Dritte Liga:Rückständig? Führungslos

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Auch nach dem 1:3 gegen Bielefeld, Unterhachings vierter Niederlage in Serie, hält Christian Ziege an seinem Konzept fest. Stattdessen experimentiert der Trainer der SpVgg beim Personal. Gesucht werden Torverhinderer. Und Torschützen

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Christian Ziege sagt, es gibt keine Krise, und wenn, "dann höchstens eine Ergebniskrise". Er hat auch nicht vor, irgendetwas zu ändern. Der Trainer der SpVgg Unterhaching ist überzeugt, dass seine Mannschaft gut spielt und oft einfach nur Pech hat. Ziege sagt das alles ungefragt und schließt mit den Worten: "Und täglich grüßt das Murmeltier."

Am Dienstagabend hat der Fußball-Drittligist zu Hause 1:3 (1:2) gegen Arminia Bielefeld verloren, es war die vierte Niederlage in Serie. Falls Ziege nun frustriert sein sollte über die Spiele - pardon, die Ergebnisse der vergangenen Wochen, dann merkt man es ihm nicht an. Zumindest an Spieltagen zeigt der 42-Jährige wenig Gefühlsregungen. So stand er auch beim 0:1 der Bielefelder in der 21. Minute genauso regungslos da wie fünf Minuten später beim 1:1 durch Andreas Voglsammer, immerhin das erste Ligator der SpVgg seit knapp vier Wochen. Es war eine ausgeglichene Partie ohne allzu viele Höhepunkte, die Arminia-Trainer Norbert Meier später so zusammenfasste: "Das war ein spielstarker Gegner, und bis zur Halbzeit eine richtig enge Kiste. Wir haben dann zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht."

Unterhachings Mittelfeldspieler Fabian Götze, der nach seinem Schlüsselbeinbruch erst zum zweiten Mal in dieser Saison von Beginn an spielte, sagte: "Das Problem ist: Wir haben viel Ballbesitz, aber wir sind im letzten Drittel einfach nicht zwingend." Der 24-Jährige führt das darauf zurück, dass man ständig in Rückstand gerate und die Gegner danach defensiver agierten. "Wir müssen wieder stabiler in der Abwehr stehen", folgert Götze.

"Wir müssen endlich mal wieder in Führung gehen", findet auch Ziege. Zwar hatte Unterhaching nach dem 1:2 durch Christian Müller kurz vor der Pause gute Möglichkeiten unter anderem durch Götze, dem nach einer Flanke von Alon Abelski einfach der Ball versprang (58.). Doch viele waren es nicht.

Dass der Gegner bei Führung defensiver spielt, ist aber nicht das einzige Problem - immerhin haben die Hachinger in der noch jungen Saison auch schon zwei Heimspiele nach Rückstand zum Sieg gedreht. Die Mannschaft hat in Kenny Redondo, Abelski und Pascal Köpke einerseits mehrere konterstarke Spieler, die am gefährlichsten sind, wenn die SpVgg in Führung liegt. Andererseits ist die SpVgg selbst konteranfällig und in der Abwehr oft ungeordnet. Wie auch beim 1:3 durch Fabian Klos in der 56. Minute, als mehrere Hachinger viel zu hektisch versuchten, den Ball aus der Gefahrenzone zu schlagen. Am größten ist die Verunsicherung bei Ecken und Freistößen. Trainer Ziege hat mehrmals beanstandet, dass in dieser dritten Liga viel über die sogenannten Standards entschieden werde und zu wenig aus dem Spiel heraus. Auch das 1:2 der Bielefelder war nach einem Freistoß gefallen; als der Ball vor dem Treffer durch den Sechzehner flipperte, war die Hachinger Verunsicherung offensichtlich. Doch Ziege will sich nicht nachsagen lassen, das Problem herbeigeredet zu haben. Diesmal schnitt er sich bei der Pressekonferenz selbst das Wort ab, als er zu diesem Thema ansetzte.

Irgendwie wirken alle Gegner, auf die Unterhaching zurzeit trifft, überlegen - links Pascal Köpke im Zweikampf mit Bielefelds Florian Dick. (Foto: Claus Schunk)

Das Abwehrproblem wird in den kommenden Tagen eher noch größer werden: In der 66. Minute stieß Mario Erb bei einer Grätsche mit einem Gegenspieler zusammen, vier Minuten später humpelte der Abwehrchef vom Feld. "Kann sein, dass es bei ihm nicht reicht für Freitag", sagte Ziege mit Blick auf das nächste Heimspiel gegen den MSV Duisburg (19 Uhr). Wer für Erb spielen könnte, weiß wohl nur Ziege, der gerne mit überraschenden Personallösungen aufwartet. So kam auch Götzes Einsatz im zentralen Mittelfeld unerwartet, eigentlich ist er Flügelspieler, und außerdem "noch nicht ganz bei 100 Prozent", wie er selbst sagt. Auf die Frage, warum er dann 90 Minuten auf einer fremden Position spielte, schweigt Götze kurz. Dann sagt er, die Rückkehr zu alter Stärke gehe "nur über Spielpraxis". Die hätten andere vermutlich auch gern, die angesichts des großen Kaders auf der Bank sitzen.

Am Freitag wird wohl auch wieder einer im Kader sein, der am Dienstag unverletzt gefehlt hatte: Sascha Bigalke. Ziege sagte: "Es gibt einen Grund." Und dieser sei mit dem Spiel gegen Bielefeld erledigt. Sprich: Bigalke hat wohl eine interne Strafe abgesessen. Auch wenn sich nicht viel ändert, ist viel los bei der SpVgg. Aber es ist ja auch in "Und täglich grüßt das Murmeltier" nicht so, dass jeden Tag dasselbe passiert.

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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