Deutsche Eishockey Liga:Unter Druck

Lesezeit: 3 min

Ein Schritt zu spät: München, links Bobby Sanguinetti, unterliegt Schwenningen (v.l. Troy Bourke und Patrick Cannone). (Foto: City-Press/Imago)

Tabellenführer gegen Schlusslicht: Klare Sache? Nun ja. Der EHC München kassiert in Schwenningen im vierten Spiel des neuen Jahres die dritte Niederlage. Beim 0:2 bleibt auch das beste Überzahlspiel der Liga stumpf.

Von Christian Bernhard, München

Der EHC Red Bull München hat eine ungewöhnliche Woche hinter sich. Statt sich Gedanken über einen Champions-League-Gegner oder eine englische Woche in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) machen zu müssen, kamen Trainer Don Jackson und seine Spieler erstmals seit November in den Genuss einer kompletten Trainingswoche. Die "normale Woche mit normalem Rhythmus" habe wieder mal gut getan, sagte Stürmer Frank Mauer. Das Team habe "die Akkus aufladen" können. Trotzdem wirkten die Gäste am Sonntag nicht hundertprozentig energiegeladen. Der Tabellenführer der DEL verlor bei den Schwenninger Wild Wings, dem Tabellenletzten, 0:2 (0:0, 0:1, 0:1). Trotz der dritten Niederlage im vierten Spiel des neuen Jahres bleiben die Münchner Erster. Am Freitag hatten sie ihr Heimspiel gegen die Kölner Haie 4:1 gewonnen.

Der EHC war in Schwenningen ohne Kapitän Patrick Hager angetreten. Der Angreifer hatte schon das Schlussdrittel gegen Köln verpasst, laut EHC eine Vorsichtsmaßnahme. Für den Kapitän rutschte Justin Shugg in den Kader, Hagers Platz in der zuletzt sehr gut funktionierenden Angriffsreihe mit Yasin Ehliz und Philip Gogulla nahm Maximilian Kastner ein. Obwohl Schwenningen dem Primus schon in den ersten elf Spielminuten drei Überzahl-Situationen ermöglichte, taten sich die Münchner zu Beginn schwer. Die Wild Wings wussten mit einem aggressiven und gutem Forechecking zu gefallen, das dem EHC einige Probleme bereitete. "Schwenningen hat aggressiv gespielt und uns früh unter Druck gesetzt", sagte Kastner. "Chancen hatten wir genug, um zu gewinnen."

Trotz ihrer schlechten Tabellenposition hatten die Schwarzwälder unter dem neuen Trainer Niklas Sundblad vier ihrer vorangegangenen sechs Spiele gewonnen und dabei die beiden Spitzenteams aus Mannheim (2:1) und Straubing (3:2 n.V.) bezwungen. "Schwenningen ist seit dem Trainerwechsel auf einem guten Weg", warnte Münchens Trainer Don Jackson. Der gefährlichste Münchner im Startdrittel war John Jason Peterka. Der 17-Jährige, der wie Justin Schütz von der U-20-Weltmeisterschaft zum EHC zurückgekehrt war, hatte zwei gute Chancen in Überzahl. Seine abgefälschte Scheibe ging knapp am Tor von Dustin Strahlmeier vorbei, eine Direktabnahme landete am Außenpfosten (13.).

Am Freitag gegen Köln hatte der EHC von seinem Powerplays profitiert. Chris Bourque bei Fünf gegen Drei und Trevor Parkes mit einem Abstauber machten im Mitteldrittel binnen 90 Sekunden aus einem 0:1-Rückstand eine 2:1-Führung. Dadurch wurde das Münchner Überzahlspiel statistisch zum effektivsten der Liga. "Es gibt einfach unterschiedliche Phasen in der Saison, da läuft es manchmal in Überzahl, dann wieder nicht", sagte Verteidiger Yannic Seidenberg. In Schwenningen nutzte der EHC keines seiner sechs Powerplays.

Gegen Köln konnten die Münchner erstmals nach langer Zeit beinahe den kompletten Kader aufbieten, bis auf Derek Roy standen Jackson alle Spieler zur Verfügung. Im Tor feierte Danny aus den Birken nach knapp zweimonatiger Verletzungspause sein Comeback. Und zwar ein sehr gutes, obwohl er bereits nach 109 Sekunden hinter sich greifen musste. Zachery Sills Treffer blieb der einzige für Köln, die restlichen 28 Schüsse aus den Birken wehrte allesamt ab. "Danny war sehr stark", lobte Jackson. Aus den Birken machte seine Sache auch in Schwenningen gut, diesmal haperte es aber in der Offensive.

Peterka war auch im Mitteldrittel auffällig. In Minute 26 kam der Stürmer nach schöner Vorarbeit von Frank Mauer direkt vor Strahlmeier mit dem Schläger an die Scheibe, bekam aber nicht genügend Druck dahinter. Ein sehenswertes Solo von Mark Voakes endete am Schoner von Strahlmeier (31.). Die Münchner bestimmten die Partie, doch die Wild Wings waren nicht kleinzukriegen. "Sie machen einen guten Job, indem sie unsere Schusswege blockieren", lobte Münchens Verteidiger Bobby Sanguinetti die Wild Wings. Schwenningen ging sogar in Führung: Troy Bourke drückte die Scheibe am rechten Pfosten über die Linie. Kein Tor, sagten die Schiedsrichter zwar zunächst; nach Studium des Videobeweises gaben sie den Treffer allerdings doch (33.).

Im Schlussdrittel drängte der EHC auf den Ausgleich. Nach zwölf Minuten lautete das Schussverhältnis 12:0 für München. Strahlmeier war allerdings nicht zu überwinden. Mike Blunden erhöhte im Powerplay auf 2:0 (56.), dem vermeintlichen 3:0 verweigerten die Unparteiischen die Anerkennung. Damit endete die Münchner Woche, die so verheißungsvoll begonnen hatte, doch noch enttäuschend.

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: