Dritte Liga:Dicke Luft

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Ausgerechnet im hitzigsten Heimspiel der bisherigen Saison bleibt das junge Team der SpVgg Unterhaching cool und bezwingt Dynamo Dresden 3:0. Danach bekommt Trainer Christian Ziege einen Wutausbruch: Er findet, dass seine Spieler zu viel kritisiert werden

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Nachdem das Formale geklärt war - froh, gewonnen zu haben, Dynamo Dresden hat seinem Team alles abverlangt, die Mannschaft hat sich heute belohnt usw. -, schaffte es Christian Ziege tatsächlich noch, einem denkwürdigen Nachmittag für die SpVgg Unterhaching ein saures Sahnehäubchen zu verpassen. "Ich würde gerne noch auf etwas anderes eingehen, einfach nur zum Merken für die ganze Saison." Der Trainer des Drittligisten führte dann einen gut zweiminütigen Monolog darüber, dass man sich doch an den Kopf langen müsse, wenn seine jungen Spieler so arg kritisiert würden wie zuletzt. Es sei doch völlig normal, dass sie Fehler machten, führte Ziege aus, zum Teil sei auch er selbst Schuld daran. Er wolle nämlich, dass sie schönen Fußball spielen und nicht einfach nur lange Bälle nach vorne prügeln. "Weil ich es zum Kotzen finde, wie überall Fußball gespielt wird! Wenn in Zukunft irgendeiner auf die Fresse kriegen soll, dann nur über mich." Sein Team hänge sich Woche für Woche rein und gebe alles, versicherte der Trainer, da passierten eben auch Fehler. Der ehemalige Nationalspieler war nun richtig laut geworden.

So wurde im Anschluss ein wenig in Vergessenheit gebrüllt, dass das 3:0 (0:0) gegen Dynamo Dresden eine der interessantesten Partien war, die man im Hachinger Sportpark in den vergangenen Jahren beobachten konnte. Natürlich war das auch der für den Sportpark so ungewöhnlichen Stimmung geschuldet: 5000 Gästefans waren auf Nord- und Osttribüne versammelt, insgesamt waren 7000 Zuschauer gekommen. Doch auf den Tribünen ging es friedlicher zu als auf dem Rasen - wohl auch deshalb, weil 200 abgestellte Polizisten mehr Autorität ausstrahlen als ein einzelner Schiedsrichter. Jedenfalls betätigte sich vor allem der Dresdner Abwehrspieler Michael Hefele als Katalysator einer giftigen Atmosphäre - Hefele ist ehemaliger Hachinger. Bei jeder Diskussion mit dem Schiedsrichter war der 24-Jährige zugegen, er schrammte auch nur knapp an einem Platzverweis vorbei, mehrmals war er Gegenspieler verbal und körperlich angegangen. "Es war ein bisschen aufgeheizt", kommentierte Hachings Yannic Thiel später. Dafür gab es noch mehr Zeugen. Mario Erb musste in der 78. Minute getackert werden, nachdem ihm ein Dresdner mit den Stollen auf den Kopf gestiegen war, er spielte fortan mit Turban. Alon Abelski sah noch die rote Karte nach einem harten, aber eher gelbwürdigen Foul (86.).

Beachtlich war, dass die junge Mannschaft mit der Erlaubnis, Fehler zu machen, ausgerechnet in solch einem hitzigen Spiel besonders wenige Fehler machte. Fehlerfrei blieb diesmal zum Beispiel Torwart Michael Zetterer, der Unterhaching mit mehreren Paraden im Spiel hielt. In der 22. Minute lenkte er einen Kopfball von Hefele aus wenigen Metern über die Latte, in der 62. Minute fingerte er einen verdeckten Schuss gegen die tief stehende Sonne mit einem Hechtsprung um den Pfosten. "Ich versuche jeden Ball zu halten, der auf das Tor kommt. Das ist mir heute besser gelungen als in den vergangenen Wochen", kommentierte der Keeper. Wenige Minuten vor der zweiten Parade hatte Kapitän Erb das 1:0 erzielt. Andreas Voglsammer war im Kampf um den Ball gefallen, Erb setzte den anschließenden Strafstoß, der Atmosphäre im Stadion angemessen, mit einem strammen Schuss direkt unter die Latte (58.).

Mit 5000 Fans ist Dresden im Hachinger Sportpark klar in der Überzahl. Auf dem Rasen dominieren dennoch die Rot-Blauen (v. li. Schwabl und Erb). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Fabian Götze meinte später, man habe sich diesmal einfach nicht den Schneid abkaufen lassen: "Wir hatten eine gute Zweikampfquote, das war mit entscheidend", fand er. Und mit zunehmender Spieldauer agierte die junge Mannschaft, die Fehler machen darf, immer cleverer: Voglsammer, Lucas Hufnagel und der eingewechselte Konterspieler Dominik Widemann suchten immer wieder die Zweikämpfe mit Gegenspielern, die schon die gelbe Karte gesehen hatten, neben Hefele auch der ehemalige Hachinger Quirin Moll - und erzielten so scheinbar im Spaziergang zwei weitere Tore. Hufnagel traf nach guter Vorarbeit von Widemann (77.), dieser staubte nach Zuspiel von Voglsammer ab (84).

Thiel sagte dann noch, es gebe vieles, woran man weiter arbeiten müsse. Ansonsten aber habe man diesmal nicht viel anders gemacht als sonst in Auswärtsspielen.

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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