Derby in der Landesliga:Das Lauf-Duell

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Direkte Ecke: Oberweikertshofens Spielertrainer Ömer Kanca (re.) verpasst den angeschnittenen Ball knapp, Torwart Ignjatovic ist geschlagen (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Fußball-Landesligaderby der Südwest-Gruppe zeigt sich, wie wichtig Selbstvertrauen im Sport ist: Olching hat davon zurzeit mehr als der Tabellenletzte Oberweikertshofen mit seinem neuen Spielertrainer Omer Kanca.

Von Stefan Galler, Egenhofen/Olching

Es passte irgendwie zur aktuellen Situation der beiden Kontrahenten: Der einzige Treffer war nämlich ein direkt verwandelter Eckball, den der Olchinger Lukas Kopyciok mit viel Schnitt zur Mitte trat und davon profitierte, dass Oberweikertshofens Torwart Dragan Ignjatovic zu Boden ging. Die Kugel fand den Weg ins Tor, die Aktion sollte das Derby der Fußball-Landesliga Südwest entscheiden, in dem sich die beiden Teams aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck gegenüberstanden, die jeweils das Kürzel SCO tragen.

Die Szene in der 35. Minute der Partie am Mittwochabend verdeutlichte zweierlei: Den Olchingern geht momentan alles auf, was sie sich vornehmen, der Erfolg gegen den Nachbarn war der fünfte Sieg in Serie, nachdem man zuvor aus fünf Partien nur einen Zähler geholt hatte. Die Talsohle scheint endgültig durchschritten zu sein, für Trainer Dario Casola 32, keine große Überraschung: "Wenn es läuft, dann läuft es. Anfangs hatten wir Probleme, aber ich bin nicht davon überrascht, dass wir jetzt zu unserer Form gefunden haben. Mir war klar, dass wir eine gute Mannschaft haben", sagte der Deutsch-Italiener, der früher als Spieler, Jugendcoach und Trainer der ersten Mannschaft lange Jahre für den SV Planegg-Krailling tätig gewesen war.

Die zweite Erkenntnis aus dem kuriosen Tor: Dem SC Oberweikertshofen gelingt derzeit fast nichts, alle irdischen und extraterrestrischen Mächte scheinen sich gegen den Tabellenletzten verschworen zu haben. Denn der Treffer war durchaus umstritten: Während für Olching kein Grund bestand, an seiner Rechtmäßigkeit zu zweifeln, monierten die Oberweikertshofener, dass Keeper Ignjatovic von Olchings Louis Frank umgerempelt worden sei. "Er hat sogar eine Rippenprellung", betonte Oberweikertshofens Manager Uli Bergmann später. "Das hätte Schiedsrichterin Karmann sehen müssen."

Anfang der Woche klärt sich, ob Kanca in Oberweikertshofen Spielertrainer bleibt

Insgesamt machte Bergmann einen leichten Aufwärtstrend bei seinem Team aus, das nach elf Partien erst einen Sieg auf dem Konto hat und die letzten vier Partien allesamt verlor. Nachdem Trainer Sven Kresin am Wochenende seinen Rücktritt eingereicht hatte, ist als Interimslösung Routinier Ömer Kanca, 28, eingesprungen. Der frühere Drittligaprofi (SpVgg Unterhaching) agiert als Spielertrainer und würde den Posten wohl auch gerne behalten. "Er bleibt zunächst mal bis zum Landsberg-Spiel am Samstag verantwortlich, dann werden wir die Situation analysieren", sagt Manager Bergmann. "Es kann aber auch sein, dass Ömer weitermacht." Seit Kresins Weggang erreichen den Verein immer mehr Anfragen von Trainern, die gerne anheuern wollen. "Wir werden Anfang der kommenden Woche entscheiden, wie wir weitermachen", legte Bergmann fest.

Gegen Olching hatte Kanca jenen Spielern eine Bewährungschance gegeben, "die die letzten Spiele versemmelt haben" (Bergmann). Letztlich habe man aber keinen Zugriff im Mittelfeld bekommen, weshalb Stürmer Daniel Jais "in der Luft hing", erläuterte Bergmann, der neben seiner Tätigkeit in Oberweikertshofen Geschäftsführer beim Regionalisten FC Pipinsried ist. "Ein kampfbetontes Derby, bis zum Sechzehner haben beide Teams gut gespielt, dann dominierten die Abwehrreihen."

Olchings Trainer Dario Casola wollte dann doch festhalten, dass der Sieg für sein Team absolut in Ordnung ging: "Wir waren in allen Bereichen kompakter und hatten auch noch einige Chancen, in der zweiten Halbzeit vorzeitig alles klar zu machen." Er spielte vor allem auf die vergebenen Möglichkeiten von Roman Fuchs und Maximilian Murphy an. Trotz aktuell Platz fünf in der Tabelle will der Coach keine vollmundigen Prognosen wagen: "Erstes Ziel ist es, den Klassenerhalt zu sichern. Danach wollen wir besser abscheiden als letztes Jahr." Damals waren die Olchinger auf Platz 13 durchs Ziel gegangen.

Der Lokalrivale Oberweikertshofen hat dagegen längst mit dem Abstiegskampf begonnen. Er liegt bereits sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer. "Natürlich ist das eine schwere Phase, aber ich bin sicher, dass wir da auch wieder herauskommen", sagt Uli Bergmann.

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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