Deutsche Eishockey-Liga:Rückkehr durch die Drehtür

Lesezeit: 3 min

Kurz vor der entscheidenden Phase der Saison begrüßt der EHC München den monatelang verletzten Jeremy Dehner wie einen Zugang - dafür steht Co-Trainer Helmut de Raaf vor dem Wechsel nach Schwenningen

Von Christian Bernhard, München

Das zurückliegende Wochenende wird in der DEL-Historie des EHC München kein allzu umfängliches Kapitel bekommen. Das Team von Trainer Don Jackson gewann einmal knapp, 3:2 nach Verlängerung gegen Hamburg, und verlor einmal knapp, 2:3 am Sonntag in Ingolstadt - nicht außergewöhnlich, eher business as usual. Wenn etwas bemerkenswert war, dann die Tatsache, dass der EHC in Ingolstadt erstmals nach sechs Spielen ohne Punkte blieb. Und doch war das vergangene Wochenende für einen Münchner ein besonderes. Es war so etwas wie der Start in eine neue Saison - und das am 41. von 52 Spieltagen der Deutschen Eishockey-Liga. Vier Spiele hatte Jeremy Dehner im September nach seinem Wechsel von Jokerit Helsinki via Salzburg nach München gerade erst gemacht, als ein Adduktorenriss im rechten Bein ihn für Monate außer Gefecht setzte. Gegen Hamburg feierte der amerikanische Verteidiger sein Comeback und freute sich danach über einen "guten Anfang".

Diesen Eindruck bestätigte er auch in Ingolstadt. Dehner war in vielen entscheidenden Situationen auf dem Eis, etwa in Überzahl oder in der letzten Minute, als Jackson Torhüter Niklas Treutle für einen weiteren Feldspieler vom Eis nahm, um die Verlängerung zu erzwingen. Sogar seinen ersten Scorerpunkt nach seinem Comeback verbuchte Dehner: Zum 2:3 von Dominik Kahun (57.), das den EHC noch einmal ins Spiel zurückbrachte, lieferte er eine Vorlage. Jackson hatte zuletzt mehrmals betont, dass Dehner bereits seit Wochen im Training sei und seine Rückkehr bevorstehe. Nun, da er wieder auf ihn zählen kann, hob er Dehner gleich hervor. Der 27-Jährige sei "ein großes Plus für unser Team", sagte der EHC-Coach und lobte Dehners Pass-Qualitäten: "Jeremy ist ein Spieler, der sehr gut weiß, wie man die Scheibe bewegt."

Die Gedanken kreisen um Schwenningen: Helmut de Raaf winkt nach zehn Jahren als Nachwuchs- und Co-Trainer wieder ein Chefposten in der DEL. (Foto: Andreas Pranter/Gepa)

Der mit 1,76 Meter eher klein gewachsene Verteidiger zeigte in beiden Spielen seine läuferische Klasse. Viel laufen, "smart" spielen und sich aus "Schwierigkeiten" heraushalten: Das ist Dehners Maxime, "denn viele Spieler sind größer als ich". Mit feiner Schlittschuhtechnik ist der Abwehrspieler indes prädestiniert dafür, die Scheibe mit Tempo aus dem eigenen Drittel zu führen. Das Wichtigste für Dehner ist aber, dass er endlich wieder im Spiel ist. Die vier Monate seien "hart" gewesen, sagt er, nach der Operation durfte er sechs Wochen lang nichts machen, dann startete die lange Rehabilitationsphase. Die Zeit ohne Eis war so lang, dass er nicht mehr genau weiß, wann er erstmals wieder auf dem Eis stand. Dehner durchlief einen "sehr langsamen Prozess", in dessen Verlauf seine Familie ihn stützte. "Sie hat mir geholfen, den Fokus auf die positiven Dinge zu richten, und meine Gedanken von den negativen Aspekten ferngehalten", erzählt er.

Während Dehner gewissermaßen durch die Drehtür wieder hereinkommt, scheint Co-Trainer Helmut de Raaf den Weg in die andere Richtung zu gehen: Der 53-Jährige wird von den Schwenninger Wild Wings umworben. Am Neckar könnte der neunmalige Nachwuchs-Meister mit den Mannheimer Jungadlern erstmals nach einem Intermezzo 2004/05 in Mannheim wieder einen DEL-Cheftrainerposten übernehmen. Die Verhandlungen seien "schon ziemlich weit", sagte Wild-Wings-Geschäftsführer Michael Werner dem Schwarzwälder Boten, "aber wir sind uns noch nicht ganz in allen Punkten einig". De Raaf, der in Ingolstadt krankheitsbedingt nicht an der Bande stand, bezeichnet den Tabellenletzten als "sehr interessante Station" und bestätigte "Interesse von beiden Seiten" sowie Gespräche mit Jürgen Rumrich, der am 1. Februar seinen Job als Sportmanager bei den Wild Wings antreten wird. Rumrich und de Raaf kennen sich aus gemeinsamen Nationalmannschaftszeiten. Jackson erklärte, dass er den ehemaligen Top-Torhüter auch kommendes Jahr "liebend gerne" an seiner Seite hätte, sagte aber auch, dass er ihm die Chance auf eine "bessere Position" nicht verbauen würde. De Raaf ließ durchklingen, dass die Entscheidung noch in dieser Woche fallen könnte.

"Guter Anfang": Jeremy Dehner, 27, hat nach verletzungsbedingter Pause seine DEL-Spiele Nummer fünf und sechs unbeschadet überstanden. (Foto: dpa)

Schon am Dienstag wird sich zeigen, wie gut der EHC die Niederlage vom Sonntag verkraftet hat. Dann gastieren die Münchner in Düsseldorf (19.30 Uhr) - mit Dehner, aber voraussichtlich ohne Garrett Roe (Oberkörperverletzung) und Richie Regehr (Krankheit), die bereits in Ingolstadt fehlten, sowie Matt Smaby, der nach einem Check in der Kabine verschwand.

© SZ vom 27.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: