Dritte Liga:Das alte Leid

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Entkräftet und verzweifelt: Hachings Christoph Greger hadert nach dem Schlusspfiff mit der Niederlage in Wehen. Im Hintergrund trauert auch Kapitän Markus Schwabl. (Foto: Andreas Volz/Jan Huebner/Imago)

Die SpVgg Unterhaching verliert auch beim SV Wehen mit nur einem Treffer Unterschied und kassiert wie so oft ein frühes Gegentor. Bei nur noch sechs ausstehenden Spielen und sechs Zählern Rückstand rückt der Abstieg näher.

Von Stefan Galler, Unterhaching/Wiesbaden

Und wieder ließen sich die Drittligakicker der SpVgg Unterhaching völlig entkräftet und tief enttäuscht auf den Rasen sinken: Beim SV Wehen Wiesbaden unterlag das Schlusslicht mit 0:1 (0:1) - die bereits 20. Saisonniederlage für das Team aus dem Münchner Vorort. Und wie so oft wäre deutlich mehr drin gewesen, wie Trainer Arie van Lent auch nach dieser Partie feststellen musste: "Ich bin enttäuscht darüber, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Aber wir können stolz darauf sein, wie wir hier Fußball gespielt haben", sagte er in der anschließenden Pressekonferenz. "Leider zählen auch in der dritten Liga Ergebnisse, und das war heute gegen uns." Nicht zum ersten Mal.

Genau wie die Tatsache, dass die Hachinger in fast jedem ihrer verlorenen Spiele nur ein Tor weniger erzielen als der Gegner, zieht sich noch ein negativer Aspekt wie ein roter Faden durch das Spieljahr: Der Start in eine Partie misslingt ihnen zu oft gründlich. Das geschah auch am Sonntagnachmittag wieder: Die erste Ecke von Wehens Moritz Kuhn verpassten die Kollegen noch knapp, der zweite Versuch landete direkt auf dem Kopf von Dennis Kempe, der zunächst die Latte anvisierte und dann mächtig Glück hatte, dass ihm der Abpraller abermals auf den Schädel fiel - 1:0 schon in der dritten Minute. Ein brutaler Dämpfer für Haching nach dem Überraschungscoup vor einer Woche gegen Dresden (2:0). Van Lent prangerte die "Schlafmützigkeit" an, sah dann jedoch eine Steigerung seiner Elf. "Wir haben es richtig gut gemacht, die Räume genutzt. Aber leider hat uns die Entschlossenheit vor dem Tor gefehlt."

Chancen sind rar gesät, die beste für Unterhaching vergibt Torjäger Hain kurz vor Schluss

Etwa bei der ersten Gelegenheit, als Moritz Heinrich den Kollegen Niclas Anspach bediente und jener, vom Gegenspieler bedrängt, den Ball recht harmlos in die Arme von Torwart Tim Boss schaufelte (7.). Torszenen blieben in der Folgezeit rar, einen spektakulären Freistoß von Philipp Tietz klaubte SpVgg-Torwart Jo Coppens aus dem Winkel (24.); auf der Gegenseite hatte Boss mit einem Freistoß von Heinrich weitaus weniger Mühe (34.). Und kurz vor der Pause brannte es nochmal im Strafraum der Gäste, doch das gefährliche Zuspiel von Lucas Brummer fand keinen Abnehmer.

Van Lent brachte zum zweiten Durchgang Routinier Dominik Stroh-Engel, der beim 2:1-Hinspielsieg gegen Wiesbaden getroffen hatte, für den angeschlagenen Patrick Hasenhüttl. Und die Rot-Blauen kamen gut rein in die Partie, nach einem Eckball setzten sie sich gefühlt eine Minute lang im Sechzehner der Hessen fest, ein Schuss von Robert Müller wurde geblockt (49.). Gut fünf Minuten später prüfte Kapitän Markus Schwabl den Wehener Keeper Boss mit einem Volley-Aufsetzer aus knapp 20 Metern - die beste Chance bis zu diesem Zeitpunkt.

Wehen erholte sich von dieser Drangphase der Gastgeber, kam seinerseits durch einen fulminanten Versuch von Gianluca Korte, den Coppens stark abwehrte (64.), durch einen knapp verzogenen Seitfallzieher von Tietz (68.) und einen Flachschuss von Maurice Malone (72.) zu weiteren Gelegenheiten. Und obwohl bei den Gästen mehr und mehr die Kräfte schwanden, warfen sie nochmal alles in die Waagschale: Eine perfekte Flanke von Schwabl köpfte Stephan Hain wuchtig aufs Tor, doch Boss parierte mit einem sensationellen Reflex (81.).

Bei drei Niederlagen in der englischen Woche, sagt Trainer van Lent, "brauchen wir uns über die dritte Liga keine Gedanken machen"

Es sollte die letzte Großchance für den Tabellenletzten sein, am Ende fehlte es dann eben doch an Durchschlagskraft gegen die sehr kompakten Wiesbadener, die es immer wieder verstanden, schnell umzuschalten und mit vielen eigenen Leuten hinter den Ball zu kommen. Sechs Punkte beträgt damit weiterhin der Rückstand der SpVgg auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Dennoch zeigte sich van Lent keineswegs entmutigt: "Das Spiel gibt mir viel Hoffnung für die nächsten Wochen. Noch sind sechs Spiele zu gehen, es wird sicherlich nicht leicht, aber wir wollen jede Chance nutzen."

Dass er dabei nicht mehr auf alle Spieler setzen wird, hat der Trainer bereits vor dem Wehen-Spiel angedeutet. Er sagte, dass es "mit 13, 14 Spielern in die Endphase" der Saison gehe. Diejenigen, "die nicht wollen oder sich schon mit anderen Dingen beschäftigen, haben keine Chance", so van Lent weiter. Keine guten Karten also offenbar beispielsweise für Luca Marseiler, der in Wehen wie zuletzt gegen Dresden fehlte. Das wird sich womöglich auch am Mittwoch (19 Uhr) gegen Türkgücü nicht ändern, am kommenden Samstag gastieren die Rot-Blauen dann beim 1. FC Kaiserslautern. "Wenn wir alle drei Spiele in dieser englischen Woche verlieren, brauchen wir uns über die dritte Liga keine Gedanken machen", sagt van Lent. Dem ist wenig hinzuzufügen.

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