DEL:Logisch, locker und leicht

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Läuft: Yasin Ehliz (rechts) kommt in seiner neuen Angriffsreihe bestens zurecht. Mit seinem Doppelpack gegen die Pinguins kam er zuletzt auf neun Treffer in sechs Partien. (Foto: Markus Fischer/imago images/Passion2Press)

Mit 6:2 setzt sich der EHC Red Bull München gegen Bremerhaven durch. Es ist der achte Erfolg in Serie. Am Montag kann sich das Team von Don Jackson nun sein Champions-League-Ticket sichern.

Von Christian Bernhard, München

Wenn es doch immer so einfach wäre - das Spielen und das Erklären. "Wir haben vorne unsere Chancen genutzt und hinten nicht viel zugelassen", erklärte Justin Schütz ziemlich schlüssig am späten Freitagabend, "deswegen gewinnen wir 6:2." Die Ausführungen des Angreifers des EHC Red Bull München klangen logisch, locker und leicht. So, wie der EHC im Moment in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) eben auftritt. Der deutliche Heimsieg gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, immerhin Tabellenzweiter der DEL-Nord-Gruppe, am Freitag war Münchens Sieg Nummer acht nacheinander. Einen Tag zuvor hatte er sich 4:3 gegen Wolfsburg durchgesetzt, drei Tage zuvor 5:0 in Berlin. Kein Team der Liga hat derzeit, so kurz vor dem Start der Playoffs am 20. April, einen besseren Lauf. "Wir dominieren fast jede Partie", sagte Schütz bei Magentasport, "es läuft grad ziemlich gut."

Das Gute aus EHC-Sicht: An Möglichkeiten, diesen Lauf schon dieser Tage fortzusetzen, mangelt es nicht. An diesem Montag kommt es zum "Rückspiel" in Bremerhaven (20.30 Uhr), tags darauf absolviert die Mannschaft von Trainer Don Jackson ihr viertes Spiel innerhalb von sechs Tagen in Wolfsburg (20.30 Uhr). Die Münchner haben inmitten der intensivsten Saisonphase ihren Rhythmus gefunden. Die 142-Tore-Offensive, und damit mit großem Abstand die treffsicherste der Liga, läuft schon die ganze Saison über rund - neu ist, dass sich das Jackson-Team zuletzt auch defensiv wieder stabilisiert hat. Das Timing der Leistungssteigerung passt mit Blick auf den Playoff-Start. "Besser jetzt, als dass du in der Mitte der Hauptrunde gut spielst und am Ende dann nachlässt", sagte Schütz zum EHC-Lauf. "Klar, wir hatten unsere Schwächephasen, aber jetzt haben wir unser Spiel gefunden." Jackson hat mit seinem Trainerteam ein gutes Kräfte- und Energie-Management inmitten dieser vielen Spiele in kurzer Zeit hinbekommen. "Die Trainingseinheiten sind nicht so lang und spritzig", erklärte er. Dazu wachse das Selbstverständnis in der Kabine.

Mit einem Sieg in Bremerhaven wäre München auf alle Fälle der beste Gruppenzweite.

Auch deshalb kann der EHC nun schon in Bremerhaven die direkte Qualifikation für die nächstjährige Champions Hockey League (CHL) eintüten. Neben dem Meister und den beiden Gruppensiegern aus der Nord- und Südstaffel qualifiziert sich auch der bessere Gruppenzweite direkt für die nächste CHL-Saison. Die Adler Mannheim sind in der Süd-Gruppe für die Münchner trotz des Aufschwungs nur noch theoretisch einzuholen, doch mit einem Dreier im hohen Norden könnten sowohl der ERC Ingolstadt als auch Bremerhaven die Münchner rechnerisch nicht mehr als besseren Gruppenzweiten ablösen.

Erfreulich waren beim 6:2 gegen die Pinguins nicht nur der Doppelpack von Yasin Ehliz, der nunmehr neun Tore in seinen vergangenen sechs Partien erzielt hat, und die gute Harmonie der kürzlich erst geformten Angriffslinie um Maximilian Kastner, John-Jason Peterka und Ehliz, sondern auch die Rückkehr von Verteidiger Keith Aulie. Der Kanadier hatte knapp zwei Monate aufgrund eines familiären Trauerfalls verpasst und brachte gleich wieder seine Physis und Präsenz aufs Eis. "Er ist ein Elite-Verteidiger und ein guter Leader", sagte Jackson über den 31-Jährigen. Bei seinen vier verletzten Angreifern muss sich der erfolgreichste Trainer der DEL-Geschichte allerdings noch gedulden. Mit Kapitän Patrick Hager plant er aufgrund einer "ungewöhnlichen" Unterkörperverletzung erst zu den Playoffs, bei Andrew Ebbett dauere es noch ein bis zwei Wochen. Philip Gogulla werde noch zwei oder drei Spiele fehlen, sagte Jackson, und Mark Voakes' Zustand sei noch ungewiss. Es stünden noch weitere Untersuchungen aus, erklärte er.

Auch der EHC bestätigt einen Coronafall, nennt aber keinen Namen.

Dazu kommt das Thema Corona, das auch bei den DEL-Beteiligten wieder mehr in den Fokus gerät, da sowohl im deutschen Profi-Eishockey als auch im Profi-Fußball zuletzt gleich mehrere Mannschaften von den lokalen Gesundheitsbehörden in häusliche Quarantäne geschickt worden sind. Jackson lobte die DEL für die Umsetzung ihres Konzepts, sie habe diesbezüglich "womöglich den besten Job in der Sport-Welt" gemacht, findet er. Um auch durch die Endphase der Saison, inklusive Playoffs, gut durchzukommen, braucht es laut Jackson zwei Dinge: "Eine Menge Hingabe und auch ein bisschen Glück", schließlich gehe jeder Spieler zum Einkaufen und kümmere sich um seine Familie. Jackson verriet zudem, dass es beim EHC jüngst einen Coronafall gegeben habe, ohne ihn namentlich zu nennen. Bremerhavens Trainer Thomas Popiesch ist "guter Hoffnung", das Thema Corona in den letzten Saisonwochen gut zu überstehen, "aber die Sorge ist natürlich immer da." Jetzt gehe es darum, "seine Sinne nochmal zu schärfen", betonte er, "und alles nochmal aufs Minimum zu reduzieren."

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