Deutsche Eishockey Liga:Abwehr fängt beim Torwart an

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Immer schön den Kasten sauber halten: Kevin Reich bei der Hausarbeit in Düsseldorf. (Foto: GEPA pictures/City-Press; Gepa/oh)

EHC-Schlussmann Reich rettet den Münchner 2:1-Sieg in Düsseldorf.

Von Christian Bernhard, München

Der spielentscheidende Mann war leicht zu erkennen. Es war der, der sogar vom gegnerischen Maskottchen beglückwünscht wurde. Das zauberte dem nass geschwitzten Kevin Reich ein Lächeln ins Gesicht. Der Torhüter des EHC Red Bull München hatte soeben 35 von 36 Schüssen auf sein Tor abgewehrt und damit großen Anteil am sonntäglichen 2:1-Sieg in Düsseldorf gehabt. "Ich habe einfach Spaß, meine Arbeit mit den Jungs zu machen", sagte er. Reich hatte so viel zu tun, dass es Düsseldorfs Geschäftsführer Stefan Adam bei Magenta Sport in der zweiten Drittelpause "fast schon tragisch" fand, dass sein eigentlich dominantes Team im Mitteldrittel kein Tor erzielt hatte. So was räche sich oft, fügte Adam an - und sollte recht behalten. Andrew Bodnarchuck erzielte in der 49. Minute das 2:1. "Wir hatten heute nicht so viel Energie, aber wir haben einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen", sagte EHC-Trainer Don Jackson. "Wir hatten viel Glück im zweiten Drittel und haben dann ein glückliches Tor geschossen." Manchmal, sagte er in Richtung von DEG-Trainer Harold Kreis, "ist Eishockey so."

Beim EHC wissen sie, dass trotz der überaus erfolgreichen letzten Wochen spielerisch Luft nach oben ist. "Wir haben in letzter Zeit nicht unser bestes Eishockey gespielt", sagt Mads Christensen. Besonders auffällig ist, dass der EHC trotz seiner Bilanz von 17 Siegen aus 19 Spielen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) schon öfter mehr Schüsse zugelassen als abgegeben hat. In beiden Spielen am Wochenende war das so. Düsseldorf probierte es sogar fast doppelt so oft wie München (36:20).

"Generell war es immer so, dass wir mehr Schüsse als der Gegner hatten und kaum große Chancen zugelassen haben", sagte Frank Mauer. Dass die Münchner in den vergangenen Wochen trotzdem so gut wie jedes Spiel gewannen, habe "vielleicht über manches hinweg getäuscht", meinte der Nationalstürmer. "Da waren auch Spiele dabei, die wir hätten verlieren können." Das 3:4 (n.V.) gegen Nürnberg am Freitag - die erste Heimniederlage der Saison - sah er deshalb nicht nur negativ. "So ein kleiner Dämpfer tut uns in der Entwicklung gut, denn aus Niederlagen lernst du und wirst wieder heiß aufs gewinnen." In Düsseldorf war dieser Siegeshunger im Schlussdrittel zu erkennen. Da agierte der dreimalige Meister druckvoll. "Im letzten Drittel haben wir uns zusammengerissen", sagte Konrad Abeltshauser. Das gelingt den Münchnern so gut wie keinem anderen Team: Im DEL-Vergleich führt der EHC die Statistik im dritten Abschnitt mit einer Differenz von plus 15 Toren an.

Der Sieg in Düsseldorf war allerdings nicht der erste, den die Münchner Torhüter sicherten. Reich führt die Statistiken sowohl in der Rubrik Gegentorschnitt (1,6 pro Partie) als auch Fangquote (95 Prozent) an, Danny aus den Birken ist jeweils in den Top vier. Dass der EHC über die beste Defensive der Liga (37 Gegentore in 19 Partien) verfügt, hat viel mit der Form seiner Torhüter zu tun. Jackson hatte nach dem 3:4 gegen Nürnberg angemerkt, dass sein Team "seit einigen Spielen" zu viele Konter zulasse. Frank Mauer gefiel nicht, dass der EHC in der Schlussphase des Nürnberg-Spiels "nur noch offensiv gedacht" habe, weil er "zu geil auf das vierte Tor" gewesen sei. "Das ist eigentlich nicht unsere Art", fand Mauer.

In Düsseldorf war es nicht ihre Konteranfälligkeit, die den Münchnern Probleme bereitete. Diesmal gestatteten sie dem Gegner zu viele freie Schüsse von der Blauen Linie. "Da müssen wir früher dran sein", sagte Yasin Ehliz, der das 1:0 erzielt hatte. Dass das den Münchnern nicht gelang, mag mit den vielen Spielen in der jüngsten Zeit zusammenhängen. Die dritte Partie innerhalb von sechs Tagen hinterließ beim Tabellenführer Spuren. "Wir laufen nicht genug Schlittschuh und gewinnen zu wenig Zweikämpfe", bemängelte Patrick Hager nach dem Mitteldrittel. "Die Jungs haben einiges in den Knochen", fügte Reich an.

Schon am Mittwoch (20 Uhr, Olympia-Eishalle) werden diese Knochen erneut belastet, dann steht das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Yunost Minsk an. Womöglich sind die angeschlagenen aus den Birken und Yannic Seidenberg dann wieder mit dabei. Sicher ist, dass die Münchner variabel sind. DEG-Torhüter Mathias Niederberger beschrieb es so: "Auch wenn sie mal nicht die meisten Spielanteile haben, machen sie sehr viele Sachen richtig."

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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