Süddeutsche Zeitung

Deutsche Eishockey Liga:Genug ist nicht genug

Bei Meister München macht sich das Fehlen einiger wichtiger Spieler bemerkbar. Trotzdem setzt Don Jackson jüngere Kräfte nur sporadisch ein. In der Champions League gegen Malmö erhalten sie ihre Chance.

Von Christian Bernhard

Don Jackson sah keinen Grund, irgendetwas zu beschönigen. "Das war ein furchtbares Spiel von uns, ich bin sauer auf unsere Leistung", sagte der Trainer des EHC Red Bull München. Sein Team habe nicht gemacht, was es sollte, und zu langsam agiert. Als er etwa das Überzahlspiel ansprach, lächelte er erst gequält und sagte dann nur: "Es muss besser werden."

Die 2:4-Heimniederlage gegen den ERC Ingolstadt hat dem erfolgreichsten Trainer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht geschmeckt. Tabellarisch tat die Niederlage dem EHC nicht sonderlich weh, da er Mannheim, einen der vermeintlich härtesten Rivalen um den Titel, am Freitag nach Penaltyschießen 5:4 bezwungen hatte und am Sonntag auch das Spitzentrio Düsseldorf, Mannheim und Straubing verlor. Platz eins ist für die fünftplatzierten Münchner nur drei Zähler entfernt.

Vielmehr ist es die personelle Situation, die den Münchnern momentan zu schaffen macht. Nach Mads Christensen und Kapitän Michael Wolf fiel in Mannheim auch Stürmer Trevor Parkes aus. Der Zugang aus Augsburg zog sich eine Oberkörperverletzung zu, ihm drohen wie Wolf mehrere Wochen Pause. "Uns fehlen ein paar Schlüsselstürmer", sagte Verteidiger Ryan Button, der einen der zwei Münchner Treffer gegen Ingolstadt erzielt, vor dem 0:1 aber auch gewaltig gepatzt hatte.

Jackson wollte die Ausfälle nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir hatten genug Spieler, um das Spiel zu gewinnen", sagte der Trainer. Gegen Ingolstadt schickte er nur elf Stürmer aufs Eis, darunter die drei jungen Andreas Eder, 22, Jakob Mayenschein, 21, und Maximilian Daubner, 21. Wirklich zeigen konnte sich aus diesem Trio aber nur Daubner, der auf knapp zwölf Minuten Eiszeit kam, da er Parkes' Position in der Formation mit John Mitchell und Justin Shugg einnahm. "Eder hatte ein paar gute Chancen. Es wäre schön gewesen, wenn was reingegangen wäre", sagte Jackson. Der Stürmer, der am liebsten als Center spielt, meist aber auf dem Flügel eingesetzt wird, bekam allerdings nur sechs Wechsel und 4:33 Minuten Eiszeit, um sich anzubieten. Die meiste Zeit saß er so wie Mayenschein (sieben Wechsel, 5:32 Minuten auf dem Eis) auf der Bank. Viel Vertrauen bekamen sie nicht.

Das könnte sich am Dienstag (19.30 Uhr) ändern. Im vorletzten Gruppenspiel der Champions Hockey League (CHL) empfängt der EHC, der bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist, die Malmö Redhawks, die in der schwedischen Liga Rang zwei belegen. Dann ist Zeit für Experimente. Jackson kündigte nach dem Ingolstadt-Spiel an, dass zusätzlich zu Eder, Daubner und Mayenschein fünf weitere junge Spieler eine Chance erhalten werden. Das Spiel sei eine "gute Möglichkeit, ein paar unserer Jungen zu sehen", betonte er. Neben Verteidiger Emil Quaas, der in dieser Saison bereits zweimal CHL-Luft schnuppern durfte, Andreas Eders jüngerem Bruder Tobias sowie Torhüter Daniel Fießinger, die in der Oberliga zum Stammpersonal beim SC Riessersee gehören, stehen auch Justin Schütz, und Dennis Lobach aus dem Red-Bull-Farmteam im Kader. Jackson kündigte zudem an, einigen arrivierten Spielern eine Pause zu gönnen - Kandidaten dafür sind Derek Joslin und Jason Jaffray. Matt Stajan, der erst seit September in München ist, soll sowohl gegen Malmö als auch zwei Tage später beim Ligaspiel in Bremerhaven mitwirken und sich weiter akklimatisieren. Und auch Torhüter Kevin Reich darf sich wohl noch einmal beweisen. Der 22-Jährige erhielt nach der Ingolstadt-Pleite als einziger ein Lob von Jackson.

"Ich werde spielen, all zu jung sind wir also nicht", sagt Yannic Seidenberg, der in Wolfs Abwesenheit das Kapitänsamt innehat, mit einem Grinsen. Der 34-Jährige sieht das Spiel gegen die Schweden auch als Bewerbungschance für die Jüngeren im Team: "Sie bekommen mehr Eiszeit und können zeigen, was sie draufhaben." Seidenberg freut sich auch deshalb auf die Partie, da die internationalen Kontrahenten in der Gruppenphase nicht so akribisch auf die Münchner Spielweise eingestellt seien: "Das Gute ist, dass uns die Gegner in der CHL nicht so gut kennen wie hier in der Liga." Einer, den Seidenberg besonders gut kennt, wird de EHC vorerst nicht helfen: Dennis Seidenberg, Yannics älterer Bruder. Der Abwehrspieler, der nach 15 Jahren in der NHL keinen neuen Vertrag bekommen hat, will weiter mit den New York Islanders trainieren und sich so doch noch für einen Kontrakt in der nordamerikanischen Liga empfehlen. "In ein paar Wochen oder Monaten wird sich zeigen, ob es reicht oder ob er aufhört oder ob er rüber kommt", sagte Yannic Seidenberg. Falls er nach Deutschland kommen sollte, dann nach München, hatte Dennis Seidenberg während der WM im Mai angekündigt. Mit 37 Jahren würde er das Altersgefüge im Team nur unwesentlich beeinflussen.

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SZ vom 09.10.2018
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