Derby SV Heimstetten gegen SV Pullach:Klassentreffen ohne Lehrer

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Dich kenn' ich doch? Gleich zweimal überwindet der ehemalige Pullacher Orhan Akkurt für den SV Heimstetten den ehemaligen Heimstettner Marijan Krasnic im Pullacher Tor. (Foto: Claus Schunk)

Zwischen Heimstetten und Pullach gibt es zahlreiche personelle Verquickungen. Das Auftaktduell der beiden endet 2:2 - ein Ergebnis, das keinen zufriedenstellt.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

"Ja, wo ist denn der Schmöller?" Vielen Zuschauern fiel sofort auf, dass der Meistertrainer des SV Pullach beim prestigeträchtigen Saisonauftakt gegen den SV Heimstetten fehlte. Aus beruflichen Gründen, wie SV-Manager Theo Liedl mitteilte. Wie eng die persönlichen Bande zwischen den Vereinen sind, untermauerte eine 15 Jahre alte Anekdote des SV-Präsidenten Ewald Matejka. Im Herbst 2002 war Schmöller gerade Trainer des Bezirksoberligisten Heimstetten geworden, in einer seiner ersten Partien ging es gegen den SV Pullach. Auch damals fehlte Schmöller - Hochzeitsreise. Nach dem Spiel rief er Matejka an, um den Ausgang der Partie zu erfragen. "10:0 für uns", sagte Matejka. Schmöller antwortete: "Nee, im Ernst jetzt." - Matejka: "Doch, 10:0." Es war der Beginn einer jahrelangen Freundschaft.

Diesmal ging der SV Pullach nicht unter, das Bayernliga-Derby verlief ausgeglichen, aber ein munteres Spielchen verpasste Schmöller erneut. Eines, in dem sich hernach beide Seiten über den 2:2 (1:0)-Endstand ärgerten. "Unter dem Strich hätten wir es aufgrund der besseren zweiten Halbzeit für uns entscheiden müssen" fand Pullachs Liedl. "Es hört sich vielleicht blöd an, weil wir erst spät den Ausgleich gemacht haben, aber es war eine gefühlte Niederlage", sagte Heimstettens neuer Trainer Christoph Schmitt, und verwies auf die enttäuschten Gesichter seiner Spieler.

Eigentlich hatten die Gastgeber einen perfekten Start gehabt: Angriff um Angriff rollte auf das Tor des Vorjahresmeisters, alles wirkte leichtfüßig, und nach fünf Minuten zappelte der Ball auch schon im Netz: Sebastiano Nappo hatte zwar aus acht Metern freistehend den Ball nicht richtig getroffen, dafür stand Orhan Akkurt direkt neben dem Tor und machte das, was er am besten kann: treffen. Er verpasste dem Flachschuss mit der Hacke den entscheidenden Richtungswechsel ins Netz. Pullachs Torwart Marijan Krasnic, im Sommer aus Heimstetten gekommen, plädierte noch auf Abseits, ehe er frustriert den Ball aus dem Netz holte.

Pullach tauchte meist nur mit Standards gefährlich vor Heimstettens Tor auf. Das lag auch daran, dass die Abwehr der Gastgeber gegnerischen Offensivdrang gerne mit Fouls stoppte und binnen 14 Minuten vier gelbe Karten kassierte. Weshalb ein Ex-Pullacher in seinem ersten Ligaspiel für den neuen Klub schon zur Pause gelb-rot-gefährdet raus musste. "Das war dem Trainer ein bisschen zu gefährlich. Muss man akzeptieren. Ich hätte liebend gerne weitergespielt, ich war eigentlich gut im Spiel", fand Peter Beierkuhnlein. Dass es gleich zum Auftakt gegen sein altes Team ging, sah er als "i-Tüpfelchen". Er sei auf der Suche nach neuen Herausforderungen. "Ich glaube nicht, dass man mit 29 Jahren aufhören muss, etwas dazuzulernen." In Heimstetten spielt er erstmals in seiner Karriere Innenverteidiger.

Ein wenig ging die Ordnung verloren nach der Pause, Pullach drehte das Spiel. Den Ausgleich erzielte Lukas Dotzler nach einem schlauen Solo von Martin Bauer (53.). Dotzler war kurz zuvor eingewechselt worden, weil sich Routinier Bernd Häfele verletzt hatte - Liedl befürchtet, dass sich der ehemalige Heimstettener einen Bänderriss zugezogen hat. Zum 2:1 traf Jan Penic nach Solo von Max Zander (76.). Der vom Bezirksligisten Forstinning gekommene Angreifer hatte etwas überraschend den Vorzug vor Dotzler bekommen.

Dem 2:2 wiederum ging ein Ballverlust voraus, "den man sonst nur in der C-Jugend sieht", meckerte Liedl, "und natürlich wieder einmal bestraft von Herrn Akkurt". Der ehemalige Pullacher Akkurt, der in der 86. Minute einen starken Antritt von Daniel Wellmann vollendete, brachte sich schon am ersten Spieltag wieder in Stellung für die Torjägerkrone. Passend zu den vielen Verquickungen zwischen beiden Teams meinte Beierkuhnlein dann noch: "Wir werden am Ende der Saison ungefähr auf gleichem Niveau sein." Aber wo? "Am liebsten auf Platz eins. Aber bestimmt besser als Platz sechs." Er muss es wissen.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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