich eine Anlaufstelle für Gamer werden. Das hat aber nicht so funktioniert, da die Hobby-Zocker lieber alleine in ihrem Keller mit ihrer selbst gekauften Gamingausrüstung spielen wollen", sagt Klubpräsident Herbert Scheuerer. Deshalb habe man nun den Fokus auf Events und Veranstaltungen gerichtet. Das werde sehr gut angenommen, "die Leute freuen sich, wenn sie live mit Gleichgesinnten zusammen sein können", so Scheuerer. Bei den Events handelt es sich zumeist um Live-Übertragungen von großen E-Sport-Wettkämpfen oder um selbst organisierte Turniere.

Die Bezeichnung E-Sport ist etwas irreführend, da dieser in Deutschland noch nicht offiziell als Sport anerkannt ist. Problematisch ist das vor allem für Ausländer, die bei Wettbewerben in Deutschland antreten wollen. Durch die zu gewinnenden Preisgelder gelten sie als erwerbstätig. Deshalb bedarf es einer Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit. Wären sie Sportler, stünde ihnen ein spezielles Sportler-Visum zu, für das es keiner Arbeitserlaubnis bedarf.

Die Frage, ob E-Sport Sport ist, wird sich laut Herbert Scheuerer in wenigen Jahren nicht mehr stellen. Dann werde das Gaming von der "Virtual Reality" bestimmt, bei der die Spieler selbst körperlich aktiv werden. Das heißt, beim Spiel "Fifa" wird der virtuelle Spieler nicht mehr nur durch Drücken verschiedener Tasten bewegt, sondern durch die Bewegungen des Gamers. Somit wäre das Argument des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), beim E-Sport fehle die "eigenmotorische Aktivität", wohl hinfällig.

Der DOSB sieht aber noch ein weiteres Problem: den Begriff "E-Sport". Dieser stehe "für eine außerordentlich breite Palette höchst unterschiedlicher virtueller Angebots- und Spielformen mit Wettkampfcharakter". Deshalb unterscheidet der DOSB zwischen "elektronischen Sportartensimulationen", wozu "Fifa" oder "NBA2k" zählen, und dem "E-Gaming", worunter alle anderen virtuellen Spiel- und Wettkampfformen fallen. Also Spiele wie "Counter Strike", "League of Legends" oder "Fortnite", die inhaltlich nichts mit Sport zu tun haben. Für Hans Jagnow, den Präsidenten des ESBD, ist diese Trennung nicht nachvollziehbar: "Der DOSB schaut nur auf den Bildschirm und sagt: Das ist Sport und das nicht. Wir sehen aber bei allen Spielen die gleiche sportliche Betätigung des Spielers," erklärt Jagnow.

Früher oder später werde E-Sport als völlig normal gelten, ist sich Scheuerer sicher: "Vor 150 Jahren hat dich auch jeder für verrückt erklärt, wenn du einem Ball hinterher gejagt bist. Jetzt ist das die beliebteste und größte Sportart der Welt. Ähnlich wird das mit dem E-Sport gehen", prophezeit er.

© SZ vom 16.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: